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„Die Bande der christlichen Brüderschaft“ festigen

Aus der Mai 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Zwietracht ist in vieler Hinsicht eine besondere Plage unserer Zeit. Natürlich hat unser Jahrhundert kein Monopol auf diesen Zustand, wie das Studium der Geschichte deutlich zeigt. Aber trotz aller Visionen von einer großen Weltgemeinschaft, trotz gewaltiger Fortschritte im Verkehrswesen, ja trotz phantastischer Kommunikationssysteme, die uns augenblicklich über aktuelle Ereignisse unterrichten und so alle Menschen auf der Erde miteinander verbinden können, sehnt sich das Herz doch manchmal danach, den Nachbarn von nebenan kennenzulernen — ihn wirklich zu kennen. Wir sehnen uns danach, zu verstehen und verstanden zu werden, Liebe zu geben und zu empfangen.

Zwietracht ist etwas besonders Trauriges, wenn sie im religiösen Leben der Gesellschaft in Erscheinung tritt. Im weiten Rahmen des Christentums zum Beispiel gibt es heute buchstäblich Hunderte verschiedener Richtungen und Glaubensgemeinschaften. Zweifellos arbeiten und beten viele christliche Gruppen ernsthaft, um in der Welt einen echten Geist der Einmütigkeit zu fördern. Aber offensichtlich kommen auch in einzelnen Kirchen und zwischen einigen Glaubensgemeinschaften manchmal Mißtrauen und Bitterkeit auf, die alles andere bewirken als Heilung und die keineswegs die Verwirklichung des Reiches Gottes vorantreiben, von dem Jesus sagte, es sei bereits herbeigekommen. Und der Meister hat diese erstaunliche Feststellung schon vor fast zweitausend Jahren getroffen.

Ist Gottes Reich denn gegenwärtig, eine Realität? Verkündeten die Worte Jesu eine grundlegende, wenn auch radikale Wahrheit? Oder war seine Vision nur die naive Hoffnung eines Idealisten aus alter Zeit? Was glauben wir? Und welche Aufgabe ergibt sich für uns daraus?

Den Christlichen Wissenschaftern erteilt Mary Baker Eddy einen deutlichen Rat, der sich auf jedes Mitglied der von ihr gegründeten Kirche anwenden läßt, obwohl sie sich damals ganz besonders an den Vortragsrat der Christlichen Wissenschaft wandte. Sie schrieb in einer frühen Ausgabe des Christian Science Sentinels: „Der Vortragsrat ist absolut bereit und auch dazu angewiesen, gegen alle gütig zu sein und niemanden zu hassen. Das Ziel seiner Mitglieder ist, dem Interesse der Menschheit zu dienen und die Bande der christlichen Brüderschaft zu festigen, deren einzelne Glieder ohne Ausnahme in der Kette des Seins aufwärtsführen." (Diese Aussage wurde später in dem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes auf den Seiten 338-339 abgedruckt.)

Wo fangen wir an, „die Bande der christlichen Brüderschaft zu festigen"? Vielleicht könnten wir in nächster Nähe anfangen — in der Familie und der eigenen Kirche —, indem wir unseren Ehepartner, unsere Kinder, unseren Vater und unsere Mutter und auch die Mitglieder unserer Kirche so behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden möchten: mit Mitgefühl, Geduld, Vergebung, Verständnis, Aufmerksamkeit und Liebe.

Wir könnten auch in unserer Nachbarschaft und in unseren Gemeinden einen neuen Anfang wagen. Haben wir etwa gezögert, einen Nachbarn freundlich anzusprechen oder ihn überhaupt anzusprechen, weil er einer anderen Arbeit nachgeht als wir, weil er einen anderen Lebensstil hat oder die Kirche, die er besucht, anders als unsere ist? Derartiges Zögern paßt nicht recht zu den Anweisungen, die Jesus seinen Nachfolgern gab. Jesus scheute weder Zeit noch Mühe, um sich allen möglichen Menschen zu widmen, die „anders" waren. Weil er seine Aufgabe ernst nahm, riskierte er, als Weinsäufer und Freund der Zöllner und Sünder verleumdet zu werden. Jesus nahm seine eigenen Worte wörtlich: „Gehet hin in alle Welt."

Selbst wenn andere nicht verstanden, wofür Jesus eintrat, oder wenn sie ihn nicht recht zu schätzen wußten, so doch echte Liebe immer das Motiv seines Verhaltens. Er sagte seinen Jüngern, daß auch sie lieben müßten und daß sie beten müßten angesichts von Zwietracht oder Feindschaft. Die Worte und Werke Jesu festigten die Bande. Er tröstete die Herzen, heilte Schicksale und errichtete die Gemeinschaft der Heiligen.

Das Gebet steht über allem. Die Christliche Wissenschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen zu zeigen, wie man so beten kann, daß es den Mitmenschen auch wirklich nützt. Gebet kann tatsächlich den Weg zur Heilung von Zwietracht weisen, denn wenn das Gebet ehrlich auf die Wahrheit über Gott und den Menschen eingeht und ihr Ausdruck verleiht, so verändert es zuallererst den Betenden selbst. Wir werden zu dem, was — wie unser Gebet uns klarmacht — die Wirklichkeit ist. Dann wird unser Leben zum Vorbild. Die Zwietracht weicht von uns, und durch das, was wir sagen und tun oder eben nicht sagen und tun, fördern wir sie auch bei anderen nicht weiter.

Es besteht kein Zweifel, daß jedes Zeichen der Christlichkeit — und sei es noch so klein und bescheiden —, mit dem wir auf die Welt um uns herum reagieren, einem anderen etwas bedeutet. Es bringt die Menschen Schritt für Schritt einander näher. Genauso, wie man die Steine für ein Fundament einen nach dem anderen setzt, so werden auch die Bande zwischen den Herzen eins nach dem anderen geknüpft.

In der Christlichen Wissenschaft stellt Gebet die geistige Tatsache heraus, daß Gott unendliche Liebe ist, unteilbares Gemüt. Und dieses eine Gemüt wird von Seiner geistigen Idee, dem Menschen, widergespiegelt. Gottes Mensch ist kein zwiespältiges Wesen; er ist genauso unteilbar wie sein Schöpfer. Die göttliche Einheit zwischen Gott und Mensch wird in Seiner gesamten Schöpfung erhalten. Reiner Frieden bringt die ununterbrochene Wirklichkeit der Familie Gottes zum Ausdruck. Reine Liebe teilt die ewige Harmonie mit.

Die große Täuschung ist die Annahme, daß wir alle als Sterbliche miteinander konkurrieren — um Lebensraum, Macht, Ansehen, Versorgung, um das Überleben. In Wahrheit sind wir Gottes Mensch, Seine geistige Widerspiegelung, jeder in gleicher Weise wertvoll und würdig. Die Bande der universalen Liebe halten uns wahrhaftig zusammen und versorgen uns mit allem Guten.

Wenn unser geistiger Sinn diese Wirklichkeit in unserem eigenen Leben wahrnimmt, dann erkennen wir, daß sie für jeden wahr sein muß. Wir können nicht mehr von Zwietracht bedroht werden. Das Übel ist ausgelöscht. Statt dessen werden die wahren Bande der christlichen Brüderschaft mehr und mehr gefestigt — die echte Zuneigung und das Verständnis, das der eine, allerhabene Vater, den wir alle haben, in uns hervorruft. Die Herzen werden dann eines nach dem anderen in Christus, Wahrheit, vereinigt.

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