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„Sie sind kein Außenseiter!“

Aus der Dezember 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Kommt es Ihnen vor, als ob zwischen Ihnen und dem Guten eine durchsichtige, aber undurchdringliche Wand stünde?

Dieser Gedanke kam mir des öfteren zu einer Zeit, als mein Mann und ich äußerst niedergeschlagen waren. Wir waren in einen entgegengesetzten Teil unseres Landes gezogen, aber die erwarteten neuen Möglichkeiten waren ausgeblieben. Unvorhergesehene Ausgaben hatten unsere Ersparnisse aufgezehrt, und unsere teure Unterkunft war ungünstig gelegen und uns zuwider.

Seit Wochen hatte ich verzweifelt gebetet, aber hatte Gottes Nähe nicht gespürt. Mir schien, als spürte ich nur die Trennung von Ihm.

Mein Mann, der von Beruf Eletroniktechniker ist, ist auch Sänger, und er hatte sich bei allen Zweigkirchen Christi, Wissenschafter, in jener Gegend als Solist oder stellvertretender Solist beworben. An einem Samstagmorgen ließ ihn das Musikkomitee einer fast 50 Kilometer von uns entfernten Kirche wissen, daß er am Sonntagmorgen nach dem Gottesdienst vorsingen möchte.

Das Vorsingen ging schief, und danach waren wir noch deprimierter als vorher.

Bevor wir an jenem Tag nach Hause zurückfuhren, kehrten wir zum Mittagessen ein. Der Tisch, der uns angewiesen wurde, stand in unmittelbarer Nähe einer Gruppe junger Leute, die offensichtlich aus einem freudigen Anlaß feierten. Wir beobachteten die Gruppe und beneideten sie wehmütig. Dabei wurden wir noch mutloser.

Als wir uns nach dem Essen erhoben, um zu gehen, kam eine Frau auf mich zu; ich konnte mich nur vage daran erinnern, daß ich sie zuvor beim Vorsingen in der Kirche gesehen hatte. „Sie sind kein Außenseiter!“ beteuerte sie. „Sie haben etwas Kostbares. Wissen Sie das denn nicht?“

Mein Mann und ich waren von dieser spontanen, liebevollen Anteilnahme innerlich tief berührt. Während der Rückfahrt in die Stadt mußte ich ständig an ihre Worte denken: „Sie sind kein Außenseiter!“ Dann fielen mir plötzlich andere Worte ein, die ich am Ende des Gottesdienstes gehört hatte: „die wissenschaftliche Erklärung des Seins“ aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy. Ich kannte die Christliche Wissenschaft erst seit kurzem, aber ich erinnerte mich an den zweiten Satz in dieser Erklärung: „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.“

Blitzartig kam mir die Erkenntnis, daß die logische Schlußfolgerung daraus war, daß alles, was Gott schafft, in und aus Ihm selbst sein mußte, da Er Alles-in-allem ist. Es gibt nichts, hat nie etwas gegeben, noch kann es je etwas anderes geben als Gott, den Alles-in-allem. Und das schloß selbstverständlich meinen Mann und mich ein! Wie konnten dann wir oder sonst jemand außerhalb Gottes sein?

In jenem Augenblick war ich mir wohl zum ersten Mal bewußt, daß mich eine wahre und schöne geistige Idee genau in dem Moment inspirierte, in dem ich sie brauchte — eine Idee, die mein Denken umkehrte und mir tiefen Frieden und ein neues Gottesverständnis brachte.

Ich hatte das Gefühl, als wäre der Gedanke schon die ganze Zeit über dagewesen und hätte nur darauf gewartet, daß ich ihn entdeckte. Und so war es natürlich auch. Wenn Gott, das reine Gute, Alles-in-allem ist, dann mußte jener Gedanke aus dieser Allheit, dieser liebevollen Gegenwart, hervorgehen.

Mir fiel auch ein Bibelvers aus der Bibellektion jener Woche (im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft) ein. Es waren die Worte des Apostels Paulus, der erläuterte, warum nie jemand von Gott getrennt sein kann: „Denn in ihm leben, weben und sind wir.“

Früh am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zum nächstgelegenen Leseraum der Christlichen Wissenschaft. Dort verbrachte ich einige Stunden im Gebet und mit dem Studium der Bücher. Ich machte mir die volle Bedeutung jener wunderbaren Wahrheit klar, daß Gott Alles-in-allem ist. Zuerst las ich die Antwort auf die Frage „Was ist Gott?“ in Wissenschaft und Gesundheit:Gott ist unkörperliches, göttliches, allerhabenes, unendliches Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit, Liebe.“

Damals verstand ich einige Synonyme für Gott noch nicht so recht. Mir war aber, zumindest in Anfängen, schon verständlich geworden, was Liebe ist, und so befaßte ich mich besonders damit. Wenn Gott Alles ist, so wurde mir bewußt, dann ist Liebe Alles, und dann lebe, webe und bin ich in der Liebe. Welch herrliches Gefühl brachte mir diese Erkenntnis!

Plötzlich waren die Worte jener Frau vom Vortag „Sie sind kein Außenseiter!“ nicht mehr bloße Worte, sondern eine Überzeugung.

Mir wurde klar, daß Gebet nicht nur ein Flehen, ein Bitten ist, sondern das Wissen, daß Gott immer als Liebe gegenwärtig ist. Ich war überzeugt, daß die Liebe meinen Mann und mich erkennen lassen würde, was als nächstes zu tun war. Und beim Beten spürte ich immer mehr Gottes liebevolle Nähe. Ich war mir bewußt, daß selbst das, was jetzt gerade in mir vorging — das geistige Lernen und die geistige Gemeinschaft —, eine Antwort auf meine Gebete war.

Damit begann wirklicher Fortschritt für uns, und bald besserte sich unsere Lage. Wir wurden sicher und auf geordnete Weise zu einer festen und befriedigenden Arbeit und einer passenden Wohnung geführt. Mein Mann bekam zwar nicht die Stelle als Solist, für die er sich an dem Sonntag vorgestellt hatte, aber er wurde bald von einer anderen Zweigkirche engagiert, die viel näher zu uns lag.

Man kann wohl mit Recht sagen, daß der tiefe Wunsch, sich der Allgegenwart Gottes immer bewußter zu werden — ja, diese Gegenwart konkret zu erleben —, wirklich das Wesentliche beim Studieren und Anwenden der Christlichen Wissenschaft ist. Schließlich werden wir dadurch in die Lage versetzt, immer klarer zu erkennen, daß es nie und nimmer eine trennende Wand gibt zwischen Gott und Seinem geistigen Kind oder zwischen dem Menschen und allem Guten.

Da wir in Wahrheit in Gott und von Gott sind, spiegeln wir Seine Eigenschaften wider. In dem Maße, wie wir uns des wahren geistigen Zustandes des Menschen bewußt werden, demonstrieren wir Vollkommenheit und Gesundheit, kurz, Wohlbefinden.

Der Apostel Paulus hatte diese große Wahrheit erkannt. Über Jesu Versöhnung des Menschen mit Gott schrieb er: „Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war.“ Mary Baker Eddy erweitert und erläutert in ihren Schriften dieses Thema, daß der Mensch nie von Gott getrennt ist. In der Einheit des Guten heißt es unter anderem: „... Gott ist Alles-in-allem; und du kannst niemals außerhalb Seiner Einheit sein.“


So frage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen?
Das sei ferne! ...
Gott hat sein Volk nicht verstoßen,
das er zuvor erwählt hat. ..
Denn von ihm und durch ihn
und zu ihm sind alle Dinge.
Ihm sei Ehre in Ewigkeit!

Römer 11:1, 2, 36

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