Auf der Oberstufe des Gymnasiums und während meiner Studienzeit trat ich als Klarinettist auf. Die Disziplin und Freude, die ich durch das Studium der Musik gewann, bereicherten mein Leben. In dieser Zeit begann ich, die Christliche Wissenschaft eingehender zu studieren. Und voller Freude stellte ich fest, daß Mrs. Eddy in ihren Schriften zum Thema Musik und Harmonie Stellung nimmt.
In Wissenschaft und Gesundheit sagt sie uns zum Beispiel: „Die Vergegenwärtigung der Tatsache, daß alle Disharmonie unwirklich ist, bringt Dinge und Gedanken für die menschliche Anschauung in ihr wahres Licht und zeigt, daß sie schön und unsterblich sind. Harmonie ist im Menschen ebenso wirklich und unsterblich wie in der Musik. Disharmonie ist unwirklich und sterblich." Wissenschaft und Gesundheit, S. 276.
Mein Musikstudium lehrte mich vier wesentliche Voraussetzungen für das richtige Spielen der Musik: Gehorsam, Aufmerksamkeit, Übung und Zuversicht. Durch die Christliche Wissenschaft habe ich gelernt, daß diese Eigenschaften ebenso unerläßlich sind für die Demonstration unserer harmonischen Beziehung zu Gott. Gehorsam, Aufmerksamkeit, Übung und Zuversicht warten jedoch nicht irgendwo darauf, entdeckt zu werden. Sie sind etwas ganz Natürliches für uns, ein gottgegebenes Geschenk, von dem jeder Gebrauch machen kann. Da sie einen geistigen Ursprung haben, ist jeder von uns gleichermaßen in der Lage, gehorsam und wachsam zu sein, die Wahrheit anzuwenden und zuversichtlich zu sein. In Wahrheit drückt jeder von uns Gott aus, und wir können auf Seine Anweisungen lauschen, um zu wissen, was wir tun sollen. Diese Fähigkeit ist uns von Gott gegeben, und wenn wir sie nutzen, führt sie uns zu der Harmonie, die Teil unseres Erbes von unserem Vater-Mutter Gott ist.
Man könnte sagen, daß der Mensch Gottes symphonisches Meisterwerk ist, Sein geistiges Kind, das des Vaters Vollkommenheit und Vollständigkeit voll und ganz ausdrückt. Das ist weder ein idyllischer Traum noch eine utopische Philosophie. Es ist eine biblische Wahrheit. Im ersten Buch Mose wird eindeutig erklärt: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib." 1. Mose 1:27. Die Worte und Werke der Propheten und Apostel und vor allem die unseres Meisters Christus Jesus verdeutlichen und beweisen diese Wahrheit; sie machen die Bibel zur „Partitur" für harmonisches Leben, deren Seiten uns locken, unser Können zu zeigen. Die bereits genannten vier Eigenschaften helfen uns, auf dem von Jesus vorgezeichneten Weg zu folgen und dadurch die Wahrheit über unser geistiges Selbst zu demonstrieren.
Gehorsam gegen Gottes Gebote ist der erste Schritt. Ein Musiker folgt gern den vom Komponisten niedergeschriebenen Noten. Das begrenzt nicht seine Darbietung, sondern gibt ihm die Freiheit, die bereits bestehende Schönheit der Musik zum Ausdruck zu bringen.
Der Gehorsam gegen die Zehn Gebote und Christi Jesu Bergpredigt schränkt uns in keiner Weise ein, sondern befreit uns von unharmonischen, sterblichen Handlungen und fördert die Fähigkeit, Gottes Harmonie auszudrücken. In dem Maße, wie wir von Haß, Neid, falschen Gelüsten, Gier und dergleichen frei werden, zeigt sich in unserem Denken unser wahres Wesen als Kinder Gottes. Und die Erkenntnis, daß unser wahres Wesen von diesen sterblichen Charaktereigenschaften frei ist, offenbart uns die unendlichen Möglichkeiten des Seins. „Der Donner des Sinai und die Bergpredigt eilen den Zeiten nach und werden sie überholen”, schreibt Mrs. Eddy, „und in ihrem Lauf allen Irrtum zurechtweisen und das Himmelreich auf Erden verkünden. Wahrheit ist geoffenbart. Sie muß nur betätigt werden.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 174. Unser Gehorsam gegen die Wahrheit ist genau die Betätigung, die notwendig ist.
In der Musik muß man aufmerksam auf den Dirigenten achten, der das Tempo und die Tonstärke angibt, ferner muß man auf die anderen Musiker hören, um Ton und Klang aufeinander abzustimmen.
Wachsam auf das Gute achten bedeutet, intelligent mit dem Bösen zu verfahren. Wenn wir uns in der Musik beharrlich an den Noten-text halten, kommen wir weg von der Disharmonie. Ebenso halten uns die beharrlichen Bemühungen, uns „vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter” Siehe 2. Tim 2:15., vom Bösen fern und führen uns auf den Weg, den Gott bestimmt. Wenn wir auf diese Weise arbeiten und beten, beweisen wir, daß das Böse eine Suggestion ist, eine lügende Schlange, die uns glauben machen will, es gebe eine Macht außer Gott und Seiner absoluten Güte. Ein Fehler beim Spielen bringt Disharmonie in die Musik. Ein Zugeständnis, das wir an eine angebliche böse Macht oder einen bösen Gedanken machen, gibt diesen die einzige Macht, die sie in unserer Erfahrung haben können.
Wie notwendig Wachsamkeit ist, geht aus mehreren Gleichnissen Christi Jesu hervor. So zeigt zum Beispiel das Gleichnis der zehn Jungfrauen mit den Lampen Siehe Mt 25:1–13., daß wir wachsam sein müssen, um den Christus zu empfangen. Jesus sagte: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!” Mk 13:37. Das ist ein strikter, aber auch trostreicher Befehl, zeigt er uns doch den Weg zur Harmonie auf.
Jesus lauschte immer aufmerksam der Stimme Gottes, seines Vaters. Es ist eindeutig, daß er seine Gedanken auf Gott richtete und nicht auf die Krankheit, mit der er konfrontiert wurde. Sein Denken war so von der Wahrheit Gottes erfüllt, daß der Kranke oder die Situation geheilt wurde. Als ein Aussätziger zu ihm kam und ihn um Heilung bat, muß Jesus so aufmerksam, so wachsam gewesen sein, daß er über den physischen Zustand hinaus die geistige, von Gott geliebte Natur des Mannes sah. Dieser reine, gebetvolle Gedanke heilte den Kranken augenblicklich. Siehe Mt 8:1–4. Wir müssen wachsam sein und uns als die harmonischen Kinder Gottes sehen. Solche Wachsamkeit kann uns von bösen Suggestionen befreien und unsere Situation heilen.
Ein Musiker lernt sehr früh, wie wichtig das Üben ist. Manchmal sitzt er Stunden an demselben Stück oder gar nur an ein paar Takten davon. Bei jedem Üben mögen ihm neue Erkenntnisse über die ursprüngliche Intention des Komponisten kommen. Die Schönheit der Musik entfaltet sich durch das Üben und Spielen.
Die Schönheit geistiger Wirklichkeit kommt durch zutiefst aufrichtige individuelle Ausübung der Christlichen Wissenschaft ans Licht. In dem Maße, wie wir in Einklang mit der Moral und Geistigkeit der Zehn Gebote und der Bergpredigt leben und sie uns zu eigen machen, beanspruchen wir genau die Eigenschaften, die unsere wahre Identität ausmachen. Dadurch, daß wir uns in diesen Eigenschaften üben, sie ausdrücken, erkennen wir besser unser wahres Selbst. Wir beten mehr und erfassen die harmonische Wahrheit in unserem Leben, die jeglichen Irrtum oder Fehler zerstört. Dadurch, daß wir Gottes Allgüte und Allmacht anerkennen und diese Anerkennung stützen durch Gebet, das Gottes Gesetz bestätigt, sind wir besser imstande, Irrtümer wie Disharmonie, Haß, Sünde, Krankheit zu überwinden. Wir verneinen diese Irrtümer, indem wir uns gebetvoll von ihnen abwenden und unser Denken und Leben auf Gott ausrichten. Auf diese Weise bestätigen wir aktiv Gottes Gegenwart, und das bringt uns Harmonie, Gesundheit, Freude und Trost. Mrs. Eddy schreibt: „Unberührt inmitten des mißtönenden Zeugnisses der materiellen Sinne, entfaltet die allzeit erhöhte Wissenschaft den Sterblichen das unwandelbare, harmonische göttliche Prinzip — entfaltet sie Leben und das Universum als immer gegenwärtig und ewig.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 306.
Der letzte wichtige Punkt bei der Vorbereitung eines Musikers ist Zuversicht. Nachdem ein Musiker das Stück gelernt und geübt hat, ist er zuversichtlich, daß er es spielen kann. Er weiß, daß das Werk schon fertig ist und daß seine beharrlichen Bemühungen, das Stück zu lernen, ihm geholfen haben, eine gute Leistung zu bringen.
Der Christliche Wissenschafter ist um so zuversichtlicher, daß er die geistige Harmonie demonstrieren kann, je mehr er versteht, daß Gott die einzige Macht ist und daß der Mensch, Seine Schöpfung, das harmonische göttliche Wesen widerspiegelt. Gebet, Gehorsam, Wachsamkeit und Übung bringen diese Harmonie in unserem Leben ans Licht.
Ein Erlebnis, das ich hatte, veranschaulicht diesen Punkt. Am Tag eines Konzerts hatte ich einmal ein sehr schmerzhaftes und geschwollenes Knie. Ich konnte nicht bequem sitzen, und das Stehen fiel mir noch viel schwerer. Als ich betete, kam mir der Gedanke, vorwärtszuschreiten und der Freude und Harmonie meines wahren Seins als Gottes Kind Ausdruck zu verleihen. Da ich gehorsam gegen diese Engelsbotschaft war, wachsam betete, mich in der gottgegebenen Eigenschaft der Freude übte und zuversichtlich war, daß das Befolgen dieser Regeln Harmonie hervorrufen würde, erlebte ich einen friedvollen Tag, der mit Vertrauen in Gott erfüllt war. Am Abend waren Schwellung und Schmerzen verschwunden, und während des Konzerts spielte ich gelassen und voller Freude.
Wir können Gottes Harmonie jetzt zum Ausdruck bringen, denn wir können dieses allharmonische Leben niemals verlieren noch von ihm getrennt werden. Wenn wir gehorsam, wachsam und zuversichtlich an dieser Tatsache festhalten — und sie in die Tat umsetzen —, können wir voranschreiten und unsere harmonische Gotteskindschaft zum Ausdruck bringen.