Ich werde nie vergessen, wieviel mir die Heilungszeugnisse in den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften bedeuteten, als ich vor vielen Jahren in diese Wissenschaft eingeführt wurde. Durch meine Arbeit bedingt, hatte ich damals etwa ein Jahr lang in New York gewohnt. Ich war in Los Angeles zu Hause, und in New York kannte ich kaum jemanden.
Schon seit geraumer Zeit hatte ich gegen ein starkes Angstgefühl angekämpft. Außerdem war ich körperlich krank. Unter dieser Belastung hatte ich mich, um Erleichterung zu finden, immer stärker dem Alkohol und Tabletten zugewandt (die damals gängigen Tabletten wurden „Aufputscher“ und „Beruhiger“ genannt). Ich fand aber keine Erleichterung. Im Gegenteil, es ging mir immer schlechter.
Eines Nachts fühlte ich mich zu sehr später Stunde so hilflos und so durcheinander, daß ich niederkniete und laut sagte: „Lieber Gott, ich weiß, du kannst dem Menschen, den Du geschaffen hast, das Leben unmöglich so vermiesen. Aus diesem Leiden muß es einen Ausweg geben.“
Ich war doch etwas erschrocken, als ich mich so mit Gott sprechen hörte, denn seit meiner Kindheit, in der ich eine evangelische Sonntagsschule besucht hatte, hatte ich nicht mehr bewußt an Gott gedacht. Schon seit langem hatte ich nicht mehr die Kirche besucht oder an Gott gedacht; und doch glaubte ich weiterhin an eine höchste Macht. Ich wußte, daß der Mensch das Universum nicht regieren konnte. Und so lag ich auf Knien und betete so gut ich es verstand — wie ein Kind, das um Hilfe bittet. Einen Augenblick lang spürte ich, daß Gott mir sehr nahe war. Bald darauf schlief ich friedlich ein.
Ein oder zwei Tage später lief mir ein guter Freund aus meiner Heimatstadt über den Weg; ich hatte ihn seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gesehen. Wie groß war meine Freude, daß ich ein vertrautes Gesicht sah! Wir gingen in ein nahegelegenes Restaurant und unterhielten uns über alles Mögliche. Plötzlich überkam es mich, und ich schilderte dem Freund meine Schwierigkeiten — die Ängste, die Krankheiten, die Verwirrung usw. Ich werde nie vergessen, was er mir sagte, nachdem ich meine Leidensgeschichte beendet hatte, noch werde ich das Mitgefühl in seinem Antlitz vergessen.
Mein Freund versicherte mir, daß sich mein Vater-Mutter Gott um mich kümmere und mich erhalte, und da Gott alles gemacht habe und alles völlig gut sei, habe Krankheit, Angst oder Verwirrung keine Gültigkeit; ich könne nur das haben, was unmittelbar von Gott komme, dem wahren Ursprung des Seins des Menschen; ich könne nichts haben, was nicht Gott oder dem Guten glich.
Obwohl ich so etwas nie zuvor gehört hatte, empfand ich, daß ich jedes Wort verstand, das er sagte, und daß damit mein demütiges Gebet erhört worden war.
Am nächsten Tag gab mir mein Freund eine Bibel, das Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy und ein Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft sowie einige Zeitschriften der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr'istjən s'aiəns). Er zeigte mir, wie ich mit Hilfe des Vierteljahrsheftes die Bibellektion studieren konnte. Ich ging auf mein Hotelzimmer zurück. Ich konnte es kaum erwarten, die Heilungszeugnisse in den Zeitschriften zu lesen. Begierig las ich Wissenschaft und Gesundheit, und während der nächsten drei Tage fand ich kaum Zeit zum Essen oder Schlafen, weil ich dieses Buch einfach nicht weglegen konnte.
Von der Tablettenabhängigkeit wurde ich sofort geheilt. Die Heilung vom Alkoholismus trat jedoch schrittweise ein. Je mehr mein geistiges Verständnis zunahm, um so mehr ließ mein Verlangen nach Alkohol nach. Folgende Aussage in Wissenschaft und Gesundheit beeindruckte mich sehr (S. 35): „Unser Brot„ das vom Himmel kommt‘, ist Wahrheit. Unser Kelch ist das Kreuz. Unser Wein ist die Inspiration der Liebe, der Trunk, den unser Meister trank und seinen Nachfolgern anbefahl.“ Daraus zog ich den Schluß, daß ich keinen Alkohol brauchte, um Inspiration zu finden oder um glücklich zu sein. Um inspiriert zu sein, mußte ich nur wahrhafte Liebe empfinden. Mir war klar, daß ich in dem Maße, wie ich zur geistigen Wirklichkeit des Seins erwachte, Gottes Gegenwart und Seine Liebe, die Er für alle Seine Kinder empfindet, spüren und meine geistige Identität als Gottes Idee besser verstehen würde.
Eines Abends erreichte ich einen Punkt, wo ich an meinem Weinglas nippte, den Wein aber nicht hinunterschlucken konnte. Er wollte nicht rutschen und schmeckte sehr bitter. Damit war ich von der Trunksucht vollständig geheilt. Das geschah vor über 30 Jahren, und seither habe ich kein einziges Mal auch nur daran gedacht, nochmals Alkohol zu trinken. Die sehr ernsten und beängstigenden körperlichen Leiden verschwanden ebenfalls. Ich hatte das Gefühl, fern vom Leib und „daheim zu sein bei dem Herrn“ (2. Kor 5:8).
Die Christliche Wissenschaft segnet mich auch weiterhin. In meinem Familienkreis habe ich miterlebt, wie abnorme Gewächse, Herzbeschwerden, Gesichtslähmung, Finanzprobleme und unharmonische Beziehungen geheilt wurden, um nur einiges zu nennen. Ich werde immer jenem lieben Menschen dankbar sein, der mir „einen Becher kalten Wassers“ gab, als es mich nach der Wahrheit dürstete. Jeden Tag bete ich darum, daß ich so gesinnt sein möge, „wie [es] Jesus Christus auch war“ (Phil 2:5 — Anmerkung).
Los Angeles, Kalifornien, USA