Bevor Wir eine Tätigkeit in Übersee aufnehmen konnten, verlangte die Firma meines Mannes von uns beiden eine gründliche ärztliche Untersuchung in einem hiesigen Krankenhaus. Als die Ergebnisse meiner Blutuntersuchung vorlagen, wurde ich aufgefordert, noch einmal zu weiteren Tests ins Krankenhaus zu kommen. Außerdem wollte man mir Eisenpräparate verschreiben.
Ich erklärte der zuständigen Ärztin, daß ich Christliche Wissenschafterin bin und dieses Problem gern durch christlich-wissenschaftliche Behandlung lösen wollte. Sie kannte diese Religion nicht und war sehr skeptisch. Doch als ich ihr sagte, daß bis zu unserer Abreise ja mindestens noch sechs Monate vergingen, willigte sie zögernd ein unter der Bedingung, daß ich vorher noch einmal zur Untersuchung käme.
Daraufhin betete und arbeitete ich weiter mit einem befreundeten Christlichen Wissenschafter, mit dem ich mich schon vor der ersten Untersuchung in Verbindung gesetzt hatte. Wir hatten an der absoluten Rechtsgewalt Gottes festgehalten und uns klargemacht, daß die göttliche Liebe ihre Ideen mit unanfechtbarer Weisheit und Autorität schafft und regiert. Wir waren auch sehr dankbar dafür, daß man sich im Krankenhaus so freundlich um mich bemüht hatte. Wir wußten, daß die einzelnen mit diesen Eigenschaften ihr wahres Wesen als Kinder Gottes zum Ausdruck brachten. Das half mir, meinen Ärger darüber zu überwinden, daß ich noch einmal zu dieser Blutuntersuchung mußte und mir obendrein auch noch eine Reihe anderer Tests bevorstand.
Als die Ergebnisse der zweiten Blutuntersuchung vorlagen, rief mich die Ärztin zu Hause an und teilte mir voller Besorgnis mit, daß mein Blutbild dem eines verhungernden Kindes in Afrika entspreche. Sie bestand darauf, daß ich mich sofort einer von ihr verordneten Behandlung unterzog. Wieder versicherte ich ihr, daß ich absolutes Vertrauen auf die mir erteilte Hilfe durch Gebet hatte. Doch sie wies mich darauf hin, daß ich nicht für die Aufgabe in Übersee akzeptiert werden würde, wenn ich nicht ihren Anordnungen folgte. Ich versprach, es zu tun, wenn sich mein Zustand nach einem Monat noch nicht normalisiert hätte. Daraufhin zog sie ihr Ultimatum zurück, meinte aber, daß in so kurzer Zeit unmöglich eine Besserung eintreten könne.
Hier sollte ich folgendes erwähnen: Schon längere Zeit hatte es mich sehr bekümmert, daß ich zu meinen erwachsenen Kindern und Schwiegerkindern kein offenes und ungezwungenes Verhältnis hatte. Mich quälte auch der Gedanke, meinen Kindern gegenüber als Christliche Wissenschafterin versagt zu haben, weil keins von ihnen, nachdem sie das Elternhaus verlassen hatten, in dieser Religion aktiv geblieben war.
Ich betete weiter um Inspiration, wie ich die Suggestion überwinden konnte, ich sei körperlich und seelisch ausgelaugt, ohne Vitalität und Kraft. Und eines Tages wurde ich dazu geführt, die Definition von Blut im Wörterbuch nachzuschlagen. Im wesentlichen hieß es dort, daß das Blut alle Unreinheiten im Körper fortschafft und ihn mit frischer Nahrung versorgt. Und plötzlich ging mir auf, daß das auch einen Aspekt des Christus beschrieb — daß der Christus alle falschen Vorstellungen von Gott und dem Menschen, die wir hegen, hinwegnimmt und uns mit einem unbegrenzten Vorrat an Kraft und Nahrung in Form von geistig frischen und inspirierenden Ideen versorgt.
Ich begriff nun, daß ich dies fälschlicherweise für meine Verantwortung den Kindern gegenüber gehalten und mich daher so belastet und unzulänglich gefühlt hatte. Mir wurde klar, daß meine eigentliche Verantwortung darin lag, zu erkennen und anzuerkennen, daß der Christus in unser aller Bewußtsein wirkt, und zu wissen, daß dieses Wirken nicht nachlassen noch unterbrochen werden kann.
In diesem Augenblick fühlte ich mich wahrhaft von Gott geliebt, und ich sah ein, daß auch meine Kinder — ja, daß wir alle — Gottes geliebte Söhne und Töchter sind und daß wir immer so bleiben, wie Er uns geschaffen hat: Sein Bild und Gleichnis. Die schwere Last fiel von mir ab. Ich fühlte mich freudig erhoben; und tief im Herzen wußte ich, daß ich geheilt war.
Als ich zum vereinbarten Termin wieder ins Krankenhaus ging, war das Ergebnis der Blutuntersuchung normal, und ich konnte mit meinem Mann die Arbeit in Übersee aufnehmen.
Nicht nur meine Energie und Lebenskraft waren wiederhergestellt, sondern auch die Spannungen und die Entfremdung, die die Beziehung zu meinen Kindern überschattet hatten, waren völlig einer Atmosphäre tiefer Zuneigung, Wertschätzung und liebevoller gegenseitiger Unterstützung gewichen.
Ich bin demütig dankbar für das, was ich durch das Studium der Christlichen Wissenschaft über Gottes unwandelbare Güte und Liebe lerne, und ebenso dankbar bin ich für die hingebungsvolle Arbeit und den Mut der Ausüber der Christlichen Wissenschaft überall in der Welt, die sich so selbstlos bemühen, ihren Mitmenschen zu helfen.
Kent, Washington, USA
