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„Auf den Fittichen des Windes“

Aus der Oktober 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Gedanke An chemische und biologische Kriegsführung läßt uns erschauern. Man sollte sich jedoch einmal näher anschauen, was in letzter Zeit in den Nachrichten zu diesem Thema verbreitet worden ist. Die Bemerkung eines Professors für Politische Wissenschaft an der State University of New York, zitiert in der Zeitschrift Time vom 10. Dezember 1990, war für mich sehr erhellend: „Der Feind spricht zu uns, und er verabreicht uns allabendlich Voraussagen über Untergang und Verderben.“ Das war eine vielsagende Äußerung — eine machtvolle Mahnung, daß es notwendig ist, sich der Tyrannei der Angst zu widersetzen.

„Furcht“, schrieb Mrs. Eddy in ihren Vermischten Schriften, „ist die Waffe in Tyrannenhand.“ Es sollte klar sein, daß solche Worte die Herrschaft der Tyrannen nicht anerkennen. Vielmehr decken sie die Methode der Machtausübung auf, damit sie zerstört werden kann.

Es ist nicht ungewöhnlich, daß wir uns in Zeiten großer Not Gott zuwenden. Dahinter steht mehr als nur ein gedankenloser Impuls. Es ist ein Zeichen dafür, daß Gott mit uns ist — eine Reaktion, die ihren Ursprung in Gott hat. Und in dem Verhältnis, wie wir uns der Gegenwart Gottes bewußt werden, läßt die Furcht nach. Das geschieht mit der gleichen Gesetzmäßigkeit, die auch mathematischen Gleichungen zugrunde liegt.

Doch wenn uns eine starke geistige Überzeugung oder großer geistiger Mut fehlt — was dann? Was ist zu tun, wenn uns die Angst viel wirklicher erscheint als Gott? In solchen Zeiten ist es hilfreich, sich tiefer gehend damit zu beschäftigen, was die eigentliche Bedeutung der geistigen Erlebnisse war, die die Menschen in der Bibel hatten. Diese Menschen lebten nicht zu einer Zeit, „als Gott noch viel mehr da war" oder als Er mächtiger war oder eher bereit zu helfen. Wir müssen besser verstehen lernen, was ihr Leben und ihre Gebete über Gott bewiesen — in Situationen, die den unseren gar nicht so unähnlich sind.

All die in der Bibel festgehaltenen geistigen Erfahrungen, die ihren Höhepunkt in Christi Jesu Leben finden, verkünden treu die eine Botschaft: Leben ist Gott. Gott war nicht nur bereit, den Israeliten in der Wüste und Einöde oder im Feuerofen aus ihren Schwierigkeiten herauszuhelfen, weil irgendwer gut gebetet hatte! Etwas viel Bedeutenderes war geschehen. Gott ließ sie ungeachtet der Wüste, der Einöde und des Feuers die Wahrheit des Lebens erfahren. Wir erkennen diese Wirklichkeit am besten, wenn wir die begrenzte Vorstellung hinter uns lassen, daß Gott uns aus Schwierigkeiten „heraushilft“, und zu der vollkommenen Auffassung vorstoßen, daß Gott Alles ist.

Unsere geistige Überzeugung gerät ins Wanken, wenn wir davon ausgehen, daß Gott nur ein Teil des Lebens ist — irgendwo da draußen, ausgesperrt, vielleicht jenseits der Ozonschicht! Genau auf diesem falschen Eindruck beruht Furcht: ob man nun gegen die Furcht vor Krankheit oder gegen die Furcht vor Chemiewaffen ankämpft. Das menschliche Gemüt behauptet: Wenn Gott weit genug entfernt ist, geht die Macht offensichtlich auf die Materie über.

Die Christliche Wissenschaft verwirft diese Voraussetzung und demonstriert, daß Leben niemals Gott, dem Geist, weggenommen und in die Materie verlegt worden ist. Gott ist nicht in der Materie angesiedelt, noch steht Er mit der Materie im Wettstreit, um Leben zu sein. Leben ist nie etwas anderes gewesen als Gott. Die großartige Botschaft der Bibel ist auch die Botschaft der Christlichen Wissenschaft: Leben ist Gott. Diese Tatsache soll nicht nur inspirieren, sie kann auch praktisch umgesetzt werden.

Doch was tun wir, wenn das Leben ganz und gar materiell zu sein scheint und zum großen Teil das Ergebnis der gottlosen Entscheidungen anderer? Wir nehmen das, was wir heute von der geistigen Wahrheit verstehen, und arbeiten damit. Das reicht, um Veränderungen in der Welt in Gang zu setzen. Es wäre zum Beispiel nicht klug, die Heilung unserer eigenen Ängste vor einem Krieg mit Chemiewaffen aufzuschieben, nur weil wir nicht die Angst der ganzen Welt davor auslöschen können! Nimmt nicht die Furcht ab, wenn wir unsere eigenen Ängste überwinden? Wäre es nicht besser um die Welt bestellt, wenn es weniger Angst gäbe, sei's auch nur ein klein bißchen weniger?

Wie steht es mit dem Heilen von Giftgaswirkungen? Würde nicht schon die Heilung eines einzigen Menschen eine große Wirkung haben — eine Verheißung für das Ganze enthalten? In den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften wird von zahlreichen Fällen berichtet, wo in Kreigszeiten durch Gebet Schutz und Heilung erwirkt wurden. In einem Zeugnis berichtet eine Frau, deren Lungen bei einem militärischen Giftgaseinsatz schwer angegriffen worden waren (und zwar dermaßen, daß die Lazarettärzte nur wenig Hoffnung auf Besserung sahen), daß sie drei Tage, nachdem sie nach Hause geschickt worden war, durch christlich-wissenschaftliches Gebet völlig geheilt war. (Siehe Christian Science Sentinel vom 8. Juni 1987.)

Ein eigenes Erlebnis, obwohl im Vergleich zu den Folgen eines Krieges mit Chemiewaffen sicherlich bescheiden, hat mich darin bestärkt, daß Gebet eine große Wirkung hat.

In einer Winternacht wurde meine Mutter wach. Sie hatte das ungute Gefühl, daß in unserem Haus Gas ausströmte. Mein Vater und sie untersuchten gründlich die Gasfeuerstätten und die Heizungsanlage und gaben sich die größte Mühe, eine undichte Stelle zu entdecken, fanden aber nichts, Meine Mutter blieb dennoch auf und betete. Sie verbrachte die ganze Nacht im Gebet. Später erzählte sie mir, daß ihr folgender Gedanke immer wieder Trost gegeben habe: Gleichgültig, was — materiell gesehen — vor sich ging, es würde nichts an der geistigen Tatsache ändern, daß Gott das Leben des Menschen ist.

Als der Morgen graute, hatte sie ganz stark das Gefühl, daß alle Familienmitglieder das Haus verlassen sollten. Doch noch als wir uns anzogen, wurden wir alle ohnmächtig. Meine Mutter war jetzt in dieser Lage ganz auf sich gestellt. Es wurde bald offensichtlich, daß ihr nächtliches Gebet ihr nicht nur die Kraft gab, in diesem Notfall das Richtige zu tun, sondern auch die Wirkung des Gases aufzuheben. Das Gas hatte wegen ungewöhnlicher Fallströmung nicht durch den Kamin entweichen können. Als die Feuerwehrleute den Kohlenmonoxidpegel im Haus prüften, zeigten ihre Meßgeräte einen Wert an, bei dem normalerweise ein Überleben unmöglich ist. Doch wir waren alle bald wieder bei Bewußtsein und trugen keinerlei Schaden davon.

Dieses Erlebnis hat bei mir den starken Eindruck hinterlassen, daß Gebet eine enorme Macht darstellt. Es führt mir zudem immer wieder vor Augen, daß die Art und Weise, wie eine Mutter für ihre Familie betet, auch die ganze Menschheitsfamilie segnen würde. Solches Gebet würde mit der gleichen zärtlichen Fürsorge, Sorgfalt und Treue gebetet.

Die folgenden Verse aus den Psalmen vermitteln sehr gut, daß Gebet deshalb erhört wird, weil Gott Gott ist: „Als mir angst war, rief ich den Herrn an und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren... Und er fuhr auf dem Cherub und flog daher, er schwebte auf den Fittichen des Windes.“

Wir finden große innere Stärke und großen Trost in so einem Bewußtsein der Macht Gottes. Es wandelt das Bild vom Wind, der im Falle eines Krieges mit chemischen Waffen Angst einflößt, in etwas Tröstliches um. Wenn unser Gebet uns die Augen für Gottes Allheit öffnet, werden auch wir die sich ergießende Liebe Gottes „auf den Fittichen des Windes spüren — wo die Wahrheit ihre Wirkung zeigen wird.

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