Es ist schon wichtig, daß man sich selbst liebt. Ehe wir andere Menschen im wahrsten Sinne des Wortes lieben können und diese Liebe von ihnen erwidert wird, müssen wir uns selbst lieben.
Aber wie? Wenn Ihr Leben hinter Ihren Erwartungen zurückbleibt, wenn Sie das Gefühl haben, daß nicht viel aus Ihnen geworden ist, wenn Sie meinen, niemand liebe Sie und Sie seien es nicht wert, geliebt zu werden, dann ist es an der Zeit, daß Sie Gott besser verstehen lernen und sich selber in einem neuen Lichte sehen.
Die Christliche Wissenschaft lehrt in Übereinstimmung mit der Bibel, daß Gott gut ist, daß Er alle Macht hat und daß Er Liebe ist. Stellen Sie sich das einmal vor! Liebe hat alle Macht! Wir müssen die Größe der Liebe verstehen, ihre Zartheit fühlen und erkennen, daß unser wirkliches Sein unmittelbar aus der Liebe hervorgeht.
Wir sind für Gott unendlich wertvoll. Er hat uns geschaffen. Er erhält uns, und wir können niemals von dem abweichen, was Er für uns bestimmt hat. Er ist Geist, und der Mensch, den Er geschaffen hat, ist geistig, keinen Schwächen oder Begrenzungen unterworfen, sondern immer wundervoll und großartig. Allerdings ist das oft nicht sichtbar. Nichtsdestoweniger ist es jedoch die Wahrheit, denn das, was Gott geschaffen hat, muß Sein Wesen zum Ausdruck bringen — und tut es auch.
Mrs. Eddy hat Geist wie folgt definiert: „Göttliche Substanz; Gemüt; göttliches Prinzip; alles, was gut ist; Gott; das allein, was vollkommen, immerwährend, allgegenwärtig, allmächtig, unendlich ist.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 594. Um zu erkennen, daß wir geistig sind und „göttliche Substanz” widerspiegeln, müssen wir über den äußeren Augenschein hinaussehen.
Jesus hat uns mit seinem Heilungswerk nachdrücklich bewiesen, daß das wahre Wesen des Menschen geistig, vollständig ist. Er zeigte auf, daß das echte Selbst, wenn es anerkannt und verstanden wird, durch Heilung unmittelbar auf der menschlichen Ebene sichtbar wird.
Ich hatte ein Erlebnis, das diesen Punkt verdeutlicht. Viele Jahre lang konnte ich mich selbst nicht gut leiden. Ich hatte nicht viele Freunde und verbrachte den größten Teil meiner Freizeit allein. Ich erwartete nicht, daß andere mich mochten oder daß sie ihre Zeit mit mir verbringen würden, denn ich meinte, daß vieles an meinem Charakter alles andere als gut sei. Ich gab mir große Mühe, mich zu bessern. Aber obgleich ich gewisse Fortschritte machte, tauchten die Schwierigkeiten, an deren Überwindung ich arbeitete, immer wieder auf. Dadurch fühlte ich mich darin bestätigt, daß die Dinge, die ich so gern ändern wollte, in meinem Wesen begründet lagen und nicht verändert werden konnten.
Mehr als alles andere wünschte ich mir, geliebt zu werden. Als heranwachsender Mensch hatte ich beobachtet, daß Kranken oder Leuten, die Schmerzen hatten, oft viel Beachtung und Sympathie entgegengebracht wurde. Und so täuschte ich Krankheiten vor, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Mir schien, daß ich meiner Hoffnung auf Liebe damit am nächsten kommen konnte. Ich machte das mehrere Jahre lang, und obwohl mir auf diese Weise tatsächlich Aufmerksamkeit geschenkt wurde, fiel es mir immer schwerer, mit mir selbst zurechtzukommen. Schließlich konnte ich diese Farce mit der Hilfe eines Christlichen Wissenschafters beenden, fühlte mich aber noch immer ungeliebt und nicht liebenswert.
Doch nun betete ich wirklich zu Gott in dem Wissen, daß die einzig wahre Lösung von Ihm kommen würde. Als ich das tat, wurde mir bewußt, daß ich versuchte, an zwei Ansichten über mich selbst festzuhalten. Ich bemühte mich ehrlich, mein wahres, geistiges Wesen besser zu verstehen, hielt mich aber gleichzeitig für einen vor sich hin stümpernden, egozentrischen Sterblichen. Schließlich wurde mir klar, daß nur die eine oder die andere Ansicht stimmen konnte. Entweder hatte mich Gott zu Seinem Ebenbild geschaffen, und ich war daher in Wahrheit gut, oder ich war tatsächlich ein Stümper und nicht liebenswert.
So wurde ich auf den nächsten Schritt vorbereitet. Ich bekam eine Ahnung davon, wie Gottes Liebe tatsächlich ist. Ich hatte mich nicht wohl gefühlt, und der Wunsch nach Sympathie und Aufmerksamkeit schien berechtigt. Doch mir wurde klar, daß das nicht mein eigentliches Bedürfnis war. Mein eigentliches Bedürfnis bestand darin, zu erkennen, daß ich als Gottes geliebtes Kind niemals mehr Liebe bekommen konnte, als ich schon empfing.
Ich dachte über einige meiner Kollegen nach; es waren Leute, die ich sehr gern hatte. Ich erkannte, daß sie nichts Besonderes zu tun brauchten, damit ich sie mochte. Sie brauchten weder mein Mitgefühl zu wecken noch mich zu beeindrucken. Die Liebe, die ich für diese Leute empfand, war einfach da. Sie existierte. Und dann ging mir auf, daß es sich mit Gottes Liebe ebenso verhält. Er liebt ganz einfach. Ich mußte nicht erst an diese Liebe herankommen oder sie mir verdienen.
All die alten Vorstellungen, daß ich der Liebe unwürdig sei und nicht geliebt würde, verschwanden. Mir leuchtete wirklich ein, daß ich in Gottes Liebe lebte, daß sie mich umgab und ich sie ausdrückte. Und ich erkannte, daß das für jeden Menschen gilt; daß niemand in seinem wahren Wesen unwürdig ist.
Wir können uns selbst lieben, denn wir sollen nicht eine charmante oder langweilige oder sündige Person lieben, sondern Gottes Ebenbild. „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut." 1. Mose 1:31. Das gilt für jeden von uns.