Manchmal sehen wir uns vor die Aufgabe gestellt, zwischen zwei offensichtlich nicht miteinander zu vereinbarenden und eventuell unangenehmen Alternativen entscheiden zu müssen. Vielleicht drohen uns, wenn wir die Wahl nach unserem Gewissen treffen, Komplikationen und Schwierigkeiten; die andere Alternative verspricht weniger Aufregung, aber wir fühlen uns nicht wohl bei der Sache. Nach langem innerem Ringen entscheiden wir uns — manchmal für die eine, manchmal für die andere Alternative. Die Erfahrung zeigt, daß das Gewissen der sicherste Führer ist, aber Zwangslagen treten immer wieder auf, bis wir deren Täuschung mit Hilfe des Lichts der göttlichen Führung durchschauen.
Ich erinnere mich noch gut an die Anfechtungen, denen ich ausgesetzt war, als ich mich um Mitgliedschaft in einer Kirche Christi, Wissenschafter, bewerben wollte. Ich erkannte, daß die Christliche Wissenschaft der Menschheit die wissenschaftliche Grundlage der Heilungswerke Jesu dargelegt hatte und daß sie völlige Erlösung von der Versklavung durch Sünde, Krankheit und Tod gewährt. Diese Wissenschaft zeigt, daß das geistige Reich in uns die Wirklichkeit ist. Das war mir bewiesen worden. Es war klar, daß diese erlösende Wahrheit durch die christlich-wissenschaftliche Bewegung, die Mrs. Eddy gegründet hatte, zu mir gekommen war und daß sie ihren Zweck nicht mehr weiter würde erfüllen können, wenn sie nicht aktiv von denen unterstützt würde, die durch sie gesegnet worden waren. Ja, wenn nicht die Bewegung in der Vergangenheit von so vielen unterstützt worden wäre, hätte ich vielleicht nie von der Christlichen Wissenschaft gehört!
Für mich bestand das Dilemma darin, daß viele Menschen auf meine geschäftliche Tätigkeit angewiesen waren, und diese Verantwortung nahm meine ganze Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch. Ich mußte mich entscheiden, welche der beiden Pflichten ich vernachlässigen sollte. Keine der Alternativen schien richtig zu sein. Obwohl ich mich schließlich für die Kirchenmitgliedschaft entschied, stellte sich mit der Zeit heraus, daß ich zwar die richtige Wahl getroffen hatte, aber innerlich nicht bereit gewesen war, mir von der Christlichen Wissenschaft zeigen zu lassen, wie ich meine Entscheidung mit Gott treffen mußte. Ich hatte mich rein menschlich entschieden, ohne zum Kern des Problems vorgedrungen zu sein.
Dies wurde einige Jahre später offensichtlich, als sich eine ähnliche Situation ergab. Ein Rückgang der Geschäfte führte zu ernsthaften Problemen, die doppelte Anstrengungen und viele Überstunden notwendig machten. Meine Geschäftspartner waren sehr besorgt. Gerade zu der Zeit wurde ich gebeten, in der Kirche ein Amt zu übernehmen, das mich viel Zeit und einige finanzielle Auslagen kosten würde. Es fehlte mir jedoch an Zeit und Geld. Im ersten Augenblick wollte ich murren: „Da haben wir wieder das alte Problem!“ Ich hatte jedoch mittlerweile genug gelernt, um zu wissen, daß ich mich im Gebet an Gott wenden und eine heilende Lösung erwarten konnte.
Als erstes mußte ich die Versuchung zurückweisen, mir von der Situation diktieren zu lassen, was ich zu tun hatte, und mich durch sie zu einer Entscheidung bewegen zu lassen, die sich auf den falschen, widerspruchsvollen Augenschein gründete. Ich befaßte mich mit den folgenden Worten Mrs. Eddys: „Es ist unmöglich, von zwei Standpunkten aus zu arbeiten. Wenn wir dies unternehmen, werden wir bald, dem einen anhangen und den anderen verachten‘.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 182;
Im Gebet hielt ich an der Einheit, der Allheit des Gemüts fest. Ich behauptete nachdrücklich, daß das unendliche, intelligente Gemüt keine Probleme kennen kann. Das göttliche Gemüt kennt nur Harmonie. Der Mensch, die vollständige Idee Gottes, wird dieser Harmonie immerdar teilhaftig. „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan“ Matth. 7:7;, verhieß uns Christus Jesus.
Zuversichtlich bejahte ich diese Wahrheiten. Ich merkte jedoch, daß ich, obwohl ich bestrebt war, an der Tatsache des einen Gemüts festzuhalten, in Versuchung geriet, zwischen zwei gegensätzlichen Möglichkeiten des materiellen Augenscheins zu wählen. Ich erwachte zu der Erkenntnis, daß die ganze unharmonische Situation eine irrige Annahme war, ein Glaube an Begrenzung, an eine scheinbare Trennung des Menschen von seinem göttlichen Prinzip, Gott.
Ich sah, daß es nichts half, wenn ich mich entschloß, die eine Verpflichtung zu übernehmen und die andere zu vernachlässigen. Es gab eigentlich gar nicht zwei Möglichkeiten. In beiden Fällen handelte es sich um ein und dieselbe irrige Annahme, daß es nämlich Lösungen geben könne, die nicht auf der Einheit des unendlichen Gemüts beruhen.
Mit dieser Erkenntnis verließ mich jedes Gefühl der Belastung, jedes Bewußtsein eines Problems oder einer Krise, und ich konnte meine Entscheidung voller Vertrauen treffen. Diese Entscheidung und die Erkenntnis, daß die beiden Alternativen des Dilemmas eins und endlich waren und daß wir wirkliche heilende Lösungen immer finden, wenn wir uns an die Quelle aller rechten Ideen — die göttliche Liebe — wenden, inspirierten mich sofort mit guten, wirkungsvollen, problemlösenden Gedanken. Ich war nicht nur in der Lage, meine Pflichten gegenüber der Kirche mit Erfolg zu erfüllen, sondern es taten sich auch konstruktive Wege auf, die das Unternehmen unmittelbar aus seinen Schwierigkeiten heraushoben und es auf eine bessere Grundlage stellten, ohne daß übermäßig viele Arbeitsstunden erforderlich waren.
Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, finden wir den richtigen Ausgangspunkt: „Wenn wir in der Wissenschaft des Gemüts von Ursache auf Wirkung schließen, fangen wir mit Gemüt an das durch die Idee, die es ausdrückt, verstanden werden muß und nicht von seinem Gegenteil — der Materie — aus erfaßt werden kann. Auf diese Weise gelangen wir zur Wahrheit oder Intelligenz, die ihre eigene, unfehlbare Idee entwickelt und niemals mit menschlichen Illusionen auf einer Stufe stehen kann.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 467.
Wenn wir das Dilemma durchschaut und den aggressiven und verwirrenden Alternativen jede Macht oder Wirklichkeit abgesprochen haben, haben wir das Übel mit der Wurzel ausgerottet. Dann stellen wir fest, daß wir bereit sind, die immer gegenwärtige Lösung der Liebe zu akzeptieren. Wenn wir die täuschenden Suggestionen sofort durchschauen, ohne uns in die Annahme von zwei Gemütern zu verstricken, und uns sofort im Gebet an Gott wenden, schöpfen wir aus der unendlichen Quelle der Liebe, aus der göttliche Intelligenz strömt, und wir bemerken dann, daß wir den Weg sehen können. Wir stellen fest, daß wir mit der nötigen Weisheit ausgestattet sind, so daß wir allen rechtmäßigen Verpflichtungen in harmonischer Weise und uneingeschränkt nachkommen können. Das schließt Pflichten gegenüber der Welt, unserem Land, unserer Kirche, unserer Familie, unseren Freunden und unserem Beruf ein.
Ideen, die uns aufgrund von Gebet kommen, stammen von der göttlichen Liebe und sind liebevoll. Sie begünstigen nicht den einen auf Kosten eines anderen. Sie segnen die ganze Menschheit.