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Aktive Liebe in unseren Gemeinden

Aus der Oktober 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Rektorin Der Mittelschule nahm sich trotz ihres vollgepackten Terminkalenders die Zeit, über ihre Besorgnisse zu sprechen. Es überrascht nicht, daß es dabei um Erziehungsfragen ging. Ihrer Meinung nach sollten die Schulen mehr selbständiges Denken fördern und den Kindern helfen, sich nicht so leicht von den Meinungen oder Entscheidungen ihrer Freunde beeinflussen zu lassen. Und bei einigen Projekten, die sie an ihrer Schule in die Wege geleitet hatte, sah sie auch schon deutliche Erfolge.

Am Vortag hatte eine Redakteurin der Lokalzeitung darüber gesprochen, wie besorgt sie sei, daß der Ort zu einer „Schlafgegend“ zu werden drohte. Die Leute hier standen frühmorgens auf, fuhren 25 Kilometer in die nächstgelegene Stadt zur Arbeit, kehrten abends zurück und schlossen die Tür hinter sich. Es war, sagte sie, als ob der Ort sich langsam in ein Hotel verwandelte! Da sie selbst ihr Leben lang dort gewohnt hatte, wollte sie etwas anbieten, was hilfreich sein könnte, und nicht einfach vor dem Problem davonlaufen. Sie beschloß, eine Artikelserie zu schreiben über die Geschichte der Stadt und über einige alteingesessene und aktive Bürger, die viel für die Allgemeinheit getan hatten.

Diesen und ähnlichen Leuten liegt das Wohl ihrer Gemeinde sehr am Herzen. Und sie sind sicher nicht die einzigen, die versuchen, sinnvolle Mittel und Wege zu finden, um den Herausforderungen zu begegnen, vor denen viele große und kleine Städte und Gemeinden stehen.

Selbst in den belebtesten Städten — und bei einigen der schwierigsten Probleme — gibt es immer mehr überzeugende Anzeichen dafür, daß die Fürsorge für andere nicht verlorengegangen ist. Aber noch inspirierender ist die Entdeckung, daß Fürsorge gar nicht verlorengehen kann, weil das wahre Wesen des Menschen geistig und liebevoll ist und immerdar so sein muß, denn der Mensch drückt die Natur seines Schöpfers, Gottes, aus.

Die Liebe, die wir für uns selbst und für andere empfinden — und die uns veranlaßt, liebevoll und weise zu handeln und unseren Mitmenschen beizustehen —, entspringt ganz natürlich der Beziehung des Menschen zu Gott, der göttlichen Liebe. Christus Jesus sagte: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!“ Liebe, deren Antrieb die göttliche Liebe ist, ist nicht etwas, was kommt und geht, noch ist sie jemals unverdient. Wie Jesus uns bewiesen hat, ist sie allumfassend und wird vom Gesetz Gottes erhalten und regiert.

In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für 1902 sagt Mary Baker Eddy folgendes dazu: „Das wissenschaftliche Christentum arbeitet die Regel der geistigen Liebe aus; es macht den Menschen aktiv, es regt zu unaufhörlicher Güte an, denn das Ego oder Ich geht zum Vater, wodurch der Mensch gottähnlich ist.“

Aktive Nächstenliebe beginnt daheim, in unserem eigenen Leben, und äußert sich zunächst vielleicht in ganz einfachen Dingen. Etwas mehr Geduld und Mitgefühl gegenüber einem Familienmitglied, etwas mehr Aufmerksamkeit für die Nöte des Ehepartners, sogar schon ein wenig Nachsicht uns selbst gegenüber kann vieles ändern. So wird ein Anfang gemacht, doch keineswegs kann und darf unsere Liebe damit schon enden!

Was aber, wenn es uns nicht leicht fällt, ja, wenn es uns nicht einmal wünschenswert erscheint, andere so zu lieben und so für sie zu sorgen, wie wir das für unsere engste Familie und unsere besten Freunde tun? Wenn zum Beispiel die Leute, die wir in den Gängen des Supermarktes treffen oder die in der Kirche neben uns sitzen, uns ganz und gar nicht liebenswert erscheinen? Wo liegt da unsere Verantwortung?

Gerade hier tragen wir eine wirklich wichtige und freudevolle Verantwortung: für uns selbst die Gnade und Güte der geistigen Individualität des Menschen zu entdecken oder wiederzuentdecken — seine Gottähnlichkeit. Nur was uns der geistige Sinn über den Menschen sagt, enthüllt seine wahre Natur und Individualität und zeigt ihn als vollkommen, ebenso liebevoll wie liebenswert.

Was die materiellen Sinne berichten, reicht nie über die sehr begrenzte Vorstellung vom Menschen — einem Menschen, der aus Fleisch und Knochen besteht — hinaus. Solche Vorstellung verbirgt zwangsläufig sein eigentliches Selbst und seinen wahren Wert. Um eine fleischliche Auffassung von Identität geht es uns nicht. Ganz im Gegenteil: Diese Auffassung muß aufgegeben werden, weil sie begrenzend und entmutigend ist und nicht zu uns oder anderen gehört. Doch wenn wir das getan haben, sehen wir mehr von der Gnade, der Güte und dem Wert des Gottesmenschen.

Vielleicht wollte Jesus mit seinem Gleichnis vom barmherzigen Samariter diese Anschauung vom Menschen in uns fördern. Denn solch eine Einstellung läßt uns einem Mitmenschen in Not — jemand, den andere übersehen haben — mit tätigem Mitgefühl begegnen. Jesus berichtet in dem Gleichnis (das im Lukasevangelium wiedergegeben wird), daß der Samariter den verletzten Mann pflegte und dem Wirt auftrug, dies ebenfalls zu tun. Und er wies darauf hin, daß ein wahrer Nächster ebenso handeln sollte.

Die Anweisung, unseren Nächsten zu lieben, ist zugleich die Anweisung, ihn als das geliebte Kind Gottes zu erkennen. Wir alle werden von unserem Vater-Mutter Gott vorbehaltlos geliebt, und in Seinen Augen sind wir dieser Liebe voll und ganz würdig. Nichts kann daran etwas ändern. Dies für uns selbst und andere zu erkennen und anzuerkennen ist der erste Schritt — und es ist ein sehr wichtiger.

Und, wie ich, denken vielleicht auch Sie, daß wir ja gerade erst begonnen haben, diesen ersten Schritt zu tun — den Wert und die Rechtschaffenheit zu sehen, die untrennbar zu jedem einzelnen von uns gehören. Vielleicht haben wir in unserem täglichen Leben und in unserer Stadt bisher nur ab und zu einmal das „volle Maß der Fülle Christi“ erblickt, wie es ein inspirierter neutestamentlicher Schreiber ausdrückt.

Aber wie die bewegende Ouvertüre einer großen Oper läßt solch ein Lichtblick das anklingen, was es noch über die Güte und Größe in jedem von uns zu lernen gibt. Er zeigt uns unseren so, Nächsten so, wie er wirklich ist, und als jemand, an dem man einfach nicht vorübergehen kann.

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