Unsere Aufgabe als Eltern ähnelt zuweilen der eines Gärtners. Unsere Kinder könnte man mit erlesenen Blumen vergleichen, die uns zur Pflege übergeben wurden, damit wir sie hegen und lieben. Was ist nun die wahre Natur dieser ganz besonderen Blumen? Jedes Kind, wie jeder Erwachsene, ist in Wirklichkeit Gottes Ebenbild. Kinder sind als Seine Ideen schon jetzt vollkommen und vollständig, da Gott vollkommen und vollständig ist. Mrs. Eddy schreibt: „Geist, Gott, keimt niemals, sondern Er ist derselbe, gestern und heute und ... auch in Ewigkeit‘.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 546. Das gleiche trifft auch auf unsere Kinder zu. Sie wachsen nicht erst zu reifen Ideen heran; der geistige Sinn sagt uns, daß sie schon jetzt Gottes wunderbare, strahlende, alterslose Ideen sind.
Wenn wir diese Wahrheit über unsere Kinder erkennen, brechen wir mit den stereotypen Vorstellungen von schrecklichen Zweijährigen, lebhaften Vierjährigen, stürmischen Teenagern. Gehen wir von der wahren Idee ihrer Identität aus, so werden sie von einengenden sterblichen Annahmen befreit.
Obgleich die Eltern die Wahrheit über das Wesen ihrer Kinder erkennen können, erschaffen sie doch die wirkliche Identität ihrer Kinder nicht, ebensowenig wie ein Gärtner seine Rosen erschafft. Mrs. Eddy sagt: „Gottes schon erschaffene Kinder werden nur in dem Maße erkannt, wie der Mensch die Wahrheit des Seins findet.“ Ebd., S. 69. Alle Kinder Gottes sind vollkommen geformt und schließen Vitalität, Freude, Liebe, Geistigkeit, Intelligenz und Ruhe in sich. Was nicht gut ist, gehört nicht zu Gottes Kind und muß „ausgejätet“ werden. Doch die Eltern müssen dabei behutsam vorgehen, damit sie nicht den Weizen zusammen mit dem Unkraut ausraufen. Wenn Sie Ungehorsam ausjäten, wollen sie bestimmt nicht gleichzeitig den Weizen der Freude und Lebenslust vernichten. Geduld ist manchmal vonnöten, um zu erkennen, ob eine Eigenschaft von Gott kommt oder ob es sich um eine Fälschung handelt.
Zuweilen geht der Prozeß des Ausjätens allein auf metaphysische Weise vor sich. Eltern mögen im Gebet die Wahrheit über das gottähnliche Wesen ihres Kindes bekräftigen und die Annahme verneinen, daß sich irgendeine Vorstellung einschleichen und den Schein erwecken könne, daß das Kind nicht gottähnlich sei. Nach ihrem Gebet werden die Eltern wissen, ob eine Strafe notwendig ist oder nicht. Dadurch, daß sie zuerst beten, reagieren sie auf Gottes Führung. Das ist besser, als auf irrige Annahmen zu reagieren, denn das wäre so, als versuchte man, Unkraut auszuraufen, indem man den oberen Teil abzupft. Gebet gelangt zur „Wurzel“ des Problems und zerstört es ein für allemal.
Gelegentlich sind Eltern übereifrig. Sie handeln nicht immer weise, wenn sie die Kinder dazu bringen möchten, ihr volles Potential zu entwickeln. Für Pflanzen ist ein wenig Nahrung gut, zuviel aber schädlich. Dasselbe gilt für Eltern. Übereifriges elterliches Handeln beruht manchmal auf der Annahme, daß die Eltern für das Wachstum und die Entwicklung ihrer Kinder mehr Verantwortung tragen als Gott. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß unsere Kinder — der Wissenschaft zufolge — schon jetzt vollständig sind; wir können Gottes Vollständigkeit nicht noch vervollständigen. Sie tritt immerdar in Erscheinung; aber wir müssen erkennen, was Gott getan hat.
Die für jeden Zeitpunkt richtigen Aktivitäten werden sich uns zeigen, wenn wir erkennen, daß Gott die Identität unseres Kindes entfaltet. Dann brauchen wir nicht umherzurennen — unseren Kindern möglichst viele Beschäftigungen aufdrängen und ihnen jedes Spielzeug und Spiel kaufen, um sicherzustellen, daß sie sich in der richtigen Weise entwickeln. Wenn wir auf Gottes sanfte Führung lauschen, werden wir wissen, was not tut. Und wir werden uns nicht von falschverstandener Verantwortung unter Druck setzen lassen. Eltern müssen sich jedoch der einmaligen Identität ihres Kindes bewußt sein und erkennen, welche Betätigungen ihr Kind braucht, um sein gottgegebenes Wesen noch besser zu beweisen.
Mrs. Eddy sagt: „Die hartnäckigeren Annahmen und Theorien der Eltern ersticken oft den guten Samen in ihren eigenen Gemütern wie in denen ihrer Nachkommen.“ Ebd., S. 237. Eine sehr hartnäckige Annahme ist elterlicher Stolz, der sich beispielsweise in der Neigung zeigt, danach zu schauen, was andere Kinder leisten, um so Ziele für die eigenen Kinder zu stecken. Wir können uns statt dessen an Gott wenden, um Seinen Plan wahrzunehmen. Wir müssen die geistige Führung erkennen — jene Grundlage für allen wahren Erfolg. Die Bibel rät uns: „Trachtet vielmehr nach seinem Reich, so wird euch das alles zufallen.“ Luk. 12:31. Wenn wir unsere Kinder lehren, ihr Denken und ihre Wünsche zu prüfen und zu läutern, werden sie Gottes Güte demonstrieren können.
Auch sollten wir nicht die Schwierigkeiten unserer Kinder mit den Fehlern anderer Kinder entschuldigen. Das hieße nämlich, außer acht zu lassen, daß unser eigenes Kind — wie auch das unseres Nachbarn — geheilt werden kann. Als Eltern haben wir die freudige Gelegenheit und Pflicht, alle Kinder als Gottes Ebenbild zu sehen, als vollkommen und rein. Dieser Standpunkt wird alle „Blumen“ in Erscheinung treten lassen, die sich hinter dem „Unkraut“ verstecken. Das Kind unseres Nachbarn, wie auch unser eigenes, wird gesegnet sein, weil wir auf diese Weise universal lieben. Ist das nicht ein zentrales Anliegen des Christentums?
Als Eltern verrichten wir die wichtigste „Gartenarbeit“, die es gibt. Es bieten sich uns herrliche Möglichkeiten zum Wachstum. Gott drängt uns ebenso zum Fortschritt, wie Er den Fortschritt der Kleinen fördert, die unserer Pflege anvertraut sind. Gott will, daß wir gut zu Kindern sind. In einem Gleichnis läßt Christus Jesus den König, den Sohn des himmlischen Vaters, sagen: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Matth. 25:40.
Frohe „Gartenarbeit“!