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Wie man private Kriege beendet

Aus der Oktober 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir Waren Seit einem Jahr gute Freunde. Als er eine wichtige Ansprache halten sollte, freute ich mich daher, ihn sprechen zu hören. Aber als er eingeführt wurde, überkam mich plötzlich ein Gefühl eigener Unzulänglichkeit. All seine Leistungen wurden aufgezählt, und dabei begann ich mich zu fragen, ob ich in meinem Leben irgend etwas von Bedeutung getan hatte. Ich wurde sehr traurig und niedergeschlagen, und Panik ergriff mich. Nur mit Mühe stand ich die Ansprache meines Freundes durch. Als er endete, haßte ich mich und empfand auch ihm gegenüber eine Art Haß.

Diese Gefühle waren völlig ungerechtfertigt. Mein Freund war zu mir so freundlich wie immer, doch während der folgenden zwei Monate führte ich mit meinem Groll und meiner Mißgunst einen privaten Krieg gegen ihn. Als ich ihn eines Abends am Telefon ziemlich unhöflich abgefertigt hatte, sagte er: „Du sollst wissen, daß du geliebt wirst.“ Als ich den Hörer auflegte, war alles, was ich denken konnte: „Du sollst wissen, daß du gehaßt wirst.“

In dem Augenblick erkannte ich, daß diese Feindseligkeit ein mentales Gift war, das entfernt werden mußte. Es war dabei, eine echte Freundschaft zu zerstören, und das setzte mir seelisch sehr zu. Also betete ich.

Demütig wandte ich mich an Gott, die göttliche Liebe. Ich weigerte mich, meine feindselige Einstellung länger zu rechtfertigen. Ich sehnte mich danach, Liebe und Freundschaft zu empfinden und Groll und Enttäuschung zu überwinden. Das erforderte manch stilles, ernsthaftes Gebet. Oft war ich versucht, die seelischen Qualen wieder aufleben lassen und meine Reaktion darauf zu rechtfertigen. Alle derartigen Gedanken mußten beharrlich zum Schweigen gebracht werden. Doch ich hörte nicht auf zu beten, und dabei begann ich die Liebe zu spüren, die schon immer da gewesen war — jene Liebe, die von Gott kommt, die den Haß wegwäscht und die Erinnerung an das schreckliche Grübeln tilgt.

Das Wort Rivalität kam mir sehr klar in den Sinn. Mir wurde bewußt, daß ich meinen Freund als Rivalen betrachtet hatte, als ob einer von uns beweisen müßte, daß er dem anderen überlegen sei. Dieses Gedankenspiel hatte die Qualen ausgelöst. Ich erkannte, daß ich keinen Grund hatte, in ihm einen Rivalen zu sehen. Unsere Freundschaft war zu tief für solch eine oberflächliche Reaktion. Ich begriff, daß Gott unser beider Leben führte. Ich mußte mich mehr auf mein eigenes Leben konzentrieren, statt eifersüchtig auf das eines anderen zu schauen. In dem Augenblick begann der Gedanke der Rivalität mir fremd zu werden. Er war nicht länger Teil meines Denkens. Das war der Anfang meiner Heilung.

Ich fuhr fort, mein Denken im Licht der Liebe zu reinigen, die die göttliche Liebe für mich und meinen Freund bereithielt, und wenig später rief ich ihn an, um mich zu entschuldigen und unsere wertvolle Freundschaft zu erneuern.

Einmal lagen auch Jesu Jünger, von Mißgunst, Stolz und Rivalitätsdenken beherrscht, in einem „privaten Krieg“ miteinander. Sie stritten untereinander, wer von ihnen der beste Jünger sei. Jesus tadelte diese Vergleiche, indem er ein kleines Kind auf den Arm nahm und sagte: „Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.“ Wenn wir den Christus wie ein Kind aufnehmen, gewinnen wir die Freiheit, dem Gift des Eigendünkels und der Selbstvorwürfe zu widerstehen.

In der Bibel heißt es: „Denn obwohl wir im Fleisch leben, kämpfen wir doch nicht auf fleischliche Weise. Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus.“

Viele von uns fechten von Zeit zu Zeit „private Kriege“ aus. Nach außen hin scheint es dabei um große und kleine Querelen zwischen Freunden, Familienmitgliedern, Arbeitskollegen, Nachbarn, aber auch Fremden zu gehen. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um den Kampf zwischen der Oberhoheit des Christus, der Wahrheit, im menschlichen Denken und der ichbezogenen, sterblichen Neigung, das Universum aus der Perspektive unserer persönlichen Interessen zu betrachten.

Um die Freiheit zu gewinnen, so zu lieben, wie Christus Jesus liebte, muß man gegen Egoismus und Genossen — Eigenliebe, Selbsthaß, Selbstrechtfertigung und Eigenwille — zu Felde ziehen. Die Bibel spricht davon, daß wir uns selbst und unseren Stolz besiegen müssen. Im Epheserbrief heißt es zum Beispiel: „Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“

In unserem Kampf, den alten egoistischen Menschen abzulegen, gibt es keine wirksamere Waffe als Gottes Liebe zum Menschen. In diesem — und jedem — Augenblick ist Gottes Liebe zu uns stark genug, um alle Wolken des Hasses zu durchdringen. Die göttliche Liebe ist unendlich und umschließt jeden von uns. Das war immer so und wird immer so sein. Was uns wie ungeheure Furcht, Scham oder riesiger Stolz vorkommen mag, hat keine wirkliche Grundlage, weil die unendliche Liebe ihre Existenz ausschließt.

Gebet läßt uns die große Tatsache anerkennen, daß der Mensch das geliebte Kind Gottes ist. Als Kind Gottes ist das Sein des Menschen geistig. Der Mensch besitzt allein die heiligen Eigenschaften seines VaterMutter Gottes. Geistigkeit, der Ausdruck göttlicher Güte, ist ganz natürlich für den Menschen; Haß, Mißgunst und alle anderen nicht wünschenswerten Charakterzüge sind es nicht.

Das daraus folgende Ringen, boshafte Verhaltensweisen abzulegen und der uns angeborenen, gottverliehenen Güte Ausdruck zu geben, ist das Ablegen des alten Menschen und das Anziehen des neuen Menschen.

Es ist tröstlich und ermutigend zu sehen, daß jedes Verlangen und jedes Bemühen, besser zu werden, die Macht Gottes hinter sich hat. Der wahre Ausdruck der göttlichen Liebe — der Christus — ist im menschlichen Denken am Wirken und fördert behutsam ein wachsendes Verständnis des wahren, geistigen Seins des Menschen, das ganz und gar gut und von Liebe geprägt ist. Gott erhält die geistige Vollkommenheit des Menschen. Demütiges Gebet stillt das Toben von Furcht und Kummer, indem es das menschliche Denken mit der Göttlichkeit, die das wahre Sein ausmacht, in Übereinstimmung bringt. Durch dieses wissenschaftliche Gebet lernen wir, daß wir nicht emotional bestimmte Sterbliche, sondern ausgeglichene, liebevolle Kinder Gottes sind.

Diese Erkenntnis und ihre Demonstration verleiht uns eine große Freiheit. Sie erlaubt uns, der friedvolle Ausdruck Gottes zu sein — das, was wir in Wirklichkeit sind. Wir stellen fest, daß wir zunehmend in der Lage sind, echte Selbstregierung zu beweisen — Selbstbeherrschung und Selbstachtung sowie Liebe zu unserem Nächsten als unserem Bruder und Freund.

In ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit sagt Mrs. Eddy folgendes zum Thema Freiheit: „Wie das amerikanische Volk, so hat auch die Christliche Wissenschaft ihre Unabhängigkeitserklärung. Gott hat dem Menschen unveräußerliche Rechte verliehen, unter anderem Selbstregierung, Vernunft und Gewissen. Der Mensch regiert sich selbst nur dann in rechter Weise, wenn er sich von seinem Schöpfer, der göttlichen Wahrheit und Liebe, richtig leiten und regieren läßt.“

Jetzt ist die Zeit, unsere Unabhängigkeit von den „privaten Kriegen“ zu erkennen, die sich von Mißgunst, Rivalität und Haß nähren. Gott hat den Menschen als Ausdruck der Liebe erschaffen und mit unbegrenzten geistigen Fähigkeiten ausgestattet. Wenn wir unsere Unabhängigkeit von destruktiven menschlichen Emotionen erklären und unsere geistige Gotteskindschaft demonstrieren, werden wir frei von kriegerischen Verhaltensweisen.

Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch.
Bleibt in meiner Liebe!

Johannes 15:9

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