Als ich einmal aufbrach, um an der Jahresversammlung meiner christlich-wissenschaftlichen Schülervereinigung in England teilzunehmen, war ich mir bewußt, daß eine sehr langwierige und umständliche Reise vor mir lag. Deshalb hatte ich mich gegen Anstrengung und Ungeduld gewappnet, indem ich mir ernsthaft vornahm, der Instruktion zu folgen, die uns Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift gibt (S. 392): „Steh wache an der Tür des Denkens... Ist die Bedingung vorhanden, die deiner Meinung nach Krankheit herbeiführt, sei es Luft, Anstrengung, Erblichkeit, Ansteckung oder Unfall, so walte deines Amtes als Wächter und schließe diese ungesunden Gedanken und Befürchtungen aus.“
Auf der Reise gab es einige Unannehmlichkeiten und Verzögerungen. Aber ich überstand trotzdem alles gut und traf in London ein. Ich beabsichtigte, dort zu übernachten und am nächsten Morgen an meinen Bestimmungsort im Westen Englands weiterzufahren. Doch als ich mich zufrieden auf mein Hotelbett legte, um mich auszuruhen, wurde plötzlich mein ganzer Körper von heftigen Krämpfen ergriffen. Mein erster Impuls war, meinen Lehrer der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) anzurufen und um Hilfe zu bitten, doch es war mir körperlich unmöglich, nach dem Hörer zu greifen. Als die Krämpfe nicht nachließen, wurde mir bewußt, daß ich selbst für mich beten mußte.
Meine erste Aufgabe war, die Furcht abzuweisen, die mich gepackt hatte. Mir kam Psalm 62:2 in den Sinn: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“ Dann begann ich, Lied Nr. 77 aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft zu zitieren. Es beginnt mit den Worten: „Gott ist mein Heil, mein Retter, / Wovor sollt’ mir denn grau'n?“ und endet: „Er ... gibt Frieden und Geduld.” Allmählich trat dieser Frieden ein; ich wurde ganz ruhig. Aber die Krämpfe hielten an, und ich hatte große Schmerzen. Innerlich ruhig, dachte ich jedoch über meinen Zustand nach.
Ich sah, daß das physische Bild mich glauben machen wollte, daß Muskeln ihre normale Tätigkeit einstellen könnten und Nerven intelligent seien. Der Ursprung solcher Vorstellungen mußte aber im sterblichen Gemüt liegen — in einer falschen Auffassung oder einem begrenzten (sterblichen) Begriff von Gott, dem göttlichen Gemüt. Ich machte mir deshalb erneut klar, daß das sterbliche Gemüt nur ein „Nichts [ist], das beansprucht, etwas zu sein, denn Gemüt ist unsterblich“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 591). Mir fiel auch Mrs. Eddys Erklärung ein (ebd., S. 123): „Die göttliche Wissenschaft, die sich über die physischen Theorien erhebt, schließt die Materie aus, löst Dinge in Gedanken auf und ersetzt die Gegenstände des materiellen Sinnes durch geistige Ideen.”
Mir wurde bewußt, daß in der Wirklichkeit, die geistig ist (im Gegensatz zu der physischen Scheinwelt), die einzigen Träger oder Übermittler von Gottes Botschaften geistige Gedanken oder Engel sind (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 581) — nicht Muskeln oder Nerven. Dann verstand ich noch klarer, daß in Wirklichkeit nur die Engel Seiner Gegenwart die Träger von wahren Botschaften sind und daß diese Botschaften nur göttliche Weisheit und Intelligenz übermitteln, die ausschließlich Gutes, Heilsames und Freudiges enthalten. Das machte mir die Unwirklichkeit des sterblichen Gemüts und die absolute Falschheit ihrer Wirkungen — Schmerzen, Disharmonie, kranke Tätigkeit — so klar erkenntlich, daß die Krämpfe sich augenblicklich lösten.
Befreit und von tiefer Dankbarkeit erfüllt, erhob ich mich und machte einen langen, friedvollen Abendspaziergang. Am nächsten Tag reiste ich ohne Zwischenfall weiter und besuchte bald darauf meine Schülerversammlung. Das Problem ist nie wieder aufgetreten.
Ich bin für Gottes Führung, für die Heilungen, die meine Familie und ich erlebten, und für die Tatsache von Herzen dankbar, daß wir durch die Christliche Wissenschaft, die Mrs. Eddy entdeckte, unseren Schöpfer wirklich kennen und lieben können.
Kaufbeuren, Bundesrepublik Deutschland