Welch freudige Überraschung, wenn wir eine wunderbare Heilung erleben, weil wir durch die Christliche Wissenschaft die erste herrliche Erkenntnis gewonnen haben, daß der Mensch kein leidender, hilfloser Sterblicher, sondern das innig geliebte Kind Gottes ist, Sein unmittelbares Bild und Gleichnis.
Durch diese heilende Berührung des Christus werden wir so sehr aufgerüttelt, daß wir mehr über die erlösende Wahrheit erfahren möchten. Wir vertiefen uns voller Freude und Eifer in das Studium der Lehrbücher der Christlichen Wissenschaft — der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy —, und wir halten im Gebet viel Zwiesprache mit Gott. Wir haben den Pfad betreten, der uns vom körperlichen Sinn zum göttlichen Geist, von materiellen Auffassungen zu einem wachsenden Verständnis geistiger Ideen führt, und wir fühlen uns unserem Vater-Mutter Gott immer näher. Unser Leben wird erneuert, unsere Lebenserfahrung wird harmonischer.
In der Christlichen Wissenschaft sind Studium, Gebet und die Anwendung des Erlernten die Werkzeuge, mit denen wir den Herausforderungen des Alltags auf der Grundlage der Allheit Gottes begegnen, die dem Bösen keinen Raum läßt. Aber manchmal mag ein aufrichtiger Christlicher Wissenschafter, der ernstlich und hingebungsvoll danach strebt, Gott und seine untrennbare Beziehung zu Ihm besser zu verstehen, es mit einer Krankheit oder einer anderen ernsten Disharmonie zu tun haben, die nicht weichen will, obwohl er durch die Gebete eines hingebungsvollen Ausübers der Christlichen Wissenschaft Hilfe bekommt.
Unter solchen Umständen mag man sich wohl entmutigt fühlen und sich fragen, was der Heilung im Wege steht. Als erstes müssen wir uns im Gebet dem mentalen Aufruhr zuwenden, der durch Furcht und Zweifel entfesselt worden ist. Wenn wir stille werden, entfalten sich unserem Bewußtsein Gottes heilende Ideen, und wir spüren die tiefe Gewißheit, daß wir — mit Geduld — das Problem in der Christlichen Wissenschaft ausarbeiten können.
Die geistige Wahrheit, die uns bisher gestärkt hat, ist noch immer wahr. Wir haben sie doch so oft bewiesen! Ein schwieriges Problem kann niemals eine Tatsache umstoßen; vielmehr werden Sünde und Krankheit zu Fall gebracht, wenn sie beharrlich angefochten werden, denn sie haben kein wirkliches Fundament.
Christus Jesus zeigte in Wort und Tat, daß der Weg zur Heilung in absolutem, vorbehaltlosem Vertrauen auf Gott liegt — nicht in blindem Glauben, sondern im Bewußtsein Seiner allmächtigen und allliebenden Gegenwart. Als Jesus von den Schwestern des Lazarus die Nachricht erhielt, daß ihr Bruder krank sei, erwiderte er ruhig: „Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde.“ Joh 11:4.
Wie kann denn Krankheit je Gott verherrlichen? Meinte Jesus damit wohl, daß gerade hier sich die Gelegenheit biete, die heilende, wiederherstellende Macht der göttlichen Liebe und ihrer zärtlichen Fürsorge — für jedermann sichtbar — zu beweisen? Jesus, der sich seiner Einheit mit Gott immer bewußt war, erkannte klar Gottes Willen und konnte so Gottes Macht durch sich wirken lassen. Niemals fragte er, ob Gottes Kraft einer menschlichen Not gewachsen war.
Die Christliche Wissenschaft verherrlicht Gott mit der Erklärung, daß Er das eine unendliche, unbegrenzt gute Gemüt ist, das Sein Bild und Gleichnis, den geistigen, vollkommenen Menschen, in ewigem Einssein in sich trägt. Das reine Gemüt kennt keine Krankheit, kein Leiden und keinen Tod, noch erschafft es sie. In der Allheit des Geistes gibt es keine Materie, an der sich Krankheit zeigen könnte. Die unendliche Liebe liebt und segnet nur, führt nie in Versuchung, stellt den Menschen nie auf die Probe, noch straft sie ihn, denn Liebe hat keine Vorstellung vom Bösen. Nichts bedarf innerhalb der Vollständigkeit Gottes der Heilung.
Warum werden wir dann krank? Seit jeher ist die Menschheit dazu erzogen worden, aus den Wahrnehmungen der Sinnesorgane Schlußfolgerungen zu ziehen. Diese materielle Denkweise führt zu dem Glauben, daß es viele Gemüter gebe und jedes eine Mischung aus Gut und Böse sei. Aus dieser Sicht gilt es als sicher, daß sich das Leben in einem materiellen Körper abspielt, der verletzt oder in seinen Funktionen beeinträchtigt werden kann und schließlich stirbt. Und das Gehirn wird als Sitz der Intelligenz und des Bewußtseins betrachtet.
Dieses sterbliche sogenannte Gemüt ist angefüllt mit schrecklichen Gedankenbildern wie Schmerz, Deformation, Bakterien und Viren, anormalen Gewächsen und ähnlichem mehr. Solche mentalen Bilder, die sich am Körper in Form von Krankheit äußern, können in der Tat sehr wirklich erscheinen. Aber vom Standpunkt der geistigen Wirklichkeit aus sind sie ebenso unwirklich wie das Gemüt, das diese Bilder in sich trägt und sie gegen das göttliche All-Gemüt ins Feld führen möchte. Da diese Bilder durch einen falschen Glauben entstanden sind, werden sie durch unser erleuchtetes, auf Gebet gegründetes Wissen über Gottes Allheit und Vollkommenheit ausgeräumt.
Der geistige Mensch drückt alle in Gott vorhandenen Eigenschaften aus. Er trägt nichts in sich, was bei Gott nicht existiert. Gesundheit besteht jetzt in Gott als eine Eigenschaft des Gemüts, nicht der Materie, und drückt sich so natürlich aus wie Wahrhaftigkeit und Reinheit. Gesundheit geht nicht verloren und wird wiedergefunden, sondern sie ist ebenso allgegenwärtig wie Gott, die Quelle der Gesundheit.
Im menschlichen Bewußtsein geht die schleichende Furcht um, daß wir unsere Identität verlieren, wenn wir eine personale (leibliche) Daseinsauffassung aufgeben. Wir glauben, der materielle Körper und das materielle Gemüt sei unsere Identität. Tatsache ist jedoch, daß wir der Wissenschaft zufolge nicht physisch sind, sondern wir sind die Kundwerdung oder Widerspiegelung Gottes, des göttlichen Geistes. In Wahrheit sind wir Gottes Idee, geistig und Vollkommen. Wenn wir den persönlichen Sinn aufgeben, finden wir unsere wahre Individualität und erlangen damit Herrschaft über falsche Annahmen wie Krankheit, Alter und Mangel.
Demut ist erforderlich, um den persönlichen Sinn und sein falsches Zeugnis auszuschließen. Längeres Leiden mag uns dazu zwingen, zu der Demut zu erwachen, die der menschliche Wille bis dahin nicht zum Vorschein kommen ließ. Wenn der persönliche Sinn weicht, erkennen wir immer besser, daß wir total abhängig sind von Gott und unabhängig von der Materie, weil wir dann verstehen lernen, daß unsere Erfahrung von der Qualität unseres Denkens beherrscht wird und nicht von den Bedingungen der Materie. Wir entdecken, daß wir entscheiden können, was wir in unser Bewußtsein einlassen: die Annahmen der Sterblichkeit oder die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes“ Röm 8:21..
Durch die Christliche Wissenschaft lernt man die geistigen Tatsachen der Schöpfung erkennen, und man lernt, sich von der göttlichen Wahrheit anstatt von den sichtbaren, materiellen Phänomenen regieren zu lassen. Wenn wir das konsequent tun, wird uns bald bewußt, daß ein Gedanke niemals „unheilbar“ ist, sondern daß er immer zu unseren Gunsten verändert werden kann. Anstatt uns in den morbiden Bann der Materie und ihrer Bedingungen ziehen zu lassen, können wir das ganze falsche Bild auflösen. Schließlich hat ja das, was aus der sterblichen Annahme hervorgeht, keine Grundlage in Gott; es ist Illusion, Irrtum, keine Tatsache. Es besteht in Wirklichkeit nicht. Doch Gottes Gedanken, die uns ununterbrochen zuströmen, sind Ideen von unendlicher Reichweite, die immer befreien und heilen. Alles Christus-Heilen ist und kann nur zur Verherrlichung Gottes sein.
Wenn wir im Gebet still auf Gottes Gedanken lauschen, wird uns bewußt, daß wir innig geliebt werden, daß wir im göttlichen Gemüt sicher sind, von dem Licht und der Wärme der Seele umfangen. Freude steigt in uns auf und Dankbarkeit für Gottes wunderbare Wirklichkeit und Gegenwart. Das Böse, das so furchterregend schien und unsere geistige Wahrnehmung vernebelte, verblaßt in unserem Bewußtsein. Wir empfinden tiefen Frieden. „Wenn die göttliche Liebe uns näherkommt, uns teurer und wirklicher wird, dann unterwirft sich die Materie dem Geist“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 239., heißt es in Wissenschaft und Gesundheit. Und darin besteht der Weg zur Heilung, nämlich daß wir unsere Gedanken und unser Leben Gott unterordnen.
Wenn wir es Tag für Tag mit einem hartnäckigen Problem zu tun haben, so mag es scheinen, als nähme der Irrtum viele Gesichter an. Manchmal mögen wir uns fast geschlagen geben, aber durch Beharrlichkeit schreiten wir voran. Der Weg wird leichter, wenn unser Verlangen, Gott zu verstehen und Seine Gegenwart zu spüren, stärker ist als die Sehnsucht nach materiellem Wohlbefinden.
Anstatt Symptome zu beobachten oder uns ihretwegen oder wegen des Verlaufs der Symptome bei anderen Sorgen zu machen, können wir unser Denken von allem Beunruhigenden abwenden. Wir können niemals unseren Fall mit dem eines anderen vergleichen. Geistiges Heilen ist rein individuell. Es findet in unserem eigenen Bewußtsein statt. Es kommt nicht selten vor, daß jemand schon weiß, daß er geheilt ist, obwohl die Materie noch immer unverändert erscheint. Solche Menschen sorgen sich nicht länger um die Materie und haben alle Furcht verloren. Sie haben „vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn“ 2. Kor 5:8..
Haben Sie sich schon einmal zu dem Glauben verleiten lassen, daß eine gewisse Krankheit „zum Tode“ führe? Setzen Sie sich schon monatelang — jahrelang — damit auseinander? Fassen Sie Mut! Sie haben es trotzdem nur mit einer falschen Annahme zu tun. Und Sie können jetzt sofort damit aufhören, an diese Annahme zu glauben, und können Anspruch erheben auf Ihr wahres Bewußtsein der Harmonie, dem kein persönlicher Sinn entgegensteht. Mrs. Eddy schreibt in dem Buch Die Einheit des Guten: „Der wissenschaftliche Mensch und sein Schöpfer sind hier; und du wärest kein anderer als dieser Mensch, wenn du die fleischlichen Wahrnehmungen dem geistigen Sinn und Ursprung des Seins unterordnetest.“ Einh., S. 46. Heilung bedeutet also — darauf weisen diese Worte ganz klar hin —, das bereits Bestehende zu entdecken und zu akzeptieren.
„Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde“, versicherte Christus Jesus. Und das gilt nach wie vor. Gott wird nicht dadurch verherrlicht, daß wir leiden und sterben, sondern vielmehr dadurch, daß wir alles überwinden, was uns bedrängt. Niemand erwartet von uns, daß wir das ohne Hilfe tun. Die Macht Gottes, der Christus und die göttliche Wissenschaft stehen uns immer zur Seite. Reicht das nicht? Mrs. Eddy versichert uns liebevoll: „Was immer den Weg versperrt — was jene Sterblichen, die dem Pfad zustreben, stolpern, fallen oder ermatten läßt —, die göttliche Liebe wird es hinwegräumen; sie wird die Gefallenen aufrichten und die Schwachen stärken.“ Vermischte Schriften, S. 328.
Lassen wir uns niemals vom Bösen täuschen oder einschüchtern! Wenn wir mit geistigen Ideen arbeiten und das Licht der Wahrheit auf den Irrtum richten, bringen wir den Irrtum an die Oberfläche — nicht, damit wir uns vor ihm fürchten, sondern damit wir erkennen, daß es sich bei ihm in Wahrheit um eine machtlose Anmaßung handelt. Wenn wir so dem Irrtum entgegentreten, zerstören wir ihn, und wir erfahren, daß er keine Macht hat, uns zu zerstören. Gott, Liebe, ist alles, überall und zu jeder Zeit und unter allen Umständen. Und diese Tatsache heilt!