Wenn ein Besucher des Sonntagsgottesdienstes in einer Kirche Christi, Wissenschafter, oder jemand, der die Christliche Wissenschaft kaum kennt, versucht ist, dem in der Lektionspredigt Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. enthaltenen Anspruch des Heilens mit Skepsis zu begegnen, dann sollten seine Zweifel durch die drei Tage später stattfindende Mittwochabend-Zeugnisversammlung behoben werden. Die Versammlung am Mittwoch bestätigt sehr eindrücklich das Wort der Lektionspredigt. Denn hier wird Zeugnis abgelegt über die Werke in unserer Zeit — über christlich-wissenschaftliche Heilungen, die sich auf die Lehren und das Beispiel Christi Jesu gründen.
Selbst überzeugte Christliche Wissenschafter müssen oft die Bedeutung der Versammlungen am Mittwoch noch mehr schätzenlernen. Als ich ins Geschäftsleben eintrat, ignorierte ich anfangs zumeist diesen Gottesdienst in der Mitte der Woche, obwohl meine Frau regelmäßig daran teilnahm und mir ein gutes Beispiel gab. Später gelang es mir, diese Gottesdienste häufiger zu besuchen. Aber ich tat es mehr aus Pflichtgefühl, um den in unserer Zweigkirche gültigen Satzungen nachzukommen, als aus Liebe. Einige Jahre später jedoch hielt unsere Kirche eine inspirierende Sitzung ab, auf der ich klarer erkannte, daß die Zeugnisse am Mittwoch die Vollständigkeit der Kirche Christi, Wissenschafter, beweisen: Sonntags wird das Wort der Lektionspredigt mit seiner heilenden Wirkung verkündet und mittwochs folgt das Zeugnis von den eigentlichen Werken, der Beweis. Nach jener Sitzung wollte ich teilhaben an dieser Vollständigkeit, und es wurde für mich selbstverständlich, die Zeugnisversammlungen zu besuchen.
Natürlich mag es Zeiten geben, in denen uns der Besuch der Sonntags- oder Mittwochsgottesdienste nicht möglich ist. Sollte dies einmal so sein, dann brauchen wir nicht das Gefühl zu haben, daß es uns an Liebe zu Gott oder zum christlich-wissenschaftlichen Heilen fehle. Das Fernbleiben setzt uns nicht irgendeiner Bestrafung aus. Ebenso-wenig ziehen wir automatisch Nutzen aus der bloßen Tatsache, daß wir anwesend sind. Doch der regelmäßige Besuch der Gottesdienste ist eine gute geistige Disziplin. Er stärkt uns und unsere Kirchen.
Indem einzelne Christliche Wissenschafter erzählen, wie sie durch ihr Vertrauen auf einen absolut guten Gott geheilt wurden, helfen sie, den Glauben der Welt an die Echtheit und Macht des Bösen zu berichtigen. Sie zeigen auch den Menschen ihrer Stadt, daß die Christliche Wissenschaft wirklich das ist, was sie zu sein beansprucht. Es ist unser Ziel, dies in jedem Bereich unseres Lebens, einschließlich unserer Kirchenarbeit, ständig zu beweisen. Wir haben eine besondere Verantwortung für die Zeugnisversammlung am Mittwoch, wenn gezeigt werden soll, daß das Wort durch Werke bestätigt wird.
Es braucht an Werken nicht zu mangeln. Wir alle können sie erleben. Jeder, der die Christliche Wissenschaft studiert, hat den Trost der göttlichen Liebe gespürt, die heilende Kraft der Wahrheit, die Hilfe des Christus — und deshalb kann er von Erfahrungen berichten. Selbst wenn die Besucherzahl an einem Mittwoch — oder an mehreren — nicht groß sein sollte, so kann doch die Zeit für die Zeugnisse mit lebendigen und sinnvollen Berichten angefüllt sein. Es ist hilfreich, daran zu denken, daß wir nicht einfach jede Woche für die gleichen vertrauten Freunde oder vor diesen sprechen. Wir haben vielmehr die heilige Gelegenheit, die Herrlichkeit Gottes zu bezeugen.
Wenn wir erkennen, daß die Versammlung am Mittwochabend und die Zeugnisse der Verherrlichung Gottes dienen, so werden wir uns in verstärktem Maße des höheren Zwecks unseres Gottesdienstbesuchs bewußt. Dieses Verständnis verdrängt ganz natürlich die begrenzte Vorstellung vom Gottesdienst als einem rein menschlichen Erfahrungsaustausch. Wir begreifen, daß wir bewußt die in den Zeugnissen offenkundig gewordene Tätigkeit des Christus anerkennen sollten. Es ist natürlich, an der Verherrlichung Gottes und der Würdigung der heilenden Werke Seines Christus teilzuhaben. Mary Baker Eddy sagt über das Abgeben von Heilungszeugnissen: „Es ist mehr als ein bloßes Aufzählen von Segnungen, es ersteigt den Gipfel des Lobes und veranschaulicht die Demonstration des Christus, der da ,heilet alle deine Gebrechen' (Psalm 103:3).” Handbuch Der Mutterkirche, Art. VIII Abschn. 24. Es hilft, sich beim Zeugnisgeben die einfache Sprache Jesu Christi vor Augen zu halten, seine wirklichkeitsnahen Gleichnisse und seine Beispiele aus dem täglichen Leben.
Denken wir auch an den Geist der wahren Hingabe, den der Meister in der Frau wahrnahm, die „zwei Scherflein“ in den Gotteskasten legte. Er sagte: „Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben.“ Mk 12:42, 43. Ebenso mag das schlichteste Zeugnis — wie die beiden Scherflein — die Zuhörer am ehesten davon überzeugen, daß die Werke echt sind und das Lob von Herzen kommt.
Als ich eines Tages solche Überlegungen anstellte, erkannte ich klarer als je zuvor, daß es nicht genug ist, nur die Heilungswerke zu schätzen, die man persönlich erlebt hat. Ich entdeckte, daß ich konkret nach Wegen suchen mußte, um Anerkennung für alle Heilungen auszudrücken, die stattfinden, wenn sich jemand im Gebet demütig an Gott wendet.
Eine natürliche Gelegenheit zu solcher liebevollen Wertschätzung bietet ganz bestimmt die Zeugnisversammlung am Mittwoch! Die Liebe zu allem wirklichen christlichen Heilen und der Ausdruck dieser umfassenderen Liebe durch den Gottesdienst lenken unsere Gedanken auf andere, weg von uns selbst.
Die in den Sonntagsgottesdiensten verlesene Lektionspredigt veranschaulicht unmißverständlich, daß jedes Kind, jeder Mann und jede Frau hier und jetzt ein gottgegebenes Recht hat, frei zu sein von Krankheit, Mangel und Traurigkeit, die der Annahme innewohnen, daß das Leben im Fleisch sei.
Doch was dächte man von einer Kirche, die sonntags solch radikale Behauptungen durch das Wort verkündete, wenn sie nicht auch mit Werken aufwarten könnte, um diese Behauptungen zu untermauern? Im Brief des Jakobus heißt es: „So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber.” Jak 2:17.
Die Versammlung am Mittwochabend ist ein elementarer Bestandteil unserer Kirche. Sie gedenkt der Worte wie der Werke unseres Meisters. Sie ist unerläßlich für das Gedeihen der christlich-wissenschaftlichen Bewegung, für das geistige Wachstum des einzelnen Mitglieds der Kirche und für jedes Glied der menschlichen Familie. Jeder Mensch muß zu irgendeiner Zeit und auf irgendeine Weise das Wort des Meisters verstehen und zu seinen Werken heranwachsen.