Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Stilles Gebet in der Kirche

Aus der November 1985-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Teil jedes Gottesdienstes in der Kirche Christi, Wissenschafter, ist dem stillen Gebet gewidmet. Wie klar und konstruktiv ist unser Gebet in diesem Augenblick?

Wie für jedes wissenschaftliche Gebet so gibt es auch für die stille Zwiesprache mit Gott in der Kirche keine Formel. Ein dynamisches Gebet entspricht den Bedürfnissen des Augenblicks; es ist nicht vorher festgelegt, ist keine uninspirierte Wiederholung von dem, was uns letzte Woche gut zu sein schien. Christus Jesus warnte in seiner Bergpredigt, daß wir nicht „viel plappern“ Matth. 6:7. sollen.

Im Handbuch Der Mutterkirche gibt Mrs. Eddy eine diesbezügliche Richtlinie, deren Befolgung nicht nur unseren Kirchen, sondern der ganzen Menschheit von Nutzen sein wird. Unsere Führerin bestimmt: „Die Gebete in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft sollen insgesamt und ausschließlich für die Gemeinden dargebracht werden.“ Handb., Art. VIII Abschn. 5.

Das Ergebnis eines unmittelbaren, inspirierten Gebets ist so individuell wie das Gebet selbst. Wir mögen die Kirchgänger nicht von einer menschlichen Warte aus betrachten, sondern sie so sehen, wie Gott sie sieht. Auf diese Weise bezeugen wir die Tatsache, daß Gottes Schöpfung Weisheit und Barmherzigkeit widerspiegelt, daß sie Seine Absicht erfüllt und im Einklang mit Seinem Plan handelt.

Ertappen wir uns manchmal dabei, wie wir über eine Kontroverse zwischen Kirchenmitgliedern nachsinnen oder darüber, daß unser Vorschlag nicht angenommen wurde oder ein Mangel an Herzenswärme besteht? Denken wir über die finanzielle Lage oder über die Größe der Gemeinde nach? Sollte uns nicht der dem stillen Gebet gewidmete Teil des Gottesdienstes daran erinnern, daß jeder Aspekt der Kirchentätigkeit von einer metaphysischen anstatt einer rein menschlichen Basis aus betrachtet werden kann? Unsere Gebete können zur Harmonie in den Kirchen, zur Wirksamkeit der Gottesdienste, zur moralischen Stärke und zur Heilkraft der Anwesenden beitragen, oder auch zu etwas ganz anderem, zu dem Gott führen mag.

Manchmal bemühe ich mich, im stillen Gebet klarer zu erkennen, daß es keinen Widerstand gegen Wahrheit gibt, denn Wahrheit, Gott, ist Alles, und außer Ihm besteht keine Ursache, aus der ein Widerstand kommen kann. Die Gemeindemitglieder sind in Wirklichkeit Ideen des Gemüts und daher wachsam und aufnahmebereit für Wahrheit, denn Gemüt ist Wahrheit. Da die Christliche Wissenschaft das Gesetz der allmächtigen Wahrheit ist, heilt sie, und der Christus ist zugegen und fähig, während des Gottesdienstes zu trösten, zu erheben und zu heilen. Das Gute, das gesprochen und verstanden wird, ist unwiderruflich, denn Äußerungen der Wahrheit sind beständig und unveränderlich.

Ich selbst bin wachsamer, wenn ich daran festhalte, daß Gemüt nicht abschweifen kann; auch kann Gott, Gemüt, das einzige Ego, nicht von sich selbst abgelenkt werden. Da Geist, göttliche Liebe, die einzig echte Anziehungskraft ist, erkennt der Mensch allein Gott als sein Leben und seine Liebe an. Was auch immer die Bedürfnisse der Gemeinde sein mögen, das unendliche Gemüt wird uns mit den geeigneten Engelsgedanken versorgen.

Eines Sonntags, während des stillen Gebets, das dem gemeinsam gesprochenen Gebet des Herrn vorausgeht, erahnte ich, warum der Kirchenbesuch so wichtig ist und warum der Segen der Bibellektionen Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. durch das Studium daheim nur zum Teil offenbar wird. Wenn wir, wie uns aufgetragen wird, in der Kirche für die Gemeinde beten, wird dann den Kirchgängern als Gemeindemitglied nicht etwas zuteil, was sie durch individuelles Studium allein nicht erhalten würden? Werden die Menschen durch diese Unterstützung nicht angezogen und den Wunsch verspüren, in das vitale, unwiderstehliche Gebet der Gemeinde mit einbezogen zu werden? Und werden alle, die den Kirchenraum betreten, sich nicht von einer tiefen Christlichkeit umgeben fühlen, die hilfreicher und spürbarer ist als selbst eine freundliche menschliche Umarmung?

Man könnte vielleicht fragen: „Ist es nicht selbstsüchtig, in der Kirche ausschließlich für die Gemeinde zu beten?“ Im Gegenteil, dieses Gebet stärkt die Institution, die am meisten Gutes vollbringen kann. Wenn den Gemeindemitgliedern durch direktes, gemeinsames Gebet geholfen wird, den Versuchungen des fleischlichen Gemüts zu widerstehen, den praktischen Wert der göttlichen Wissenschaft im täglichen Leben zunehmend zu erkennen und bessere Heilarbeit zu leisten, so wird dies wiederum der Welt Segen bringen. Und werden dann solche Christen nicht sogar noch mehr dazu angeregt und befähigt sein, täglich für die Welt zu beten?

Oftmals höre ich jemand in einem Zeugnis oder nach dem Gottesdienst genau die Gedanken äußern, mit denen ich während des stillen Gebets gearbeitet habe. Für mich bedeutet das, daß gehorsames Gebet nicht nur zu einer vitalen Kirche beiträgt, sondern daß es auch den Beweis erbringt, daß gute Arbeit getan wird, indem andere von ihren Einsichten berichten.

Als ich mich zum erstenmal an der Anstaltsarbeit der Christlichen Wissenschaft beteiligte, und zwar als Leser bei einem Gottesdienst in einer Strafanstalt für Männer, durchflutete mich während des stillen Gebets die freudige Gewißheit von der Einheit Gottes und Seiner Schöpfung, einschließlich der wahren Identität eines jeden Anwesenden. Nach dem Gottesdienst machte einer der Insassen die Bemerkung, daß es zwar zahlreiche Religionen gebe, aber wir doch alle intuitiv das gleiche suchten. Welch eine inspirierende „gemeinsame Grundlage“ war dadurch für unsere Unterhaltung geschaffen! Die kurze Zeit des stillen Gebets in unseren Gottesdiensten ist ganz gewiß bedeutsam und nützlich.

In einem Brief des Neuen Testaments lesen wir: „Eines aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, daß ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.“ 2. Petr. 3:8. Ein Augenblick mit Gott in inspiriertem Gebet ist wie tausend Augenblicke. Inspiration benötigt keine Zeit. Zeit bedeutet eine endliche Dauer, ein meßbares Intervall. Inspiration erhebt sich über Begrenzung, über menschliches Nachdenken, in das Reich geistiger Einsicht und geistigen Verständnisses. Ein Augenblick solchen Denkens heilt. Eine Wahrnehmung, die Grenzen durchstößt, kann nicht selbst von Grenzen eingeengt werden. Das heilende Denken ist kein sterbliches Denken und daher nicht von sterblichen Zeitbegriffen abhängig. Gott braucht keine Zeit, um darüber nachzudenken, wie gut Er ist. Gott ist gut, und wirksames Gebet öffnet uns die Augen, so daß wir dieses gegenwärtige, vollkommene Sein wahrnehmen.

Das inspirierte, gehorsame stille Gebet in der Kirche stärkt und schützt die Mission der Kirche, unterstützt die Bemühungen des Sünders, von der Sinnlichkeit fortzukommen, zieht die Trostlosen an, heilt die Kranken. Wie mächtig, ja wie welterschütternd können diese Augenblicke stillen Gebets sein!


Darin ist erschienen
die Liebe Gottes unter uns,
daß Gott seinen eingebornen Sohn
gesandt hat
in die Welt,
daß wir durch ihn
leben sollen.

1. Johannes 4:9

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 1985

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.