Seit meiner Kindheit habe ich mich mit der Christlichen Wissenschaft befaßt, und ich erkenne, welch feste Grundlage dieses Studium meinem Leben gegeben hat. Es hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, jeder Situation mit christlicher Barmherzigkeit und im Vertrauen auf die göttliche Wahrheit zu begegnen. Jede Schwierigkeit kann als eine Gelegenheit betrachtet werden, unser Denken zu berichtigen — es von sterblichen falschen Vorstellungen zu befreien, indem wir der unendlichen Liebe die Herrschaft überlassen. „Berichtige das Denken“ wurde mein Wahlspruch, als wir unsere drei Kinder aufzogen. Wenn die göttliche Liebe meine Entscheidungen und Handlungen motivierte, konnte ich, wie ich herausfand, mein Verständnis von Gottes allmächtigem Gesetz anwenden.
Als Baby litt unser Sohn häufig unter Ohrenschmerzen. Mein Mann, der an der Christlichen Wissenschaft nicht interessiert war, ließ unseren Jungen ärztlich behandeln. Aber obwohl viele materielle Hilfsmittel angewandt wurden, hatte das Kind weiterhin Ohrenschmerzen. Eines Abends, als unser Sohn Schmerzen hatte, besorgte mein Mann ein verschriebenes Mittel für ihn. Plötzlich erkannte ich, wie nachlässig es von mir gewesen war, mich nicht von Anfang an ganz und gar auf Gottes heilende Macht zu verlassen. Nun wandte ich mich ernsthaft an unseren himmlischen Vater und bestätigte die natürliche Vollkommenheit Seines Kindes, das ewiglich von Seiner liebevollen Fürsorge umgeben ist. Eine zarte Gewißheit von der immer gegenwärtigen göttlichen Liebe befreite mich von meiner Furcht, und der Kleine fiel in einen friedlichen Schlaf. Das verschriebene Medikament wurde nie verabreicht, denn unserem Sohn ging es gut; er hatte keine Ohrenschmerzen mehr.
Eine Zeit lang ärgerte mich das Kettenrauchen meines Mannes. Besonders unangenehm war mir, seine Aschenbecher leeren zu müssen. Schließlich überlegte ich mir, daß ich ebenfalls litt, solange ich einen anderen für das Opfer einer schlechten Gewohnheit hielt. Ich überwand meinen Ärger, indem ich bestätigte, daß alle Kinder Gottes frei und rein sind. Dies ist die Wirklichkeit des Seins. Als ich meinen Standpunkt änderte, entschloß sich mein Mann, der gerade auf einer Geschäftsreise war, das Rauchen aufzugeben. Nach seiner Rückkehr erlebte er einige Entziehungserscheinungen, aber sie verschwanden schnell, als uns beiden klar wurde, daß er sich lediglich der Suggestion entzogen hatte, der Mensch könne der Disharmonie unterworfen sein. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 157): „Die Christliche Wissenschaft rottet das Medikament aus; sie beruht einzig und allein auf Gemüt als dem heilenden Prinzip und erkennt an, daß das göttliche Gemüt alle Kraft besitzt.“
Als ich am Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft teilnahm, wurde nachdrücklich darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, daß wir für uns selbst beten. Zunächst erschien mir der Gedanke, für mich selbst zu beten, selbstisch. Doch bald wurde mir klar, daß die Selbstprüfung im Gebet notwendig ist, denn es bedeutet, daß wir unsere persönlichen Schwierigkeiten und die der ganzen Welt auf christlich-wissenschaftliche Weise durchdenken. Im Laufe der Zeit habe ich eine Empfehlung schätzen gelernt, die Mrs. Eddy in dem Buch Vermischte Schriften macht (S. 127): „Eines habe ich innig gewünscht, und ich bitte noch einmal ernstlich darum, daß die Christlichen Wissenschafter, hier und überall, täglich für sich selbst beten, nicht hörbar noch auf Knien, sondern im Herzen, demütig und inbrünstig. Wenn ein hungerndes Herz den himmlischen Vater-Mutter Gott um Brot bittet, wird ihm kein Stein gegeben, sondern mehr Gnade, mehr Gehorsam, mehr Liebe.“ Ich bemühe mich, jeden Morgen für mich selbst zu beten, nachdem ich die Bibellektion im Vierteljahrsheft gelesen habe.
Etwa ein Jahr bevor mein Mann plötzlich weiterging, hatte ich ein starkes Gefühl der Einsamkeit. Obgleich ein Kind nach dem anderen unser Heim verließ, waren mein Mann und ich glücklich miteinander; und deshalb konnte ich nicht verstehen, warum ich mich so einsam fühlte. Mit Hilfe der Konkordanzen zur Bibel und zu Mrs. Eddys Schriften studierte ich Stellen, die auf das Thema Einsamkeit Bezug hatten. Das brachte mir Trost. Außerdem gelangte ich zu der Erkenntnis, daß Einsamkeit mangelhaftes Vertrauen auf unsere Fähigkeit ist, in unserem Leben das volle Maß des Guten zum Ausdruck bringen zu können — ein Glaube an eine Trennung von Gott.
Als mein Mann starb, gaben mir die Wahrheiten, die ich durch dieses besondere Studium gelernt hatte, wunderbaren Halt. Ich war dankbar für das Bewußtsein, daß Gottes Güte ewig ist und die Schöpfung ununterbrochen segnet. Und ich war mehr denn je davon überzeugt, daß wir uns der Fürsorge Gottes nie entziehen können und uns nie die Gelegenheit fehlen kann, Gottes Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen.
All dies hat mich gelehrt, täglich auf Weisungen des Vater zu lauschen und dafür zu beten. Ich danke Gott, daß verständnisvolles Gebet uns zu rechter und fruchtbarer Tätigkeit führt.
West Vancouver, Britisch-Kolumbien, Kanada
