Eine Bekannte hatte einige Fragen zur Christlichen Wissenschaft. Ich lieh ihr daher das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy. Als sie mir das Buch zurückgab, sagte sie: „Ich bin überzeugt, daß dies das richtige für dich und deine Kirchenfreunde ist, die es verstehen. Aber für mich ist es zuviel Arbeit. Wenn ich Kopfschmerzen habe, ist es viel einfacher, ein Aspirin zu nehmen.“
Dieses Erlebnis veranlaßte mich, tiefer darüber nachzudenken, was der Zweck der Christlichen Wissenschaft ist und was uns dazu bewegt, die Christliche Wissenschaft zu studieren — selbst wenn es einfacher zu sein scheint, materielle Mittel anzuwenden.
Ich persönlich lernte die Christliche Wissenschaft durch meine Eltern kennen; und deren Interesse wiederum war durch einen Geschäftskollegen geweckt worden. Mein Vater, der schon lange unter Magenbeschwerden gelitten hatte, hatte viele Mittel versucht, aber alle ohne Erfolg. Dann begann er, die Christliche Wissenschaft zu studieren, und wurde durch Gebet vollständig geheilt. Daraufhin besuchte ich eine Zweigkirche Christi, Wissenschafter — zuerst nur gelegentlich, während ich mich zugleich auf Pillen und Medizin verließ, um kleinere Beschwerden zu beheben. Ich war auch unsicher und fürchtete mich vor vielen Dingen. Aber ich kann mich deutlich daran erinnern, daß ich einen Punkt erreichte, wo ich mich nach mehr sehnte.
Wenn ich zurückblicke, sehe ich, daß ich mich nicht so sehr nach besserer Gesundheit sehnte als nach einem besseren Verständnis des Lebens, des wahren Seins. Ich hatte einfach das Gefühl, daß es ein unbeschwerteres Leben geben mußte. Heute weiß ich, daß ich in Wirklichkeit geistig wachsen, das heißt Gott besser verstehen, wollte.
Ich fing an, die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit zu studieren, und ich bat auch einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Hilfe durch Gebet, wenn ich ein körperliches Problem hatte. Allmählich verstand ich, daß Gott der einzige Schöpfer des Menschen ist und daß meine wahre Identität geistig ist — daß der Mensch Gottes Widerspiegelung oder Ausdruck ist und alles Gute einschließt. Nach und nach wurde ich von allen Beschwerden geheilt, und langsam verschwand auch die Unsicherheit und Furcht. Dieses Phänomen erklärt Mrs. Eddy in Rückblick und Einblick folgendermaßen: „Ein durch die Christliche Wissenschaft geheilter Mensch ist nicht nur von seiner Krankheit geheilt, sondern auch in moralischer und geistiger Hinsicht gehoben. Da der sterbliche Körper nur der objektive Zustand des sterblichen Gemüts ist, muß dieses Gemüt erneuert werden, damit der Körper gebessert werde.“
Was erzwingt nun solch eine Erneuerung — solch eine echte Änderung des Denkens zum Rechten hin? Die Jünger Christi Jesu müssen geahnt haben, was es war. Als Simon Petrus und sein Bruder Andreas von Jesus gerufen wurden mit den Worten: „Ich will euch zu Menschenfischern machen!“, folgten sie ihm sofort. Bald danach verließen zwei weitere Männer, Jakobus und Johannes, ihre Fischernetze und wurden seine Jünger. Das göttliche Wesen, das Jesus als Sohn Gottes verkörperte, mußte in ihrem Herzen eine Saite angeschlagen haben. Dieser Christusgeist spricht laut und eindringlich zu dem empfänglichen, menschlichen Bewußtsein, und jene Männer begannen ihre heilige Jüngerschaft ohne Zögern. Später brachten sie anderen Heilung und Erlösung, wie sie es von ihrem Meister gelehrt worden waren.
In der Bibel heißt es: „Der Geist ist es in den Menschen und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht.“ Der göttliche Impuls, der uns dazu treibt, zu Gott hinzustreben, liegt in uns allen.
Wenn also jemand sagen sollte: „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“, könnte man mit folgenden Worten Mrs. Eddys aus Wissenschaft und Gesundheit antworten: „Den Vorsatz und den Beweggrund, recht zu leben, können wir heute gewinnen. Hast du diesen Punkt erreicht, dann hast du so angefangen, wie du solltest. Du hast mit dem Einmaleins der Christlichen Wissenschaft begonnen, und nichts als unrechte Absicht kann deinen Fortschritt hindern. Wenn du aus wahren Beweggründen arbeitest und betest, wird dein Vater dir den Weg auftun.“ Einerlei, ob wir jung oder alt sind, es ist nie zu früh oder zu spät, den göttlichen Daseinszweck des Menschen verstehen zu lernen. Wie zerbrechlich unser Verständnis dieses Daseinszwecks auch sein mag, die Willigkeit, uns selbst als Gottes Kind zu sehen, und die Bereitschaft, uns daranzumachen und diese geistige Tatsache zu beweisen, garantieren uns den Fortschritt.
Wer den Anfang wagt, wird bald erkennen, daß er sein Denken ändern muß. Wenn wir bei Gott anfangen, der Alles ist, und uns bemühen, zu verstehen, daß es keine andere Macht gibt, und von diesem Standpunkt aus zu leben, dann bewegen wir uns auf einer Basis, die sich von der des herkömmlichen Denkens unterscheidet. Wir müssen uns ständig fragen: „Handle ich in Einklang mit der Prämisse, daß Gott, das Gute, Geist, Alles ist?“ Wenn die Antwort „ja“ lautet, können wir zuversichtlich unseren Weg gehen.
Ihre Liebe zur Menschheit veranlaßte Mrs. Eddy eine Kirche zu gründen, die reichlich Vorsorge für geistigen Fortschritt trifft. Ob man als Sonntagsschüler die Bibel im Lichte des Lehrbuchs studiert oder ob man als Kirchenmitglied oder Besucher die Bibellektionen aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft im Sonntagsgottesdienst hört und diese während der Woche studiert, ob man die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften liest oder Klassenunterricht bei einem autorisierten Lehrer der Christlichen Wissenschaft nimmt, der Zweck ist immer der gleiche: Es soll uns allen helfen, Gott näherzukommen, Ihn besser zu verstehen und dieses Verständnis in unserem Leben durch mehr Reinheit, Liebe und Erfüllung zum Ausdruck zu bringen. Und dabei können wir nicht anders, als mehr Gesundheit und Zufriedenheit zu bekunden.
Aber wie steht es mit den unrechten Absichten, die, wie wir gehört haben, den Fortschritt hindern können? Es ist nicht leicht, unser Leben immer stärker dem unseres Meisters anzugleichen. Wenn wir uns bemühen, das zu tun, werden wir — bewußt oder unbewußt — die unrechten Absichten in Form von menschlichem Willen, Selbstgerechtigkeit, Selbstrechtfertigung oder Egoismus erkennen. Diese und ähnliche Eigenschaften müssen wir aufgeben. Sie sind Merkmale einer materiellen Gesinnung, die daran festhält, daß der Mensch in einem materiellen Körper lebt, völlig getrennt von Gott.
Vielleicht unternehmen wir manchmal unkluge Schritte oder verlieren den Mut. Aber neue Erfahrungen und Herausforderungen in unserem Leben verlangen, daß wir unser geistiges Verständnis vertiefen. Und jedes Problem, das wir meistern, hebt uns höher.
Wohin werden unsere Bemühungen uns letzten Endes führen? Was ist das Ziel unserer Anstrengungen? Werden wir uns jemals ganz und gar so sehen, wie wir sind — geistig und vollkommen? In den Vermischten Schriften vermittelt uns Mrs. Eddy die Vision eines völlig erneuerten Bewußtseins mit ihren Worten: „Welch ein glaubenerleuchteter Gedanke, daß die Sterblichen den, alten Menschen’ ablegen können, bis der Mensch als das Bild des unendlichen Guten, das wir Gott nennen, erfunden wird und die volle Größe des Menschentums in Christus erscheint.“
Das sterbliche, erdgebundene Denken kann das wahre Sein, das ohne Krankheit, Schmerzen, Sorge, Sünde und Tod ist, nicht verstehen. Doch diese wie alle anderen Formen der Disharmonie sind Gott unbekannt, der nur das Gute ist und schafft. Schließlich werden sie auch uns unbekannt sein, wenn wir in die volle geistige Identität hineinwachsen, in die Widerspiegelung des göttlichen Bewußtseins, die rechtmäßig unser ist. In der Tat, „welch ein glaubenerleuchteter Gedanke“ — ein Gedanke, der unsere Entschlossenheit stärkt, den zum Geist führenden Pfad einzuschlagen, und zwar jetzt!