Zwietracht ist in vieler Hinsicht eine besondere Plage unserer Zeit. Natürlich hat unser Jahrhundert kein Monopol auf diesen Zustand, wie das Studium der Geschichte deutlich zeigt. Aber trotz aller Visionen von einer großen Weltgemeinschaft, trotz gewaltiger Fortschritte im Verkehrswesen, ja trotz phantastischer Kommunikationssysteme, die uns augenblicklich über aktuelle Ereignisse unterrichten und so alle Menschen auf der Erde miteinander verbinden können, sehnt sich das Herz doch manchmal danach, den Nachbarn von nebenan kennenzulernen — ihn wirklich zu kennen. Wir sehnen uns danach, zu verstehen und verstanden zu werden, Liebe zu geben und zu empfangen.
Zwietracht ist etwas besonders Trauriges, wenn sie im religiösen Leben der Gesellschaft in Erscheinung tritt. Im weiten Rahmen des Christentums zum Beispiel gibt es heute buchstäblich Hunderte verschiedener Richtungen und Glaubensgemeinschaften. Zweifellos arbeiten und beten viele christliche Gruppen ernsthaft, um in der Welt einen echten Geist der Einmütigkeit zu fördern. Aber offensichtlich kommen auch in einzelnen Kirchen und zwischen einigen Glaubensgemeinschaften manchmal Mißtrauen und Bitterkeit auf, die alles andere bewirken als Heilung und die keineswegs die Verwirklichung des Reiches Gottes vorantreiben, von dem Jesus sagte, es sei bereits herbeigekommen. Und der Meister hat diese erstaunliche Feststellung schon vor fast zweitausend Jahren getroffen.
Ist Gottes Reich denn gegenwärtig, eine Realität? Verkündeten die Worte Jesu eine grundlegende, wenn auch radikale Wahrheit? Oder war seine Vision nur die naive Hoffnung eines Idealisten aus alter Zeit? Was glauben wir? Und welche Aufgabe ergibt sich für uns daraus?
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