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„Du ... schenkest mir voll ein“

Aus der August 1985-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich neu war in der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) und ihre ganze Terminologie noch nicht beherrschte, machte ich tapfer meinen ersten Besuch bei einer im Christian Science Journal eingetragenen Ausüberin. Ich war ganz darauf vorbereitet, meine Vergangenheit zu enthüllen, und als ich in ihrem Büro Platz genommen hatte, begann ich, ihr meine Leidensgeschichte auszuschütten. Nach wenigen Augenblicken unterbrach mich die Ausüberin und sagte, ich sei Gottes vollkommenes Kind.

Die Vorstellung, daß ich vollkommen sei, zerstörte völlig das verzerrte Bild, das ich von mir hatte. Als die Ausüberin bemerkte, daß der Begriff „Vollkommenheit“ für mich eine neue Idee darstellte, erklärte sie mir, daß jeder von uns in Wirklichkeit nur einen Vater hat und daß dieses Eltern-Gemüt Gott ist. Darum bringen wir nur gottähnliche Eigenschaften zum Ausdruck. Alles, was Gott unähnlich ist, hat keine Macht über uns. Die Ausüberin betonte nachdrücklich, daß nur Gott Macht besitzt.

Dieser Gedanke war für mich so neu, daß ich verwirrt war und ihr sagte, daß ich geschieden sei, ein Kleinkind habe und mein ehemaliger Mann uns nicht finanziell unterstütze. Alles, was ich besaß, war ein Abschlußzeugnis einer kaufmännischen Schule. Um sicher zu sein, daß sie auch meine finanzielle und seelische Not wirklich verstand, fügte ich dann noch hinzu: „Meine Lage ist wirklich hoffnungslos.“

Wieder sagte sie mir, daß ich Gottes vollkommenes Kind sei. Ich wurde merklich ruhiger und empfänglich für diese geistigen Wahrheiten, die mich wie sanfte Wellen umfluteten.

Die Ausüberin fragte mich, ob ich den dreiundzwanzigsten Psalm kenne. Ich nickte. Sie nahm dann Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, zur Hand und schlug Seite 578 auf. Sie las mir den dreiundzwanzigsten Psalm vor, so wie Mrs. Eddy ihn wiedergibt, um die geistige Bedeutung der Gottheit hervorzuheben. Dann reichte sie mir das Buch, damit ich ihrem Gedankengang folgen konnte.

Von diesem Augenblick an verging die Stunde mit der Ausüberin wie im Fluge. Zum erstenmal hörte ich die Synonyme für Gott, die die Christliche Wissenschaft uns gibt: Prinzip, Geist, Seele, Gemüt, Leben, Wahrheit, Liebe.

Ich las: „[Die Göttliche Liebe] ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Das Gefühl, ein hilfloses Opfer der Gewalt und der Umstände zu sein, schwand dahin.

Als ich das Büro der Ausüberin verließ, dämmerte mir, was wahre Intelligenz ist. Das beflügelte meine Gedanken. Intelligenz ist etwas, was wir von Gott erhalten und jeden Tag, jeden Moment nutzen können. Die Intelligenz, die ich benötigte, um Entscheidungen zu treffen und Fortschritte zu machen, war bereits vollständig, immer intakt. Ich brauchte mein neues Verständnis der Wahrheit nur bei jeder Gelegenheit zu nutzen.

Ich war von Staunen erfüllt; ein Wohlgefühl umhüllte mich wie eine warme Decke. Welch einen Frieden spürte ich! Ich war wie verwandelt! Während dieser einen Stunde mit der Ausüberin hatte sich in meinem Denken eine deutliche Umkehr vollzogen.

In einem anderen Psalm mahnt der Psalmist: „Merke auf den vollkommenen Menschen und sieh den aufrichtigen an.“ Ps. 37:37 [n. der engl. King-James-Ausgabe]. Es fiel mir schwer, in mir — geschweige denn in meinen Nachbarn, Freunden und Verwandten — Vollkommenheit zu erblicken. Aber beständiges Studium bewies mir bald, was Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Wahrheit schafft eine neue Kreatur, in der das Alte vergeht und, alles neu geworden‘ ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 201.

Immer wieder schlug ich den dreiundzwanzigsten Psalm in Wissenschaft und Gesundheit auf:

„[Liebe] weidet mich auf einer grünen Aue und [Liebe] führet mich zum frischen Wasser.

[Liebe] erquicket meine Seele [meinen geistigen Sinn]. [Liebe] führet mich auf rechter Straße um [Seines] Namens willen.“

Die Vorstellung von grünen Auen und frischem Wasser beruhigte die materiellen Sinne, und dankbar hielt ich an diesen Bildern des Friedens und der Güte fest. Mein Weg führte aufwärts — zu Licht, Gelassenheit und Freude.

Später in jenem Sommer wurde ich, ohne besonders nach Heilung zu suchen, beim täglichen sorgfältigen Studium der Bibellektionen im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft von einer hartnäckigen, immer wiederkehrenden Bindehautentzündung geheilt. Als ich über diese neugefundene Freiheit nachdachte, wurde ich gewahr, daß der Begriff „Augen“, wie Mrs. Eddy ihn im Glossarium biblischer Ausdrücke in Wissenschaft und Gesundheit definiert, für „geistiges Erkennen — nicht materiell, sondern mental“ Ebd., S. 586. stehen kann.

Den ganzen Sommer über hatte ich die negativen Dinge in meinem Leben als unwirklich zurückgewiesen und mein Denken in der Wahrheit ruhen lassen. Obwohl der materielle Augenschein sich nicht immer sofort umkehrte, vollzog sich doch ein Wandel.

Ich habe gelernt, bei Problemen nur die zum Ausdruck gebrachten geistigen, gottähnlichen Eigenschaften als wirklich zu sehen. In dem Maße, wie sich mir das wahre Bild der Vollkommenheit offenbarte, änderte sich meine Auffassung von mir und meinen Nächsten völlig, und mein Ärger verflog. Ich war imstande, die Leute anzusehen, ohne sie aufgrund ihrer scheinbaren Begrenzungen zu verurteilen. Ich nahm die biblische Verheißung an: „So sei dir Weisheit und Erkenntnis gegeben.“ 2. Chron. 1:12.

Der dreiundzwanzigste Psalm in Wissenschaft und Gesundheit ging mir nicht mehr aus dem Sinn. „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn [Liebe] ist bei mir, [Der Liebe] Stecken und [Der Liebe] Stab trösten mich.“ Täglich beanspruchte ich meinen Trost!

Bei Problemen, die mein Kind betrafen, wollten sich bei mir zuweilen Ungeduld und Unzulänglichkeitsgefühle einschleichen und sich mir anhaften, so wie Seepocken sich an einem Schiffsrumpf festsetzen. Jedesmal suchte ich dann in der Bibel und den Werken Mrs. Eddys nach Inspiration.

Als ich meiner kleinen Tochter jeden Abend vorlas und Lieder aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft vorsang, fielen nach und nach auch andere Bürden von mir ab. Alpträume über meine Kindheit und über die Schläge, die ich bekommen hatte, hörten völlig auf, und mit jedem besänftigenden Lied wurde mir immer klarer, daß die Vorstellung, ich sei ein mißhandeltes Kind, die ich so lange von mir gehegt hatte, falsch war.

Verständnis durchdrang mein Bewußtsein und brachte reinere Gedanken hervor — Gedanken der Heiligkeit, Liebe und geistigen Macht. Jedes Jahr brachte mich meinem Berufsziel näher, und heute, da ich diese Zeilen schreibe, stehe ich kurz vor der Erlangung des Doktorgrads. Ich habe Gottes unendliche Intelligenz in immer größerem Maße beweisen können.

Wenn mir im Laufe der Jahre falsche Einflüsterungen meinen Frieden, meine Freude und Harmonie rauben wollten, habe ich immer an den dreiundzwanzigsten Psalm gedacht und Trost gefunden. „[Liebe] bereitet vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. [Liebe] salbet mein Haupt mit Öl und schenket mir voll ein.“

Auf stille Art suche ich in allen Bereichen meines Lebens das reichlich vorhandene Gute zu demonstrieren, das ich als geistiges Kind Gottes ewiglich besitze, und ich erfreue mich der Geborgenheit meines wohlbegründeten Heims und täglicher Harmonie. Ich habe wieder geheiratet, und unsere gemeinsame Familie umfaßt sechs Kinder und eine Enkelin. Ich bemühe mich, in allen Situationen mehr Demut und Liebe auszudrücken und mir des göttlichen Schutzes stärker bewußt zu sein.

Das Gute brachte all die radikalen und wunderbaren Veränderungen in meinem Leben durch stille Entfaltung zustande — so wie die Knospe einer Blume sich zur vollen Blüte entfaltet. Jeder von uns kann das volle Potential seiner Fähigkeiten zur Entfaltung bringen. Und wenn wir unsere guten Eigenschaften pflegen, folgt geistiges Wachstum.

Jeden Tag bete ich: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn [dem Bewußtsein der Liebe] immerdar.“

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