„Meine Kirche hat sich in der Zeit meiner seelsorgerischen Tätigkeit verändert; sie wurde von einer Kirche, die das Salz sein wollte, zu einer Kirche, die der Honig sein will, um die Lösungen, die die Welt zu bieten hat, schmackhafter zu machen. Zuerst dachte ich, es handele sich hier um das Problem: Liberale gegen Konservative oder Friedenstifter gegen Kriegstreiber. Aber in letzter Zeit bin ich zu dem Schluß gekommen, daß sich hierin ein tieferliegender Konflikt zwischen Kirche und Welt widerspiegelt ...
Wenn ich mich der Kirchengeschichte recht entsinne, so handelt es sich bei diesem ständigen Problem nicht darum, wie man die Kirche davon abhalten kann, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern wie man die Welt davon abhalten kann, die Kirche zu unterwandern. In jedem Zeitalter verfällt die Kirche der konstantinischen Vorstellung, sie könne den Lauf der Welt beeinflussen. Sie brauche lediglich die Sache in die Hand zu nehmen und die Normen der Gerichtsbarkeit der Welt in einen lockeren christlichen Rahmen einzufügen, anstelle der Torheit des Evangeliums ein wenig weltliche Weisheit walten zu lassen, eher der Macht als der Liebe das Wort zu reden und dies alles christlich-soziales Gewissen zu nennen ...
Gedankenloses Engagement und wahllose Offenheit haben uns in eine Identitätskrise gestürzt. Meines Erachtens liegt das Problem der etablierten Kirchen nicht darin, daß wir abseits der Welt stehen, sondern daß wir in der Welt nicht unsere eigenen Bedingungen aufrechterhalten ...
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