Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES: PAULUS, DER MISSIONIERENDE APOSTEL

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Der erste Brief an die Korinther

Aus der Februar 1977-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der wichtige Brief, den wir als den ersten Brief an die Korinther kennen, vermittelt uns das beste Bild christlicher Gottesverehrung, das uns im Neuen Testament überliefert ist. Vermutlich im Frühjahr des Jahres 55 n. Chr. geschrieben, gewährt uns der Brief einen getreuen Einblick in das Leben der frühen Christen — ihr gemeinsames Mahl, ihr Prophezeien und Sprechen in Zungen; er berührt den Status der Frau in der Gemeinde zu Korinth und behandelt brennende Probleme der Moral und Ehe, und dabei geht es ihm vor allem um folgendes: die Verpflichtung zu Christus und zu christlicher Liebe.

Nach der üblichen Einleitung, mit ihren Grüßen und Danksagungen, wendet sich der Apostel dem eigentlichen Anliegen zu: „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch den Namen unsers Herrn Jesus Christus, daß ihr ... lasset nicht Spaltungen unter euch sein“ (1:10). Anstatt als eine Gruppe zusammenzuhalten, beanspruchten einige, „paulisch“, andere „apollisch“ oder „kephisch“ (von Petrus) und wieder andere „christlich“ zu sein. Paulus tadelt diese Streiterei. „Ist Christus nun zertrennt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf des Paulus Namen getauft?“ (V. 12, 13.)

In der Einleitung hatte er ihre Vortrefflichkeit in Sprache und Wissen gepriesen; jetzt ermahnt er sie, die Botschaft des Kreuzes nicht durch menschliche Weisheit zu ersetzen. Später im Brief führt Paulus diesen Gedanken noch weiter aus, indem er die prahlerische Weisheit der Welt den höchsten, aber einfachen Offenbarungen des Geistes gegenüberstellt.

Die Uneinigkeit der Korinther über das Lehren betrachtet er als einen Mangel an geistiger Reife. Er zieht einen lebhaften Vergleich zwischen dem weltlichen Stolz und Reichtum der Korinther und den demütigenden Entbehrungen, die er und die anderen Apostel um Christi willen ertragen mußten.

Was die Moral angeht, waren nicht die Korinther gewaschen, geheiligt und umgewandelt worden, indem sie Christen wurden? Ihr altes Verhalten kann angesichts der neuen Lehre keineswegs gutgeheißen werden. „Preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes“ (6:20 — n. der engl. Bibel).

Vielleicht trafen an dieser Stelle Boten aus Korinth mit der sehr verspäteten Antwort auf seinen ursprünglichen Brief ein (s. 16:17), denn Paulus macht einen neuen Anfang: „Wovon ihr aber mir geschrieben habt“ (7:1). Sie hatten angefragt, ob es für Christen falsch sei zu heiraten, worauf er antwortete, daß es sicherlich zulässig sei und sogar ratsam, wenn es gilt, die Moral zu bewahren, doch „ich wollte wohl lieber, alle Menschen wären, wie ich bin; doch ein jeglicher hat seine eigene Gabe von Gott“ (7:7). Er behandelt dann verschiedene Aspekte der Ehe und Scheidung — alles im Hinblick auf das bevorstehende Kommen Christi. „Denn das Wesen dieser Welt vergeht“ (V. 31).

Ein anderes verwickeltes Problem der frühen christlichen Gemeinde betraf die Speise, die den Götzen dargebracht worden war. Alles zum Kauf angebotene Fleisch war ganz gewiß schon einmal in irgendeinem Tempel den Göttern geopfert worden. Sollten die Christen völlig auf den Genuß von Fleisch verzichten?

Zumindest einige der Korinther waren sicher, die Antwort darauf gefunden zu haben: es schade nichts, Speise zu sich zu nehmen, die Göttern, die doch nicht existierten, geopfert worden sei. Paulus aber dachte im Sinne christlicher Brüderlichkeit. Was könnte die Auswirkung sein, wenn man seine vollständige Freiheit in Anspruch nähme? Wie könnte es auf das Gewissen eines schwächeren, vielleicht erst kürzlich bekehrten Mitglieds wirken, das sich nicht wohlfühlt, weil es glaubt, beim Genuß solcher Speise wieder an einem heidnischen Ritus teilzunehmen? Paulus erläutert, daß er sich als Apostel berechtigt gefühlt haben könnte, vieles zu tun, daß er aber im Dienste Christi freiwillig auf seine Freiheit verzichtete. „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre“ (10:31).

Paulus’ kurze Antwort auf die nächste Frage — ob Frauen in der Kirche einen Schleier tragen sollten — mag lediglich traditionsgebunden sein. Er besteht darauf, diesen Brauch beizubehalten, den die christlichen Frauen von den Juden übernommen hatten und der ein Zeichen der Bescheidenheit war. Er bezieht sich sogar auf das zweite Kapitel des ersten Buches Mose, um dies zu erhärten, und weist darauf hin, daß Gott die Frau als zweite schuf, also dem Mann untertan, doch er wendet sich schnell von diesem Thema ab und erwähnt die christliche Stellung von Mann und Frau, nämlich daß sie nicht voneinander getrennt sind „in dem Herrn“ (11:11).

Es war Brauch bei den frühen Kirchen, von Zeit zu Zeit ein agape, oder „Liebesfest“, abzuhalten, bei dem die Jünger sich in Brüderlichkeit versammelten. Anstatt den Charakter einer brüderlichen Zusammenkunft zu bewahren, hatten die Korinther zugelassen, daß es zu einem Vorwand für Rivalität und Völlerei wurde. Paulus hält hier den Ablauf jenes anderen gemeinschaftlichen Mahls vor Augen, das Abendmahl des Herrn, die ursprüngliche christliche Feier, und gibt eine ernste und eindrucksvolle Beschreibung seiner heiligen Bedeutung. Das Abendmahl des Herrn wurde nicht begangen, um den Hunger zu stillen, sondern sollte als Erinnerung an Christus Jesus dienen.

Paulus sagt weiter, daß jedes Mitglied der christlichen Gemeinschaft seinen eigenen Anteil an „geistlichen Geben“ habe (12:1). Einer mag sich in Weisheit hervortun, ein anderer im Wissen, einer im Glauben, ein anderer in seiner Fähigkeit zu heilen; einer mag sich hervortun als Prophet oder in der Lage sein, zu erkennen, was wahre Prophezeiung ist; ein anderer mag in Zungen reden oder sie deuten. All dies komme von dem einen Geist; wie die einzelnen Glieder des Körpers, so habe auch jedes Mitglied seine eigene wichtige Aufgabe für alle zu verrichten. „Strebet aber nach den besten Geben!“ — später wird Paulus erklären, daß verständliche Prophezeiung für die Kirche insgesamt viel nützlicher ist als nicht ausgelegte Glossolalie —, „und ich will euch noch einen köstlicheren Weg zeigen“ (12:31). Dann beginnt jene denkwürdige Abhandlung über die Liebe, die viel eher als ein Gedicht bezeichnet werden sollte — das dreizehnte Kapitel des ersten Briefes an die Korinther.

In den meisten modernen Übersetzungen wurde das griechische Wort agape wörtlich als „Liebe“ übernommen. (Leser der King-James-Ausgabe der Bibel sind mit der Übersetzung „Nächstenliebe“ vertraut, einem Wort, das im 17. Jahrhundert gebräuchlich war.) Mit diesem einen Wort „Liebe“ gab Paulus eine Lösung für die Probleme seiner Leser. Hätte der Apostel ein vollkommeneres Mittel anbieten können, um der Zwietracht, der Eifersucht und dem Stolz auf menschliche Weisheit, die unter den Korinthern herrschten, entgegenzuwirken? All die verschiedenen Geben, die solche häßliche Rivalität unter den von Paulus in Korinth Bekehrten hervorgerufen hatten, erschienen von geringer Bedeutung, wenn sie im alles durchdringenden Sonnenlicht der Liebe gesehen wurden, das ewig weiterscheinen wird, wenn alle diese Dinge in Vergessenheit geraten sind.

Paulus hat nun seinen Brief fast beendet, aber er muß seinen Lesern noch eine letzte Lehre verdeutlichen: die der Auferstehung von den Toten. Was er hier über Jesu eigene Auferstehung sagt, ist unser frühestes und wichtigstes Zeugnis; er zählt diejenigen auf, die den Meister nach diesem Ereignis gesehen hatten, und auch sich selbst aufgrund der Umwandlung, die er erlebt hatte. Einige seiner Leser hatten die Möglichkeit der Auferstehung angezweifelt, deshalb macht er es klar, daß Jesus nicht nur selbst von den Toten auferstanden war, sondern auch für andere den Weg gewiesen hatte und „der Erstling geworden [war] unter denen, die da schlafen“ (15:20). Wenn das Sterbliche schließlich die Unsterblichkeit anzieht, dann wird die Prophezeiung erfüllt sein: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg“ (V. 54).

Das letzte Kapitel dieses wie auch seiner anderen Briefe enthält hauptsächlich Grüße und praktische Hinweise. Paulus ruft die Korinther auf, wie schon zuvor die Galater, für die Notleidenden in Jerusalem zu spenden. Er rechnet damit, Korinth bald zu besuchen, vielleicht sogar den Winter dort zu verbringen. Nach verschiedenen Belehrungen und Ermahnungen schließt er diesen wichtigen Brief mit den zärtlichen Worten: „Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus!“

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Februar 1977

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.