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Unser erstes wahres Weihnachten

Aus der Dezember 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Weihnachtserinnerungen: Eine Reise zu lieben Verwandten, ein besonderes Rezept, der Weihnachtsbaumschmuck, den wir so sehr lieben, oder ein Geschenk, das wir einfach nicht vergessen können, weil so viel Liebe in ihm zum Ausdruck kam.

Doch wenn im Laufe der Zeit das Weihnachtsfest immer mehr seinen Charakter als ein Fest der Liebe verliert und immer mehr zu etwas wird, das wir wie alles andere auch in unser geschäftiges Leben einplanen müssen, sollten wir uns fragen — und oft tun wir es auch —, was Weihnachten wirklich für uns sein sollte. Es ist denkbar, daß wir Weihnachten einen großen Dienst erweisen, wenn wir von dem, wie die Welt es uns präsentiert, Abstand nehmen und versuchen, mehr von seiner geistigen Bedeutung freizulegen.

Vor einigen Jahren lernte ich etwas von dieser tieferen Bedeutung von Weihnachten kennen, und das auf ziemlich überraschende Weise. Meine Frau und ich hatten beschlossen, uns nicht von dem Kommerz und der Seichtheit des Weihnachtsrummels einfangen zu lassen und Zeit und Gedanken statt dessen daran zu wenden, die geistige Substanz von Weihnachten zu entdecken. Je mehr wir uns jedoch darauf konzentrierten und je näher die Zeit kam, desto niedergeschlagener wurden wir merkwürdigerweise. Die Weihnachtsangebote, die Lichter, der Glanz, sogar der Baum — nichts konnte uns reizen. In dem Jahr kauften wir kein einziges Geschenk und nahmen keine Einladung an. Und irgendwie konnten wir auch an unserem Gebet und Studium keine rechte Freude finden. Die äußeren Begleiterscheinungen der Weihnachtszeit um uns herum schienen unser geistiges Vertrauen in Gottes Gegenwart zu ersticken.

Am Weihnachtstag hatte uns die Unzufriedenheit, die wir empfanden, gegeneinander aufgebracht, und wir sprachen kaum noch miteinander. Ich weiß noch, wie meine Frau sagte: „Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein so trauriges Weihnachten erlebt zu haben.“ Die Versuchung lag nahe zu glauben, daß es im Grunde doch dieser äußeren Begleiterscheinungen der Feiertage bedurfte, um so etwas wie Weihnachtsfreude empfinden zu können.

Wir hatten vor, an diesem Abend, es war ein Mittwoch, eine Zeugnisversammlung in einer nahegelegenen Kirche Christi, Wissenschafter, zu besuchen. Wir freuten uns immer darauf, die persönlichen Heilungsberichte der Mitglieder zu hören wie auch die Lesungen aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy. Aber wir wußten beide, daß etwas geschehen mußte, wenn der Gottesdienst uns etwas bedeuten sollte. Wir beschlossen zu beten.

Zunächst wandte ich mich dem Gedicht Christ and Christmas (Christus und Weihnachten) von Mary Baker Eddy zu. In der ersten Strophe heißt es: „Über der trostlosen Nacht des Chaos schien strahlend / ein einsamer, mutiger Stern.“ Als ich betete, erkannte ich klarer denn je zuvor, daß die Wirklichkeit des geistigen Lichtes in der Tat durch das Chaos der Sinnlosigkeit und die Dunkelheit der Verzweiflung hindurchschien. Und ich erkannte, daß mich das Licht der geistigen Wahrheit leiten würde, wenn ich die Krippe meines Herzens demütig bereithielt für Christus, Wahrheit, und nach seinem Erscheinen Ausschau hielt. Ich konnte mich darauf verlassen. Es konnte nicht anders sein, weil Christus wirklich ist.

Der erste Abschnitt aus der Bibel, der in dem Gottesdienst gelesen wurde, spiegelte mein Verlangen, Gottes Nähe zu fühlen, wider: „Ach daß ich wüßte, wie ich ihn finden und zu seinem Thron kommen könnte!” Alles an diesem Gottesdienst — die Gebete, die Lesungen, die Lieder, die Heilungsberichte — ließ mich Gottes Gegenwart besser wahrnehmen und gab mir ein neugeborenes weihnachtliches Verständnis meiner eigenen geistigen Identität.

Das abschließende Lied faßte die Echtheit dieses Weihnachtsgeschehens für mich zusammen. Der letzte Vers lautete:

Ach, wie so leise kommet
Die Wundergab’ ins Haus;
So teilet Gott den Menschen all
Den Himmelssegen aus.
Kein Ohr vernimmt sein Kommen,
Doch in der sünd’gen Welt,
Wo Demut ihn willkommen heißt,
Der Christus Einzug hält.

Ich hatte Gottes Wirklichkeit in meinem Denken willkommen geheißen, und das änderte alles. Die Liebe und Freude, die ich jetzt fühlte, waren überwältigend. Und meiner Frau ging es ebenso, denn als das Lied zu Ende war, nahm sie meine Hand und sagte: „Nichts wird jemals zwischen uns stehen.”

In vieler Hinsicht war dies das erste wirkliche Weihnachten, das wir je erlebt hatten. Und es hat seither jedem Weihnachten mehr Sinn gegeben.

Sicherlich liegt die eigentliche Macht und Bedeutung von Weihnachten in der Liebe — in Gottes Liebe zu uns und unserer Fähigkeit, diese Liebe zu besitzen und weiterzugeben. Sieht man die Geburt Christi Jesu im Zusammenhang mit dem ganzen Evangelienbericht über sein Leben sowie den Verheißungen eines Messias durch die Propheten, so ist es viel mehr als nur die Geburt eines Kindes. Wenn wir uns eingehend mit diesem Bericht befassen, wird deutlich, daß die wahre Botschaft die ist, daß Gottes Gegenwart etwas Konkretes ist und wir sie spüren können — wir können den Immanuel oder „Gott mit uns” erleben.

In dem Maße jedoch, wie das Denken dazu erzogen wurde, das Leben als sterblich und den Menschen als materiell anzusehen, wurde die Erkenntnis von Gottes Gegenwart verdunkelt. Als Folge davon ist heute die einzige Erklärung von Weihnachten, die einigermaßen vernünftig zu sein scheint, die vorherrschende Meinung, daß Gott, Geist, in der Gestalt von Jesus von Nazareth Materie wurde. Anstatt also die wahre Idee des unendlichen Geistes zu feiern, wird mit dem Weihnachtsfest im Grunde genommen Gottes Bereitschaft gefeiert, materiell zu werden!

Was aber, wenn Weihnachten genau das Gegenteil bedeutete? Was, wenn Weihnachten uns zeigen soll, daß der Mensch wirklich göttlicher Natur, geistig ist?

Wenn das, was wir von Gott verstehen, richtig sein soll, muß es logischerweise dem entsprechen, was Gott tatsächlich ist. Mit anderen Worten, es muß die wahre Auffassung von Gott als Geist sein. Da Gott alle Macht hat, muß der dem menschlichen Denken aufdämmernde wahre Ausdruck von Ihm auch die Macht besitzen, sich dadurch hervorzutun, daß er alles, was unwahr oder Gott unähnlich ist, zerstört. Diese wahre und unendliche Idee von Gott ist der Christus, der zeigt, was geistige Sohnschaft bedeutet. Und die korrekte Idee von Gott — die wahre Idee oder der Christus — offenbart, daß der Mensch geistig ist.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß die wahre Idee von Gott, wenn sie zum Fleisch — zum menschlichen Bewußtsein — kommt, die menschliche Erfahrung verändert, indem sie zeigt, daß das Wesen Gottes so wirklich, so unendlich ist, daß es tatsächlich keinen Raum für irgend etwas außer Geist und seinem wahren, geistigen Ausdruck, dem Menschen, gibt. Der Christus verwandelt sich nicht in etwas, was er niemals war und seinem Wesen nach niemals sein kann, nämlich Materie.

Die ganze materielle Welt lehnt sich gegen einen solchen Gedanken auf. Sie sagt, das könne nicht sein. Genauso wie es in der Herberge keinen Raum für Maria und Josef gab, so gibt es im sterblichen Denken keinen Raum für die geistige Wirklichkeit. Daher versucht dieses sterbliche Gemüt, die Vorstellung einer geistigen Identität aus dem Denken zu verbannen. Es sagt, es gebe keinen Raum, und jedweder geistige Begriff vom Leben müsse sich mit ganz bedeutungslosen Bereichen der menschlichen Erfahrung zufriedengeben — mit den Krippen der heutigen Zeit, wie Gefühlen, Idealen und Hoffnungen.

Aber in solche bescheidenen Krippen hinein wird die geistige Idee, der Christus, im menschlichen Bewußtsein geboren. Und wenn die Idee wächst, offenbart sie mehr und mehr von der geistigen Individualität des Menschen als Gottes eigenes Kind und von der Freiheit, die das Erbe des Menschen ist — Freiheit von Krankheit, Sünde und Tod.

Und darum geht es bei Weihnachten: daß die Idee der göttlichen Liebe und des göttlichen Geistes der Christus ist, der erklärt, heilt und uns erhebt, so daß wir unser wahres Wesen, unser geistiges Selbst als Gottes Gleichnis erkennen. Nichts kann diese Idee aufhalten. Sie findet Einlaß durch Demut und das Verlangen, die Wahrheit zu erkennen. Sie bringt die Weisheit mit sich, diese wachsende Erkenntnis der Geistigkeit des Menschen vor jedem eifersüchtigen Herodes zu schützen, der darauf aus ist, sie zu zerstören.

Wie meine Frau und ich während dieses Gottesdienstes entdeckten, geht es bei Weihnachten nicht um eine Erinnerung an etwas, was lange zurückliegt, sondern darum, den Christus, die offenbarwerdung Gottes, in unser heutiges Leben aufzunehmen. Weihnachten ist Liebe, die uns befähigt, Anteil zu nehmen und zu helfen und uns auf eine Weise zu freuen, die zeigt, daß wir in der Tat der von Gott geschaffene Mensch sind, daß wir in der Tat unendliche Liebe widerspiegeln. Das ist Gottes Geschenk für jeden von uns, heute und in Ewigkeit!

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