Ich verstand damals die Christliche Wissenschaft schon etwas, als ich mich entschloß, ein Jahr lang mit meinem Mann in der Arktis zu leben. Er machte dort Studien im Eis und Gletschervermessungen. Wir bewohnten eine kleine primitive Jagdhütte auf dem 80. Breitengrad an einer wilden, einsamen Küste, meilenweit entfernt von jeglicher menschlichen Behausung.
Als Malerin war ich begeistert von den schönen, reinen Farben des hohen Nordens. Ich malte Tag und Nacht, vergaß alles um mich her und vernachlässigte auch das tägliche Studium der Bibellektion (die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft enthalten ist).
Noch vor Einbruch der totalen Finsternis der Polarnacht unternahmen mein Mann und sein Begleiter eine vierzehntägige Tour, um die Unterkunftshütten des großen Terrains mit Proviant aufzustocken. Ich war allein in der Hütte, als der erste der gefürchteten Äquinoktialstürme losbrach, der dann neun Tage ohne Unterlaß wütete.
Der Lärm des rasenden Orkans, die Mühen des Schneeschaufelns, um das Allernotwendigste von draußen in die Hütte zu schaffen, die Vorstellung, der Sturm könnte das Packeis und mit ihm die Eisbären an unsere Küste treiben, und die rasch fortschreitende Dämmerung — das alles setzte mir arg zu. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und befürchtete, mich an das Unbekannte, Furchtbare zu verlieren.
Total zerschlagen und verwirrt, wandte ich mich schließlich an Gott und bat Ihn um ein Zeichen Seiner Gegenwart. In jener Nacht legte sich der Sturm, und als ich ins Freie trat, lag die Welt im Mondschein in den strahlendsten Dämmerfarben und über all dem das herrliche wallende Nordlicht.
Am nächsten Morgen las ich wieder in der Stille der Hütte die Bibellektion. Die darin enthaltenen geistigen Wahrheiten gaben mir vollends meine frühere Ruhe des Aufgehobenseins in Gott wieder. Ich fragte mich, wie ich mich vom Schneesturm hatte so weit überwältigen lassen können, daß ich mich nicht gleich an Gott um Hilfe wandte. Statt dessen hatte ich mit menschlicher Willenskraft allein weitergekämpft — und das natürlich vergebens!
Die Männer kehrten heim nach ihrer gefahrvollen Tour. Sie waren erstaunt und froh, in der Hütte unter dem Treibschnee mich ruhig und freudig vorzufinden. Das beste aber war, daß ich mein festes Bewußtsein von Gottes Liebe wiedererlangt hatte. Nichts konnte mich mehr schrecken! Weder die folgende totale Finsternis der Polarnacht, die drei Monate währte, noch die Einsamkeit der Weltferne. Auf unseren langen Touren über das Packeis kreuzten wir manchmal die großen Tatzenspuren der Eisbären. Ich hatte keine Angst mehr.
In lebendigem Bewußtsein von Gottes Gegenwart verstand ich die folgenden Worte aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy (S. 264): „Wenn wir den Weg in der Christlichen Wissenschaft begreifen lernen und das geistige Sein des Menschen erkennen, werden wir Gottes Schöpfung schauen und verstehen — all die Herrlichkeiten der Erde und des Himmels und des Menschen.“ Diese Erfahrung bedeutet mir auch heute noch sehr viel.
Unsere kleine Tochter fing mit drei Jahren plötzlich an zu stottern. Eltern, Großeltern und andere waren in größter Sorge. Es wurde vieles versucht, um dem Kind zu helfen: Sprechübungen, Eurythmie, wo Worte und Melodien in Bewegung umgesetzt werden, usw. — es half alles nichts. Schließlich betete ich über dieses Problem. Mir kam ganz klar der Gedanke, daß unsere Tochter in ihrem wahren geistigen Sein vollständig ist und ewiglich die ihr von Gott verliehenen Eigenschaften zum Ausdruck bringt. Die vollständige Heilung kam bald.
Wie dankbar bin ich doch Gott für die Christliche Wissenschaft!
Wien, Österreich
