In den frühen Jahren meiner Karriere als Ballettänzer litt ich häufig an Berufskrankheiten und unter der Furcht vor ihnen. Trotz ärztlicher Behandlung traten sie immer wieder auf. Nachdem ich ein Stipendium für mehrere Semester an einer berühmten Ballettschule im nahen Ausland erhalten hatte, erreichten die Komplikationen ihren Höhepunkt, und ich verließ die Schule vorzeitig. Mittellos, in einem fremden Land, ohne Hoffnung auf eine erfolgreiche Weiterführung meiner beruflichen Laufbahn, befand ich mich in einer ziemlich verzweifelten Situation.
In dieser Not wandte ich mich an Menschen, die ich kurz zuvor kennengelernt hatte. Mit großen Einfühlungsvermögen erkannten sie mein wahres Bedürfnis nach einer besseren und höheren Lebensführung. Liebevoll machten sie mich mit der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) bekannt. Ich ergriff diese Gelegenheit wie einen rettenden Strohhalm. Die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy wurden von Stund an mein Halt und meine Führung. Dadurch, daß ich mich täglich tiefgehend mit dem Studium der Christlichen Wissenschaft beschäftigte, entstand eine grundlegende innere und äußere Ordnung, von der aus ich nun alles mit anderen Augen zu sehen begann.
Eines Tages, als ich die Bibellektion im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft studierte, wurde meine Aufmerksamkeit von dem folgenden Bibelvers vollständig in Anspruch genommen (2. Mose 23:20): „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe.“ Ich akzeptierte diese Verheißung von Gottes Gegenwart, Führung und Hilfe, als sei sie für mich bestimmt gewesen. Große Inspiration leitete von nun an all mein Denken und Tun.
Ich nahm wieder Ballettunterricht bei einer verständnisvollen und hilfsbereiten Pädagogin, und die physischen Komplikationen wurden eine nach der anderen geheilt. Dann erreichte mich ein außerordentliches Angebot auf schier unglaublichem Wege, denn ich hatte alle Brücken hinter mir abgebrochen. Was folgte, war ein langjähriges erfolgreiches Engagement an einem bedeutenden Theater. Danach konnte ich noch 17 Jahre lang die künstlerischen und athletische Disziplin des Balletts ohne krankheitsbedingte Unterbrechung ausüben. Ich war von den Berufskrankheiten vollständig geheilt.
Nachdem ich meine Karriere als Ballettänzer beendet hatte, verletzte ich mir eines Tages anscheinend den Ischiasnerv, als ich unsere beiden Töchter, die noch Kleinkinder waren, auf Kindersitzen im Fond unseres Wagens unterbrachte. Eine Zeitlang suchte ich Tag und Nacht in verschiedenen Positionen Erleichterung zu finden, aber die Schmerzen waren schrecklich. Eine Entscheidung mußte getroffen werden, mich wirklich durch die Christliche Wissenschaft auf Gott zu stützen.
Wie viele Male zuvor, begann ich auch jetzt, gebeterfüllt über „die wissenschaftliche Erklärung des Seins“ in Wissenschaft und Gesundheit nachzudenken (S. 468): „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.“ Ich folgerte: Wenn Nerven und andere materielle Elemente keine Intelligenz oder Substanz an sich besitzen, müssen sie auch ohne innewohnendes Empfinden sein; dann brauchte ich den Schmerzempfindungen keine Wirklichkeit einzuräumen.
Christus Jesus bewies seine göttliche Sohnschaft dadurch, daß er das Wesen Gottes — den Christus — unter allen Umständen verkörperte. Daher konnte er sagen (Joh 10:30): „Ich und der Vater sind eins.“ Mir wurde klar, daß auch ich etwas von meiner Gotteskindschaft zum Ausdruck bringen und die Einheit mit meinem geistigen Ursprung aufrechterhalten konnte.
Plötzlich war alles vollkommen ruhig um mich. So mußte es gewesen sein, dachte ich, als Jesus die Ängste seiner Jünger auf stürmischer See besänftigte, indem er den Wind bedrohte und sagte (Mk 4:39): „Schweig und verstumme!“ Es war wunderbar. Ich wußte, daß kein materielles Mittel der Macht des Christus gleichkommen konnte. Große Erleichterung und Freude überkamen mich. Auf einmal wurde mir klar, daß ich zum erstenmal seit der Verletzung ohne Schmerzen war! Ich war zutiefst berührt und dankbar. Von da an machte ich beständig Fortschritte Die Schmerzen blieben schließlich ganz und gar aus. Das war vor 15 Jahren, und diese Schwierigkeit hat sich nicht wieder gezeigt.
Für diese Erlebnisse bin ich zutiefst dankbar. Sie haben tiefe Spuren in meinem Leben hinterlassen.
Schönau, Bundesrepublik Deutschland
