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Der Weg zu einem neuen Anfang

Aus der November 1985-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wünschen Sie sich eine zweite Chance? Wünschen Sie, Sie könnten ein Gespräch, einen Montag, eine zwischenmenschliche Beziehung, ja ihr ganzes Leben noch einmal von vorn beginnen? Fast jeder sehnt sich irgendwann einmal nach solch einer Gelegenheit.

Ich erinnere mich, wie auch ich einmal diesen Wunsch stark verspürte. Das war einige Monate nach dem Abschluß meines Studiums. Ich war gerade in eine mir fremde Großstadt umgezogen und suchte Fuß zu fassen. Obwohl ich mich bisher in einer neuen Umgebung immer gut zurechtgefunden hatte, erschien mir mein Leben diesmal unstet und richtungslos. Ich war so konfus, daß mein Studium von geringem praktischem Wert schien. Ein Weiterkommen in meinem Beruf war im schlimmsten Fall völlig aussichtslos und unter günstigsten Voraussetzungen nur im Schneckentempo möglich. Hinzu kam, daß ich in Gesellschaft gern einmal zum Glas griff, um die Beklemmung abzuschütteln, die mich im Umgang mit anderen Menschen befiel.

Etwa zur gleichen Zeit lernte ich einen Christlichen Wissenschafter kennen. Durch Gespräche mit meinem Freund lernte ich, daß die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’stjәn s’aiәns) Licht auf die Verheißungen wirft, die in der Bibel für den Menschen enthalten sind. Dazu gehört, daß der Mensch als Ebenbild des einen Gottes gesehen wird, des allmächtigen und immergegenwärtigen Prinzips, Liebe. Ferner offenbart sie, daß der Mensch kein materieller Sterblicher ist — ein Opfer persönlicher Schwächen, einer fehlerhaften menschlichen Natur oder unkontrollierbarer Umstände. Das Sein des Menschen ist vielmehr eine natürliche Auswirkung des göttlichen Seins. Und Gott, Geist, ist vollständig und vollkommen. Die Bibel verkündet: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib... Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ 1. Mose 1:27, 31.

Diese Textstelle mit ihrer tiefen Bedeutung bewegte mich zu jenem neuen Anfang, den ich mir erhofft hatte. Ich spürte, daß mein Zweckbewußtsein und Wertgefühl erwacht waren und mich sofort tätig werden ließen. Ich besorgte mir eine Bibel und das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft. Bis dahin hatte ich mir diese Bücher immer ausgeliehen und oftmals auch in einem Leseraum der Christlichen Wissenschaft in der Nähe meiner Wohnung studiert.

Ich stellte fest, daß es jetzt Arbeit für mich gab. Ein wahres Dikkicht unerleuchteter und materialistischer Gedanken mußte gelichtet werden. Ich mußte lernen, den geistigen Sinn zu gebrauchen. Der geistige Sinn war die bestimmende Kraft im überragenden Heilungswerk des Meisters Christus Jesus. Auf ihn nahm Jesus Bezug, als er sagte: „Was ich von ihm“ — d. h. von Gott — „gehört habe, das rede ich zu der Welt.“ Joh. 8:26. Und der geistige Sinn war es, der Jesu hingebungsvolle Nachfolgerin, Mrs. Eddy, dazu leitete, das geistige Heilen im neunzehnten Jahrhundert wieder einzuführen. Sie schreibt: „Der geistige Sinn ist eine bewußte, beständige Fähigkeit, Gott zu verstehen. Er zeigt die Überlegenheit eines Glaubens durch Werke über einen Glauben in Worten.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 209. Ich hatte viel zu tun, wenn ich meinen geistigen Sinn entwickeln und meinen Glauben durch erbauende Heilungen beweisen sollte. Wie dankbar war ich doch, als ich erfuhr, wie viele Hilfen mir dabei zur Verfügung standen!

Mit meinem Freund besuchte ich dann die Sonntagsgottesdienste in der örtlichen Kirche Christi, Wissenschafter. Mittwoch abends ging ich zu den Zeugnisversammlungen und hörte dort, wie Gebet heilt — wie physische Krankheiten, mangelnde Versorgung und unharmonische Beziehungen geheilt wurden. Diese Berichte bestärkten mich in dem Wunsch, mehr zu erfahren. Ich machte es mir zur Regel, jeden Morgen als allererstes die wöchentliche Bibellektion aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft zu studieren. So bereitete ich mich auf den kommenden Tag vor, und ich sah ihm voller Freude entgegen.

Nachdem mir zum erstenmal bewußt geworden war, daß der Mensch in Seiner wahren Identität das Ebenbild Gottes ist, war mir klar, daß ich besser verstehen lernen mußte, was Gott ist und wie Er sich dem Menschen mitteilt. Mir ging ein Licht auf, als ich mich mit dem Ersten Gebot beschäftigte: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ 2. Mose 20:3. Jetzt sehnte ich mich danach, Gott treu zu sein, solange ich Seine Güte verstehen und ihr vertrauen konnte. Ich hatte bis dahin gemeint, daß ich das nicht konsequent tun könnte.

Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft verwendet Mrs. Eddy mehrere Synonyme für „Gott“, z.B. unendlicher Geist, Gemüt, Seele, Prinzip, Wahrheit, Leben und Liebe. Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 465. Als ich mich mit diesen Synonymen beschäftigte, wurde mir klar, daß ich Gott in meinem Denken auf einen Supersterblichen mit menschlichen Gefühlen, Reaktionen und Begrenzungen reduziert hatte. Erst jetzt verstand ich, warum ich treu sein und keine anderen Götter haben konnte. Gott ist unendliches Gemüt — Er besitzt immergegenwärtige Intelligenz. Dieses Gemüt ist ewiges Leben, ewige Wahrheit und ewige Liebe. Ich fühlte mich völlig frei, jede geringere Gottheit als dieses absolute Prinzip zurückzuweisen.

Warum hatte ich den Kontakt mit Gott verloren, wenn Er doch so leicht zu verstehen ist? Meine begrenzte Auffassung, mit der ich Gott auf ein menschenähnliches oder anthropomorphisches Wesen reduziert hatte, hatte mich nicht erkennen lassen, daß sich die geistige Verständigung immer vom göttlichen Gemüt zu seinem geistigen Sprößling, dem Menschen, vollzieht. Ich mußte demütig werden, mein ganzes Herz Gottes leitenden Gedanken öffnen. Ich mußte beten.

In den Evangelien wird uns berichtet, daß sich Jesus von Zeit zu Zeit zurückzog, um mit Gott in der Stille Zwiesprache zu halten. Er lehrte seine Jünger, nicht vor den Ohren anderer Menschen zu beten, sondern in das „Kämmerlein“ zu gehen und dann zum Vater zu beten, „der im Verborgenen ist“. Er gab ihnen mit dem Gebet des Herrn eine freudige, erwartungsvolle Denkweise über die Regierung Gottes. Siehe Matth. 6:5–13.

Das Studium dieser Bibelstellen und das erhellende erste Kapitel „Gebet“ in Wissenschaft und Gesundheit gab mir einen völlig anderen Ansatzpunkt für das Gebet. Anstatt alle meine Probleme und die wieder Umgebung zu untersuchen und sie dann immer und immer wieder in meinen Gebeten zu wälzen und Gott zu bitten (oder Ihm zu befehlen!), sie in Ordnung zu bringen, fing ich nun an zu lauschen. Es wurde mir zur zweiten Natur, mich jeden Augenblick an Gott zu wenden und anzuerkennen, daß allein das göttliche Prinzip gegenwärtig ist. Da die Christliche Wissenschaft mein Leben heilte und glücklicher machte, wollte ich Eigenwillen und Selbstgerechtigkeit unbedingt ablegen. Es war viel vernünftiger, mich an den Vater-Mutter Gott, Liebe, zu wenden, als mich mit materiellen Bildern zu beschäftigen und sie als Tatsachen hinzunehmen. Kurz, der erste Schritt, den ich tat, um auf christlich-wissenschaftliche Weise beten zu lernen, bestand darin, der inspirierten Führung in den Psalmen zu folgen: „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin!“ Ps. 46:11.

Als nächstes bemühte ich mich, den Anweisungen zu folgen, die in mein Bewußtsein strömten, wenn ich an Gottes Gegenwart festhielt und auf die Führung der Wahrheit horchte. Allmählich traten an die Stelle von Sorge und Angst vor dem Ungewissen ein Gefühl des Vertrauens und größere Wertschätzung eines jeden Augenblicks. Ich konnte mehr leisten, denn ich wies Faulheit und Apathie gegenüber dem Bösen zurück. Da ich mir bewußt war, daß ich tatsächlich ein Kind Gottes, des Guten, war, schaffte ich es, mich von falschen Charakterzügen zu lösen, und ich bewies leichter, daß der Mensch von Natur aus von Gott regiert wird.

Bisweilen gelang mir diese Arbeit mühelos, doch manchmal war sie eine echte Herausforderung. Die Erfahrung zeigte mir aber, daß der Kampf um ein klares Bewußtsein geistiger Führung Freude bereitete; diese Freude kommt in uns auf, wenn wir verstehen, daß Gott von Natur aus liebevoll ist. Das heißt nun nicht, daß ich schon alles erreicht hätte! Es bleibt noch viel zu tun, um den alten Menschen abzulegen, aber Gottes Güte und Regierung entfalten sich in jedem Augenblick weiterhin ganz natürlich. Sie werden von mir wohl nicht viele Klagen hören, daß ich den ganzen Tag damit beschäftigt bin, das praktisch anzuwenden, was ich lerne. Es hat mir Frieden, Vertrauen und konkrete Ergebnisse gebracht.

Kurz nachdem ich begonnen hatte, Gott, den Menschen und Gebet durch die Linse der Christlichen Wissenschaft zu betrachten, stellten sich einige Veränderungen ein. Das Verlangen nach alkoholischen Getränken verschwand einfach wie lange morgendliche Schatten im mittäglichen Sonnenlicht; es zeigte sich auch nicht mehr. Dann bot sich mir eine Berufschance mit größerer Verantwortung und besserem Verdienst. Ferner konnte ich mich jetzt bei Krankheit auf geistige Mittel verlassen, denn ich hatte eine bessere Vorstellung davon, daß sich Gesundheit von Gott herleitet und auch von Ihm regiert wird. Symptome extremer Übelkeit, Grippe und einige schwere Erkältungen wurden sehr schnell geheilt. Und dadurch, daß ich mein wahres Selbst geistig verstand, konnte ich beruflich umsatteln und in eine andere Stadt ziehen, als sich die Gelegenheit dazu ergab. Das hat sich auch für meine Familie segensreich ausgewirkt.

Der vielleicht aber größte Nutzen, den ich aus diesem neuen Anfang auf der Basis der Christlichen Wissenschaft zog, liegt darin, daß ich meine Beziehung zu meinen Mitmenschen klarer sehe. Denn ich habe nicht nur die Pflicht, für mich selbst anzuerkennen, daß Geist, unendliche Wahrheit, mich geschaffen hat, sondern an mich ergeht die eindringliche Mahnung, jeden Menschen als Kind des einen Gottes zu sehen, frei von materiellen Begrenzungen wie Furcht, Krankheit, ärmlichem Milieu, Erblichkeit und egoistischer Veranlagung. Unser Meister forderte: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ Matth. 7:12. Das heißt nun nicht, daß wir uns anderen Menschen aufdrängen, uns in ihre Angelegenheiten einmischen oder keine Normen haben. Diese Forderung bringt die Menschen auf natürliche Weise zusammen. Ich habe festgestellt, daß ich leichter und öfter vom Guten angezogen werde, das andere ausdrücken, und daß sie ebenfalls vom Guten angezogen werden, das durch mich zum Ausdruck kommt.

Viele Menschen wollen heute durch eine sorgfältig abgestimmte Karriereplanung einen besseren Lebensstil erreichen. Andere suchen ihr Heil in „Do-it-yourself“-Büchern; wieder andere hoffen auf den „großen Glückstreffer“, der ihr ganzes Leben auf einen Schlag ändern wird. So gut gemeint diese Unternehmungen auch sein mögen, ihnen fehlt die verläßliche Basis für wahre Erneuerung und Wiederherstellung, die wir nur finden, wenn wir verstehen, daß das Sein von Natur aus geistig ist.

Müssen Sie für diesen Lebensstil etwas aufgeben? Ja, das müssen Sie. Sie müssen die rein persönliche Jagd nach dem Guten, das Sie in der Materie suchen, zugunsten der unendlichen Wahrheit des Seins aufgeben. Sorgen werden der Freude weichen müssen, und Krankheit der Gesundheit und Harmonie, und auch der Tod wird der Verheißung des ewigen Lebens Raum geben müssen. Das Lehrbuch drückt das so klar aus: „Diese wissenschaftliche Auffassung vom Sein, die die Materie um des Geistes willen aufgibt, deutet keineswegs darauf hin, daß der Mensch in der Gottheit aufgeht und seine Identität einbüßt, sondern diese Auffassung verleiht dem Menschen eine erweiterte Individualität, eine umfangreichere Sphäre des Gedankens und der Tätigkeit, eine umfassendere Liebe, einen höheren und dauernderen Frieden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 265.

Für einen neuen Anfang ist es nie zu spät.

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