Vor ungefähr vierzehn Jahren bemerkte ich plötzlich eine ernsthafte Infektion in beiden Ohren. Zunächst machte mich dieser Zustand fast taub. Aber er hatte noch andere schmerzhafte, häßliche und peinliche Nebenerscheinungen. Um diese zu verbergen, trug ich das Haar so lang, daß es die Ohren verdeckte. Mit der Zeit nahm der Zustand einen chronischen Charakter an; er war eine ständige Belastung, aber manchmal schmerzhafter und beunruhigender als zu anderen Zeiten. Im Verlauf einiger Jahre hatte ich eine Reihe von Ausübern der Christlichen Wissenschaft um Hilfe gebeten und auch versucht, gebeterfüllte metaphysische Arbeit für mich selbst zu tun; aber der Zustand wich nicht. Schließlich sagte eine Ausüberin zu mir: „Konzentrieren Sie sich einfach darauf, geistigen Fortschritt zu machen. Dann werden Sie Ihre Heilung finden.“ Ich beschloß, dies zu tun.
Eines Tages versuchte ich, mich an eine bestimmte Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy zu erinnern. Schon bei anderen Gelegenheiten schien es mir wichtig, mich an diese Worte zu erinnern, aber irgendwie konnte ich sie mir nie ins Gedächtnis zurückrufen. Jedesmal mußte ich Wissenschaft und Gesundheit zur Hand nehmen und die Stelle nachschlagen. Ich fragte mich: „Warum kannst du dir die Worte nicht merken?“, denn ich hatte sie doch so viele Male nachgelesen. Dann kam der Engelsgedanke: „Weil du sie nicht verstehst.“ So setzte ich mich an jenem Tag mit meinen Büchern hin und betete ernsthaft, um die Bedeutung dieser Worte zu verstehen. Die Stelle lautet (S. 395): „Gleich dem großen Beispielgeber sollte der Heiler zu der Krankheit sprechen wie einer, der Gewalt über sie hat, und sollte es Seele überlassen, den falschen Augenschein der körperlichen Sinne zu meistern und die Ansprüche der Seele der Sterblichkeit und Krankheit gegenüber gegenüber geltend zu machen.“
Während ich betete, sah ich, daß ich wie Jesus von meinem Vater-Mutter Gott tatsächlich ermächtigt worden war, zu diesem unwirklichen Problem wie einer zu sprechen, der Gewalt darüber hat, und daß ich an dem falschen Augenschein, der so unangenehm und beunruhigend zu sein schien, nicht festzuhalten brauchte, sondern ihn der Herrschaft der Seele und deren Vollkommenheit und Harmonie überlassen konnte.
Ich dachte an die Bibelgeschichte (Matth. 4:1-11), in der Jesus zum Teufel sagte (Vers 10): „Hebe dich weg von mir, Satan!“ Ich dachte auch an einen Artikel, der ursprünglich in einer der Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft und später in einer Broschüre veröffentlicht worden war und durch den ich zu der Überzeugung gelangte, daß es unbedingt notwendig ist, mit Verständnis zu erklären, daß das Gesetz Gottes gegenwärtig und wirksam ist, und daß nicht wir für die Durchsetzung dieses Gesetzes verantwortlich sind, sondern Gott!
Wie ich sah, war es also meine Aufgabe, ohne jeden Zweifel daran festzuhalten, daß Gott über Seine Schöpfung herrscht, und einen unerschütterlichen Standpunkt gegen den Glauben an Krankheit mit allen ihren Aspekten einzunehmen, wie Bösartigkeit, Unheilbarkeit, Bakterien, medizinische Annahmen, Vererbung, von der Welt akzeptierte Gedanken, Schicksal, Zufall, Zeit, chronische Leiden. Ich sah, daß alles nur Lügen waren, hinter denen sich der namenlose, machtlose, unpersönliche Irrtum zu verstecken suchte, um sich zu rechtfertigen. Ich sah, daß Gott mich vollkommen geschaffen hatte und daß es mein göttliches Recht war, Meine ursprüngliche Vollkommenheit zu beanspruchen, und zwar mit Autorität.
Ich setzte diese Gedanken in die Tat um, indem ich mich weigerte, die Ohren im Spiegel zu betrachten oder sie mehr zu berühren als beim Waschen notwendig war. Anfangs war es notwendig, das sterbliche Gemüt energisch zurechtzuweisen, denn die Gewohnheit, die Ohren zu reiben, um die Reizung und den Druck zu mildern (was ich sogar im Schlaf tat), war sehr stark. Zunächst mußte ich meine Hände ganz bewußt von den Ohren fernhalten. Nachdem ich mich ungefähr drei Tage lang geweigert hatte, das Spiel des Irrtums mitzuspielen, und überzeugt und bestimmt auf meinem göttlichen Recht bestanden hatte, das ich als vollkommene Idee Gottes besaß, besserte sich der Zustand.
Aber gerade als ich dachte, daß die Heilung sichtbar war, traten die Symptome in einer akuteren Form auf. Ich erkannte, daß ich sogar noch mehr beten mußte, um diesen irrtümlichen Glauben an eine chronische Krankheit ein für allemal zurückzuweisen und durch die Wahrheit zu ersetzen. Dieses Mal verschwand der Zustand innerhalb von drei Tagen vollständig. Ich wußte, ich war geheilt. Zum ersten Mal seit zehn Jahren konnte ich wieder alles hören. Auch die anderen unangenehmen Begleiterscheinungen verschwanden allmählich. Ich konnte die Bibellektionen, die in den Gottesdiensten gelesen werden, und die Lesungen und Zeugnisse in den Mittwochabendversammlungen wieder hören. Diese Heilung fand vor ungefähr vier Jahren statt. Mein Gehör ist nun vollkommen normal, und ich habe keinen Rückfall gehabt.
Ich bin für die Ausüber dankbar, die mich während dieser Zeit ermutigten und unterstützten, denn ich weiß, daß jeder von ihnen dazu beitrug, den hartnäckigen Halt des Irrtums in meinem Denken zu brechen. Auch bin ich für die Geduld und Liebe meines Mannes tief dankbar, der vom Glauben an die stete Gegenwart des Guten erfüllt war, anstatt sich von der Situation beeindrucken oder abstoßen zu lassen. Es war wunderbar, von dem unharmonischen körperlichen Zustand befreit zu werden, aber noch kostbarer und wertvoller ist für mich ein besseres Verständnis vom gegenwärtigen göttlichen Prinzip, das heilt.
St. Louis, Missouri, USA
Ich bestätige gern das Zeugnis meiner Frau. Ich war nicht nur Zeuge der vollständigen Wiederherstellung des normalen Hörens und der natürlichen Unterschiede im Klang der Stimme, sondern erlebte auch das große geistige Wachstum, das die körperliche Heilung begleitete. Unter den Stellen aus Wissenschaft und Gesundheit, die während der ganzen Zeit besonders hilfreich waren, ist eine, die den illusorischen Charakter des materiellen Augenscheins aufzeigt (S. 223): „Früher oder später werden wir verstehen lernen, daß die Fesseln der endlichen Fähigkeit des Menschen von der Illusion geschmiedet werden, daß der Mensch im Leibe lebt anstatt in der Seele, in der Materie anstatt im Geist.“ Wir sind dankbar, einen Schimmer von der folgenden Tatsache erlangt zu haben (ebd., S. 486): „Gesicht, Gehör, alle geistigen Sinne des Menschen sind ewig. Sie können nicht verlorengehen. Ihre Wirklichkeit und Unsterblichkeit sind im Geist und im Verständnis begründet, nicht in der Materie — daher ihre Fortdauer.“