Von Christus Jesus wurde gesagt, daß kein Mensch je so gesprochen habe wie er. Seine Worte kamen der Sprache des Geistes sehr nahe, und er sagte voraus, daß alle diejenigen, die da glauben, als mitfolgendes Zeichen in neuen Zungen reden würden (s. Mark. 16:17). Wo kann man die neue Zunge erlernen? Ist die neue Zunge eine unbekannte Sprache? Wer kann sie sprechen? Und wie kann sie verstanden werden? Die Christliche Wissenschaft kann diese Fragen beantworten.
Inspirierte Schreiber der Bibel sagen uns klar und deutlich, daß Gott zu den Menschen spricht — sie lehrt, ermahnt und das Denken erhebt. Doch in diesen heiligen Seiten ist eine höhere Sprache zu finden: die Botschaft des Christus, die neue Zunge, die uns befähigt zu erkennen, daß der Mensch nicht nur Gott nahe, sondern von Ihm untrennbar ist.
Die menschliche Sprache, gleich welchen Stammes, welcher Rasse oder Nation, hat Anteil an der irrigen Auffassung, daß der Mensch aus Materie und Geist bestehe. Wenn aber Gott, Geist, Alles-in-allem ist, wie Christus Jesus erklärte und demonstrierte, dann muß die wahre Sprache ihren Ursprung im Geist haben und von ihm ausgehen. Wenn wir erkennen, daß Gott keinen Irrtum äußert und daß der Mensch Seine zum Ausdruck gebrachte Idee ist, finden wir die Grundlage, auf der wir die geistige Vollkommenheit des Menschen, wie sie in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird, beanspruchen können. Diese Offenbarung stimmt mit Gottes eigenen Gedanken über den Menschen und das Universum überein und ist — für die menschliche Vorstellung — eine neue Sprache.
„Die Wissenschaft, richtig verstanden, überträgt Materie ins Gemüt, verwirft alle anderen Theorien über Ursächlichkeit, stellt den geistigen, ursprünglichen Sinn der Heiligen Schrift wieder her und erklärt die Lehren und das Leben unseres Herrn“, schreibt Mrs. Eddy. Und sie fährt fort: „Sie ist die ‚neue Zunge‘ der Religion mit den ‚mitfolgenden Zeichen‘, von denen Markus spricht.“ Vermischte Schriften, S. 25; Sie verweist mehrmals in ihren Schriften auf die „neue“ Zunge oder die „neuen“ Zungen, sie gibt aber keinerlei Hinweise auf „unbekannte“ Zungen.
Im 14. Kapitel des ersten Briefes an die Korinther bezieht sich Paulus auf die „unbekannten“ Zungen, die für die ersten Kirchen ein Problem darstellten. Dieses Phänomen wird „Glossolalie“ genannt, was „Zungenreden“ bedeutet — eine Form ekstatischer Äußerung. Manche haben sogar die „anderen Zungen“, in denen die Jünger Jesu zu Pfingsten redeten, als Glossolalie ausgelegt.
Die Bibel enthält nur eine einzige Aufzeichnung, wo Jesus selbst von „Zungen“ sprach: „Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden.“ Mark. 16:17; Bemerkenswerterweise berichtet die Bibel kein einziges Mal, daß Jesus in unbekannten Zungen redete. Da er beständig auf Gott lauschte, sprach er eine neue Sprache — d. h. eine Sprache, voll von geistiger Bedeutung —, die oftmals in Gleichnissen ihren Ausdruck fand und von unempfänglichen Zuhörern nicht immer geistig verstanden wurde; aber nirgendwo ist aufgezeichnet, daß Jesus Worte gebrauchte, die als solche für sie unverständlich waren.
Im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte berichtet die Bibel von einem jährlich stattfindenden Fest der Juden — dem Tag der Pfingsten —, zu dem sich die Jünger in Jerusalem zusammengefunden hatten. Sie verband eine Einheit, die sie bis dahin nicht gekannt hatten. Der Heilige Geist erfüllte ihr Denken, und sie „fingen an zu predigen in andern Zungen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen“ Apg. 2:4;. War bei dieser Begebenheit nicht die wahre Sprache des Geistes vernehmbar, von der Mrs. Eddy schreibt? Sie sagt in Wissenschaft und Gesundheit: „Gott ist Geist; daher muß die Sprache des Geistes geistig sein, und sie ist es auch.“ Und im selben Abschnitt heißt es weiter: „Von Gottes eigentlicher Sprache wird in dem letzten Kapitel des Markusevangeliums als von der neuen Zunge gesprochen, deren geistiger Sinn durch ‚die mitfolgenden Zeichen‘ erlangt wird.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 117;
Der biblische Bericht sagt nicht, daß die Jünger in verschiedenen Sprachen redeten, wie z. B. Griechisch, Aramäisch oder Persisch. Doch offenbar hörte sie jeder in seiner eigenen Sprache reden. Vielleicht sollte damit zum Ausdruck gebracht werden, daß sie alle die geistige Bedeutung der Botschaft verstanden. Ein wesentlicher Punkt, der beachtet werden sollte, ist, daß diese Zuhörer selbst fromme Menschen waren und daß auch sie an einem Ort zusammengekommen waren. Sie waren empfänglich — ein wesentlicher Bewußtseinszustand für geistiges Verständnis. Die Tatsache, daß jeder die geistige Botschaft in seiner eigenen Sprache vernahm, war die Verheißung, daß das Christentum in noch weiteren Kreisen Aufnahme finden würde.
Im Anschluß daran folgt ein Bericht über die Predigt des Petrus, die offensichtlich in ganz verständlicher Sprache gehalten wurde. Er lauschte auf Gott und erläuterte die Heilige Schrift im Lichte seines geistigen Verständnisses. Diese frohe Botschaft berührte die Herzen der Menschen, und diejenigen, die seine geistig inspirierten Worte freudig aufnahmen, entschlossen sich, auf dem Weg des Christus zu wandeln. Paulus war an jenem Pfingsttag nicht anwesend, aber er wußte, daß die Sprache des Geistes notwendigerweise das Wirken der Liebe zum Ausdruck bringt. Er sagte: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.“ 1. Kor. 13:1;
Überprüfen wir im Gebet, was wir denken und sagen, indem wir uns Christus Jesus zuwenden, dem Vorbild, dem wir nachstreben müssen? Er lauschte immer auf Gottes Weisungen und erklärte nichts als die Wahrheit; daher ist das, was er lehrte und predigte, der reine und vollkommene Ausdruck der göttlichen Intelligenz und der Liebe. Wer Christus Jesus hörte, der hörte den himmlischen Vater, weil Jesus das sagte, was ihm der Vater eingab. Die Christlichen Wissenschafter haben die Aufgabe, ebenso zu sprechen.
Diese neue Zunge zu erlernen ist keine intellektuelle Übung. Da die Sprache des Geistes geistig ist, kann sie nur geistig verstanden werden. Wir nähern uns diesem Verständnis durch stilles, ernsthaftes Lauschen, durch strikten Gehorsam gegenüber den göttlichen Weisungen, durch Demut, selbstlose Liebe und vertrauensvolles, bejahendes Gebet. In jeder menschlichen Situation können wir ganz bewußt auf die Stimme des himmlischen Vaters lauschen. Wir können uns ständig fragen: „Was weiß Gott darüber?“
Die göttliche Wissenschaft — das, was Gott weiß — könnte man sehr wohl als die Sprache des Geistes bezeichnen. Und die göttliche Wissenschaft, die sich dem menschlichen Verständnis als die Christliche Wissenschaft mitteilt, ist unsere neue Zunge. Wenn wir sie gebrauchen, werden wir wie der Meister mit geistiger Macht sprechen und die Kranken und die Sünder durch die Demonstration der göttlichen Wissenschaft heilen. Mrs. Eddy schreibt: „Die Christliche Wissenschaft umfaßt eine neue Sprache und eine höhere Demonstration der Heilkunde und der Religion. Sie ist die ‚neue Zunge‘ der Wahrheit, die ihre beste Auslegung in der heilenden Kraft des Christentums findet.“ Nein und Ja, S. 44.