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Individualität kann nicht verlorengehen

Aus der November 1982-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ist Individualität selbstsüchtig? Ist Selbstausdruck persönlich? Besteht ein Unterschied zwischen Individualität und Persönlichkeit? Ich hatte früher Schwierigkeiten, diese Fragen zu beantworten.

Dann begann ich im Orchester der Universität, an der ich studierte, Geige zu spielen. Ich stellte fest, daß es innerhalb dieses Rahmens noch Raum für individuellen Ausdruck gab. Keine zwei Instrumente sind identisch; keine zwei Spieler hören sich völlig gleich an. Jedes Orchester hat seine ihm eigene Besonderheit. Selbst bei der Instrumentation der Orchestermusik können die für eine Instrumentengruppe bestimmten Noten nicht auf eine andere übertragen werden.

Der Musiker muß die Regeln der Musik mit peinlicher Genauigkeit befolgen, doch wird dadurch sein Spielen weder leblos, noch verliert es an Besonderheit. Und sein Selbstausdruck ist nicht persönlich, es sei denn, er hält sich für den persönlichen Urheber seines Talents. Es kommt nur darauf an, der Musik gerecht zu werden.

Aber angenommen, man läßt sich beim Musizieren von der sterblichen Persönlichkeit beeinflussen. Es könnte dazu führen, daß man seiner persönlichen Interpretation der Musik folgt, ohne Rücksicht auf den Dirigenten und die anderen Musiker; vielleicht spielt man zu laut oder zu leise. Man mag nach Belieben das Tempo wechseln, so daß die Vorführung fehlerhaft klingen würde; oder man könnte mit persönlichem Können prahlen oder persönliches Versagen entschuldigen.

Ich begann klarer zu erkennen, daß Individualität und sterbliche Persönlichkeit nicht dasselbe sind. Die Individualität gründet sich auf die Tatsache, daß Gott individuell ist. Der Mensch spiegelt die göttliche Individualität wider. Gott ist Geist, und daher ist des Menschen Individualität geistig und vollkommen. Ich begann die folgende Aussage Mrs. Eddys besser zu verstehen: „Gott ist individuell, und der Mensch ist Seine individualisierte Idee.“ Nein und Ja, S. 19.

Der Mensch kann seine Individualität nicht verlieren, und mit diesem Wissen bereichern und festigen wir unseren gegenwärtigen Ausdruck der Individualität. Wir beginnen zu verstehen, daß Eigenschaften wie Integrität, Reinheit, Liebe, Freude, die die Merkmale geistiger Individualität sind, zu unserer wirklichen Identität gehören. Wir können dieser Eigenschaften nicht beraubt werden; und wir können sie heute zum Ausdruck bringen. Wir geben die sterbliche Persönlichkeit auf, wenn wir die geistige Individualität demonstrieren.

Die Initiative und der Antrieb, die zu dem individuellen Ausdruck führen, kommen von Gott. Sie sind der Beweis der Gegenwart Gottes, der Seiner Schöpfung stets den Weg weist, sie beschützt und regiert. Dies macht die Menschen nicht langweilig, sondern es gibt ihnen Lebenskraft, Frische und Spontaneität.

Mrs. Eddy sagt: „Jeder einzelne muß in Zeit und Ewigkeit seine eigene Nische ausfüllen.“ Rückblick und Einblick, S. 70. Ferner schreibt sie: „So zu leben, daß das menschliche Bewußtsein ständig in Verbindung mit dem Göttlichen, dem Geistigen und dem Ewigen bleibt, heißt die unendliche Macht individuell zum Ausdruck bringen, und das ist Christliche Wissenschaft.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 160.

Geistige Individualität drückt auf individuelle Weise die Ordnung des Prinzips, die Weisheit des Gemüts und die Selbstlosigkeit der Liebe aus. Der Mannigfaltigkeit dieses Ausdrucks sind keine Grenzen gesetzt, weil das Gute in allen seinen Formen unendlich und unerschöpflich ist.

Mehr und mehr Probleme können überwunden werden, wenn jeder von uns die Verantwortung dafür übernimmt, sein eigenes Denken zu berichtigen, gewissenhaft, ehrlich und liebevoll zu sein, und dann unter göttlicher Führung seinen Teil zum Wohl der Gemeinschaft beiträgt. Wer dies tut, hilft wesentlich, universale Harmonie zu demonstrieren und das geistige Sein besser zu veranschaulichen.

Ein wichtiger Teil christlich-wissenschaftlicher Behandlung durch Gebet ist das Aufgeben des materiellen Persönlichen für das geistig Individuelle. Christlich-wissenschaftliche Behandlung ist selbst individuell; sie entfaltet das unendliche Gute auf die Weise, die für den bestimmten Fall am besten und geeignetsten ist. Bei der Behandlung übt niemals der Ausüber einen persönlichen Einfluß auf den Patienten aus, sondern beide unterstellen sich der Ordnung und Harmonie des Prinzips.

Gesundheit z. B. wird als der individualisierte Ausdruck des göttlichen Lebens dargelegt. Und dadurch wird der Patient von den endlichen persönlichen Annahmen über das Körperliche, die Umwelt, die Vererbung und Ansteckung befreit. Gesundheit ist eine Eigenschaft des Denkens, nicht der Materie. Deshalb können weder Krankheit noch Charakterzüge übertragen werden. Auch können wir sie selbst nicht verursachen.

Wahre Tätigkeit im Beruf ist ebenfalls geistig. Sie ist die individualisierte Erfüllung des geistigen Plans, und nicht das ungewisse Streben nach einem persönlichen Ziel oder persönlichen Ambitionen. Und dies behebt Streitigkeiten, Rivalität, langsamen Fortschritt, Arbeitslosigkeit. Das Wesen Gottes zum Ausdruck zu bringen gibt jedermann Beschäftigung, und dieser Beweggrund führt zu den richtigen und nützlichen menschlichen Bahnen für wirksamen Selbstausdruck.

Zwischenmenschliche Beziehungen werden dem einigenden Einfluß der göttlichen Liebe untergeordnet. Dies befreit sie aus den Klauen persönlicher Eifersucht und Dominierung. Und was noch positiver ist, individuelle Zusammenarbeit und größeres Mitgefühl werden erweckt.

Die Laufbahn Christi Jesu ist das höchste Vorbild geistiger, ständig demonstrierter Individualität. Zu Beginn seines Wirkens, als er in der Wüste versucht wurde, wies er jeglichen persönlichen Ehrgeiz und jegliche persönliche Macht zurück. Doch niemals leistete jemand mehr oder brachte jemand mehr Herrschaft zum Ausdruck. Er bestand immer darauf, daß die von ihm ausgeübte Macht von Gott stammte. Und alle Beweise des Meisters erschlossen mehr Gutes für jedermann. Seine Verheißung ist noch immer gültig: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue.“ Joh. 14:12.

Individualität ist daher nicht selbstsüchtig, wenn sie als untrennbar von Gott erkannt wird. Das wissenschaftliche Verständnis der Individualität ist der Eckpfeiler kollektiver Leistung. Und Selbstausdruck beruht niemals auf endlichen persönlichen Bemühungen, wenn er sich auf die Wahrheit von Gott als dem Ursprung des Menschen gründet. Sich an das Prinzip anzupassen hindert den Ausdruck unserer Individualität nicht, sondern fördert ihn.

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