daß sich aus einem dunklen Raum Finsternis in einen sonnendurchfluteten Garten ergoß?
Die Frage kommt Ihnen seltsam vor? Natürlich ist sie es.
Jeder weiß jedoch, daß Sonnenlicht oder auch künstliches Licht in einen dunklen Raum eindringt, wenn es eine Öffnung findet.
Bietet uns diese Beobachtung nicht eine Analogie, die uns dabei helfen kann, die unter den Menschen weitverbreitete Ansicht zu berichtigen, das Böse sei mächtiger und aktiver als das Gute? Das Gute allein hat Macht. Die Kraft des Guten kommt von Gott, der gut ist. Da wir die Wirklichkeit und Allmacht Gottes verstehen können, ist für uns allein das Gute wirklich und unauslöschlich. Die Wirklichkeit, oder Tatsächlichkeit, weist auch auf eine grundlegende Ursache oder Tätigkeit hin. Was nicht wirklich ist, kann auch nicht wirksam sein. Das Böse kann nicht wirken; das Gute aber ist lebendig, dynamisch und kraftvoll.
Ich zog einmal diese Analogie zwischen Licht und Finsternis und Gut und Böse für einen Hilfesuchenden, der einfach nicht in der Lage zu sein schien, die Machtlosigkeit des Bösen zu akzeptieren. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens leuchtete sein Gesicht auf, und er meinte: „Ja, das ist wahr; so habe ich es noch nie gesehen.“ Und er war froh, nun erkennen zu können, was er vorher nicht gesehen hatte: Gott, das Gute, wird in der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) mit Licht, oder Wirklichkeit, identifiziert; während das Böse, oder der Irrtum, der Dunkelheit, oder Unwirklichkeit, gleichgestellt wird. Johannes sagt, „daß Gott Licht ist und in ihm ist keine Finsternis“ 1. Joh. 1:5..
Licht ist nicht statisch. Es bewegt sich, es strahlt, weiter und weiter.
Wie steht es aber mit der Dunkelheit? Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, sagt: „Wir werden zuweilen zu der Annahme verleitet, daß Dunkelheit so wirklich sei wie Licht; aber die Wissenschaft behauptet, daß Dunkelheit nur ein sterblicher Begriff von der Abwesenheit des Lichts ist, bei dessen Kommen die Dunkelheit jeden Schein von Wirklichkeit verliert.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 215.
Demnach ist alles Böse wirkungslos, bewegungslos, gemütlos und machtlos, wenn es auch den körperlichen Sinnen wirklich erscheint. Das Gute ist lebendig, dynamisch, mächtig.
Sind jedoch die Türen und Fenster unseres geistigen Sinnes fest verschlossen, wird uns die Helligkeit Gottes nicht erleuchten. Das menschliche Bewußtsein glaubt bisweilen, in dunkle, furchterregende Vorstellungen eingesperrt zu sein. Was öffnet dem Licht des Guten, der Wahrheit, die Tür?
Inspiriertes Gebet.
Einmal befand ich mich in einer Lage, die mir fast unerträglich erschien; ich hatte große Mühe, an die Macht von Gottes Licht zu glauben. Ich betete, aber offenbar nicht richtig, denn nichts geschah.
Eines Tages, nach Monaten, drang durch eine neue Erkenntnis vom Gebet ein Lichtstrahl in mein Bewußtsein ein: Ich sah, daß wahres Gebet die bewußte, unlösbare Bindung an Gott ist. Es enthüllt unser tatsächliches Einssein mit Gott. Und dieses Einssein wahrzunehmen bedeutet, am Strom des göttlichen Lichts, das alles Gute zur Entfaltung bringt, teilzuhaben.
Plötzlich spürte ich, daß ich geheilt war. Ich fühlte mich so glücklich wie schon lange nicht mehr und konnte meinen gottgegebenen Daseinszweck wieder erkennen: ebendieses Einssein mit Gott zu bezeugen. Daß sich für den Augenblick an meiner Situation äußerlich noch nichts geändert hatte, berührte mich nicht. Mühelos floß der Strom des Friedens und der Freude; mein Gefühl, frei zu sein, war spontan.
Nach einigen Wochen geriet sozusagen alles in Fluß. Ich fand nicht nur eine wunderschöne eigene Wohnung, die in jeder Hinsicht alles übertraf, was ich zu wünschen gewagt hätte, sondern auch einen geeigneten Arbeitsplatz. Außerdem wurde eine unerfreuliche Angelegenheit auf eine für alle Teile durchaus annehmbare Weise gelöst. All diese Veränderungen in meinem Leben traten ohne mein Zutun ein — ich hatte nur gebetet. Es genügte, daß sich mein Herz dem Licht geöffnet hatte. Dieser eine Augenblick, in dem das Licht einströmte, entschied über die kommenden Ereignisse, die offensichtlich in der göttlichen Liebe ihren Ursprung hatten und von ihr gelenkt wurden.
Einer der inspirierendsten Berichte in der Bibel ist die Erleuchtung des Saulus von Tarsus auf dem Weg nach Damaskus. Wie hatte die Feindseligkeit im Herzen dieses Mannes gewütet! Aber in einem einzigen Augenblick wurde die Finsternis durch das göttliche Licht des Christus völlig vertrieben; ein fanatischer Mensch wurde demütig und liebevoll.
Denken wir an die umgestaltende Macht des Christus, wenn wir durch die Massenmedien von beunruhigenden Meldungen förmlich überspült werden; wenn Gewalttätigkeit, Unvernunft, Unrecht, Leid und Elend zum Himmel schreien. Denken wir daran, wenn unsere eigenen Probleme uns zu überwältigen drohen.
Sobald sich unser Denken über das Übel hinaus zur Allheit Gottes erhebt, wird der Christus, die Wahrheit, wie ein Lichtstrahl wirken. Es vermag jeden, der irgendwo in der Welt verzagt und verzweifelt nur Finsternis sieht, zu trösten, zu erleuchten, zu heilen.
Jeder wahrhaft gute Gedanke kommt von Gott, dem göttlichen Gemüt. Und wenn wir uns mit Ihm im Gebet vereinen, erleben wir, daß Gott selbst am Wirken ist. Christus Jesus sagte eindeutig: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun“ Joh. 5:19. und: „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut seine Werke.“ 14:10.
Ist das nicht ein wunderbarer Ausblick?
