Stille — ist das in unserer Zeit, im 20. Jahrhundert nicht praktisch ein Fremdwort? Alles hastet, rennt; Zeit ist Geld; nur ja keine Stille! Doch es lohnt sich, über diesen Begriff nachzudenken.
Und wenn wir das tun, wird uns klar, daß Stille eine viel tiefere Bedeutung hat, als wir jemals ahnten. In der Bibel finden wir viele hilfreiche Stellen über Stille. Sie weisen auf die geistige und die menschliche Bedeutung des Wortes hin. Können wir daraus einen Nutzen ziehen? Ganz gewiß!
Christus Jesus tat seine Heilarbeit mit einer inneren Stille, einem Frieden, der auf einem Verständnis von Gott beruhte. In all seinem Tun erkannte er Gott als die einzige Macht an. Die Bibel sagt uns: „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin!“ Ps 46:11. Christus Jesus verstand diesen Punkt. Und durch die Christliche Wissenschaft lernen wir, das auch auf unsere Aufgaben anzuwenden, um Harmonie und Heilung zu erleben.
Menschlich gesehen, ist Stille Untätigkeit; ja, sie könnte als Zeitverschwendung oder Müßiggang angesehen werden. Doch das war es nicht, was Christus Jesus zum Ausdruck brachte. Wenn wir ihm folgen wollen, müssen wir zwischen sterblichen oder materiellen Annahmen und den Gedanken, die von Gott zu uns kommen, unterscheiden. Aller menschliche Wille, alle Meinungen, Behauptungen, wir seien endliche, materielle Geschöpfe, müssen aus unserem Denken oder Bewußtsein ausgeschlossen werden. Diese begrenzenden Annahmen möchten uns unseren Frieden rauben, indem sie uns unter Druck setzen oder bedrohen. Wenn wir sie aus unseren Gedanken ausschließen, beanspruchen wir unsere wahre geistige Identität als Gottes Kind und unser Recht auf diesen inneren Frieden. Wir erkennen nur die Gedanken an, die von Gott kommen, bei dem alle Macht, alle Wahrheit, alle Liebe ist.
Diese Stille ist eine geistige Kraft in uns; sie befähigt uns, Gottes Gegenwart in unserem Leben zu spüren. Wir erreichen diesen inneren Frieden dadurch, daß wir uns tief ins Gebet versenken. Dabei wenden wir uns von Sünde, Leiden, Tod und allen materiellen Umständen ab. Hier in dieser inneren Stille finden wir unsere Beziehung zu Gott und spüren, daß wir tatsächlich eins mit unserem Schöpfer sind. Dieser Frieden, der in Gott, Seele, seinen Ursprung hat, ist die heilige Ruhe, die kein störendes Element kennt.
Im Gebet erkennen wir an: „Vater, Dein Wille geschehe.“ Wir sagen: „Nicht was ich will mit meinen begrenzten Anschauungen von allem, sondern wozu Du, himmlischer Vater, mich führst. Ich bin bereit, auf Deine Stimme zu hören, zu lauschen.“ Wir geben unsere menschlichen Meinungen auf — alle Wunschvorstellungen, jedes Wenn und Aber. Wir geben Gott Gelegenheit zu sprechen, lassen Ihn sich uns offenbaren. Doch dieses Lernen hat sehr wenig mit dem Intellekt zu tun. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „In dem stillen Heiligtum ernsten Sehnens müssen wir die Sünde verneinen und die Allheit Gottes geltend machen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 15.
Durch das Gebet, das auf absolutem Glauben und geistigem Verständnis basiert, erlangen wir einen besseren Begriff von Gott. Wenn wir Gott als ganz und gar gut anerkennen, ist es uns nicht mehr möglich, das Böse zu akzeptieren, sei es in Form von Disharmonie oder Mangel. Wir sprechen ihm jegliche Macht ab, weil es nicht von Gott kommt. Dabei beginnen wir in dem jeweiligen Fall die geistigen Tatsachen wahrzunehmen, noch ehe die Heilung für die menschlichen Sinne sichtbar sein mag.
Eine dieser Tatsachen ist, daß Harmonie ein göttliches Gesetz ist. Jeder bringt in Wirklichkeit Harmonie zum Ausdruck, weil wir alle in Wahrheit Gottes Kinder sind. Er sorgt für alle Seine Kinder in reicher Fülle, und alle können ihr Recht auf dieses unbegrenzte Gute beanspruchen. In der Bibel finden wir viele Beispiele dafür, wie einzelne Menschen diese Tatsache im eigenen Leben bewiesen haben. Die Geschichte von Josef ist so ein Beispiel. Siehe 1. Mose, Kap. 37, 39-45.
Ebenso ist kein Platz für Arbeitslosigkeit, weil Seine Güte ohne Ausnahme von allen Seinen Kindern zum Ausdruck gebracht wird. Wenn wir wissen, daß wir Gott widerspiegeln, drücken wir Seine Stille durch Kraft und innere Ruhe aus. Durch völlige Hingabe an Gott erarbeiten wir uns diese Lektionen Schritt für Schritt. Gottes Schöpfung war immer ohne Fehler, doch es liegt an uns, das zu verstehen und zu demonstrieren.
„Was aber hat Stille mit dem Alltag zu tun?“ fragst du vielleicht. „Ich brauche doch etwas Praktisches. Wie gehe ich mit diesem Werkzeug um?“
Nun, Stille ist dort, wo wir sind; für sie gibt es keinen bestimmten Platz, keine Zeit. So ist sie jederzeit verfügbar, wo immer wir uns befinden. Jeden Morgen können wir mit dieser Stille anfangen, indem wir freudig den Tag erwarten. Dies ist Gottes Tag; Er führt uns durch diesen Tag, was immer er uns abverlangt. Auf dem Weg zur Arbeit können wir beten und alle in Gottes Liebe einschließen, ganz gleich, mit wem wir es zu tun haben. Auch äußere Laute können uns dabei nicht stören. In Wahrheit drückt mein Mitarbeiter Gott durch Weisheit, Verständnis und Intelligenz aus.
Wie steht es mit dem Ehepartner oder einem anderen Familienangehörigen? Worte können Probleme mit sich bringen — jeder legt sie anders aus. Und so kann es zu Mißverständnissen kommen, die auf Unwissenheit beruhen. Wissen wir zum Beispiel, was unseren Ehepartner oder unseren Angehörigen gerade beschäftigt oder was für Erfahrungen er heute gemacht hat? Wir nehmen nur das äußere Bild wahr! Suchen wir nicht nach außen eine Lösung, sondern gehen wir in die innere Stille, wo wir uns an Gott um Führung wenden. Auf diese Weise werden wir dazu geführt, das zu sagen, was helfen und heilen wird.
Wir können darauf vertrauen, daß unser Ehepartner oder Angehöriger auch Gottes Führung wahrnehmen kann. Anstatt ihn als materiellen, mit Fehlern und Schwächen behafteten Sterblichen zu sehen, können wir die geistigen Eigenschaften ansprechen, die er zum Ausdruck bringt wie zum Beispiel Intelligenz, Schönheit, Güte, Reinheit und Wahrheit. Dies hilft uns, das falsche Bild zu durchschauen, das uns für das Gute um uns her blind machen möchte. Genausowenig brauchen wir das Bild eines ungehorsamen Kindes oder Jugendlichen zu akzeptieren, weil der Mensch als Gottes Kind jetzt schon Gehorsam ausdrückt. Das liegt in seiner Natur.
In dieser inneren geistigen Stille kann jeder von uns Gottes Weisheit vernehmen und die Antworten auf seine Fragen finden. So erleben wir den Frieden, den die Welt nicht geben kann.
Wenn wir jeden Gedanken, der nicht von Gott — aus dem Geistigen, Göttlichen — kommt, zurückweisen und dadurch ersetzen oder umkehren, daß wir Gottes Allmacht und Allwissenheit beanspruchen, dann tun wir die beste Arbeit für die Menschheit. Doch der Wandel findet in unserem Bewußtsein statt, denn dort beginnt die Heilung.
Durch solches Gebet können wir viel für die Welt tun! Keine rein menschlichen Bemühungen Können die tiefgehenden Auswirkungen der durch Demonstration bewiesenen „geistigen Stille“ ersetzen. Sie ist ein Werkzeug, das ich angefangen habe, täglich zu benutzen, und ich erfahre immer mehr und immer besser, wie diese Stille ihre Arbeit tut und sich auf alle meine Aufgaben auswirkt. Jeder ist fähig, ob er sich dessen bewußt ist oder nicht, den Wert einer solchen Einstellung für sich selbst zu beweisen.
Welch ein Segen erwartet uns aus der Demonstration dieser Stille! Und alle können sie sich zu eigen machen und unserem großen Vorbild, Christus Jesus, folgen.
