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Ein Blick auf die Frage des Bösen

Aus der Juni 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Punkt In der Theologie der Christlichen Wissenschaft, der den Leuten manchmal zu schaffen macht oder sie verblüfft, ist die Behauptung, daß das Böse — Krankheit, Leiden und Sünde — unwirklich ist. Jemand, der an einer Krankheit leidet oder dem schweres persönliches Unglück zugestoßen ist, könnte diese lapidare Aussage — aus dem Zusammenhang gerissen — als Beweis für eine gewisse Lebensferne der Christlichen Wissenschaft ansehen. Andere befürchten möglicherweise, diese Lehre könne dazu führen, daß notleidenden Menschen die notwendige Fürsorge versagt wird.

Zu solchen Besorgnissen besteht keinerlei Grund. In der Theologie und der Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist für Unwissenheit, Naivität, Herzlosigkeit oder Vernachlässigung kein Raum. Im allgemeinen haben die Christlichen Wissenschafter — wie alle fürsorglichen Menschen, die Sie kennen — ein Herz für die Not und das Leid anderer; sie möchten weitergeben, was sie selbst erfahren haben: den Trost, die Fürsorge und die Befreiung von seelischem oder körperlichem Schmerz, die der Christus, die Wahrheit, für alle bereithält.

Der Apostel Paulus gab uns ein Beispiel dafür, was unter christlicher Fürsorge zu verstehen ist, als er auf der Insel Malta den Vater des Publius heilte. Der Mann litt unter schwerem Fieber und Ruhranfällen. Paulus betete, und das Leiden war augenblicklich behoben. Der Mann war gesund, und nicht nur er selbst fühlte das, sondern alle, die um ihn waren, sahen es.

Man fragt sich: „Was tat oder wußte Paulus?“ Es ist kaum anzunehmen, daß Paulus die Wirklichkeit von Krankheit anerkannte. Das heißt, er sah sie anscheinend nicht als etwas an, was man hinnehmen muß oder was permanent ist und was Gott für den Menschen geplant hat. Insofern war die Krankheit für Paulus nicht „wirklich“. Für ihn existierte zweifellos eine ganz andere Realität. Paulus wußte, daß das wirklich ist, was die Bibel Christus nennt, und er kannte die Wirklichkeit des Menschen, der „mit Christus in Gott“ verborgen ist Siehe Kol 3:3..

Was Paulus von der göttlichen Wirklichkeit wußte, heilte den Vater des Publius. Können wir heute verstehen, was Paulus verstand? Ja — und das ist für viele eine Tatsache, die ihr Leben verändert. Durch die Wissenschaft Christi kann man die geistige Grundlage dessen entdecken, was Paulus tat, was auch Petrus, Johannes, Philippus und die anderen Jünger Jesu taten, die seinen Anweisungen gehorchten: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.“ Mk 16:15. „Macht Kranke gesund.“ Mt 10:8. Und was sie vollbrachten, kann auch heute von den Christen demonstriert werden, denn Jesus versprach: „Ich [Christus] bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Mt 28:20.

Christi Jesu Leben ist die Offenbarwerdung der unendlichen göttlichen Liebe. Sein von Liebe erfülltes Leben veranschaulichte Gottes Absicht für den Menschen. Es definierte den Christus. Jesus führte uns zu der Erkenntnis, daß Gott nahe ist — die Mitte und die Quelle allen Lebens. Jesus offenbarte, daß niemand aus der Sphäre der allumfassenden Fürsorge Gottes herausfallen kann. Er brachte ans Licht, daß der Mensch von Grund auf gut ist und stets von seinem Vater-Mutter Gott geliebt wird. Jesus half allen Menschen zu erkennen, daß ihr Leben von Gott regiert und geleitet wird und daß sie in jedem Augenblick im Reich Gottes leben. So bringt Christus, Wahrheit, der Menschheit die umwandelnde und heilende Macht der göttlichen Liebe.

Durch die Macht des Christus wurden Kranke gesund. Sünder fanden moralische Kraft und Freiheit von den versklavenden Sinnen. Jesu Heiltätigkeit erweckte die Menschen zu Gesundheit, Reinheit, Liebe, Güte, Herrschaft und tiefer Freude.

Christus wirkt heilend und belebend auf das menschliche Leben. Daher sprechen die Christen davon, daß sie von neuem geboren werden. Das Leben wird ganz anders betrachtet. Das Leben wird ganz anders gelebt.

Die Folge davon ist, daß wir in Frage stellen, was wir zuvor für wirklich hielten. Im Licht der Gegenwart des Christus erscheint das Böse — wie verzerrte nächtliche Schattenbilder — weniger erschreckend, weniger wirklich. Dieses alles einhüllende Licht zerstört das Bewußtsein von etwas Bösem. Die Wachträume oder Alpträume von Krankheit, Verbrechen und Unmenschlichkeit sind für das menschliche Gemüt nur allzu wirklich, bis es den Strahlenglanz des Christus spürt.

Je mehr wir Jesu Lehre und Beispiel geistig verstehen, um so eher betrachten wir das Böse als einen Fehler oder einen Irrtum, als etwas, was korrigierbar ist. Seine Symptome erscheinen uns „unwahr“. Wir gelangen zu der Überzeugung, daß sie Lügen über Gott, Lügen über den Menschen sind. Ein Christ geht der Auseinandersetzung mit dem Bösen nicht aus dem Weg. Er heißt die Christus-Kraft willkommen, die es zerstört. Dann verschwinden das Böse und seine Wirkungen — und zwar nicht nur in Gedanken, sondern tatsächlich, wie es bei dem Vater des Publius der Fall war. Wenn das Denken zur Gegenwart des Christus erwacht, muß der Irrtum verschwinden. Und es erscheinen Gesundheit, Heiligkeit und Wirklichkeit.

Haben wir dies begriffen, so können wir fragen: „Wenn Krankheit der Wille Gottes ist, hätte Jesus sie dann geheilt? Wenn Krankheit und Schwäche unabwendbar sind, hätte Jesus dann so großen Nachdruck darauf gelegt, die Menschen davon zu befreien? Wenn wir kein besseres, gesünderes, normaleres Leben erwarten sollen, hätte Jesus einer leidenden Welt eben-das verheißen?“ Kein Mensch hat jemals die Menschheit tiefer und tatkräftiger geliebt als Jesus. Niemand hat ein größeres Opfer gebracht, um die Menschheit von Krankheit und Sünde zu erlösen. Er focht die Wirklichkeit von Krankheit und Sünde offen an, so daß jeder es sehen konnte.

Als die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, selbst mit diesen Fragen rang, wurde ihr klar, daß Geist die höchste Wirklichkeit oder Macht ist. Sie erkannte, daß Jesu Werk und Lehre auf diese unausweichliche Schlußfolgerung hinauslief. Alles, was er sagte und tat, bezeugte die Allgegenwart und Unveränderlichkeit des Geistes. In Mrs. Eddys Erfahrung fiel diese geistige Entdeckung mit Heilung zusammen. In ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift gibt sie diese wichtige Entdeckung wieder. Sie schreibt: „Die drei großen Wahrheiten des Geistes: Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit — Geist, der alle Macht besitzt, der allen Raum erfüllt, der alle Wissenschaft ausmacht — widersprechen auf immer der Annahme, daß die Materie etwas Tatsächliches sein könne. Diese ewigen Wahrheiten enthüllen das Urdasein als die strahlende Wirklichkeit der Gottesschöpfung, in der alles, was Er gemacht hat, von Seiner Weisheit für gut erklärt wird. So kam es, daß ich wie nie zuvor die schreckliche Unwirklichkeit erblickte, die das Böse genannt wird.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 109.

Das Herz des Christentums ist die Verehrung des einen Gottes, eines Gottes von alles übersteigender Liebe, der durch das Leben Christi Jesu offenbart wurde. Jesus erkannte keine andere Macht, Autorität oder Ursache neben Gott an. Wenn er auch menschliche Gesetze und Bräuche achtete, so wies er doch darauf hin, daß die Forderungen Gottes an den Menschen einen unbestreitbaren Vorrang vor allem anderen haben. Wenn Jesus sagte: „Folge mir“, meinte er wahrscheinlich nicht nur: „Zieh deine Schuhe an, und geh mit mir“, sondern: „Lerne, das zu sehen und zu verstehen, was ich sehe und verstehe.“ Durch die Christliche Wissenschaft lernen die Christen genau das, und sie finden in Jesu Leben den Beweis dafür, daß es keine wirkliche Macht, Wirkung oder Tätigkeit und keine Zustände gibt, die nicht von Gott herrühren. Solches Anerkennen gibt Gott die Ehre, und es macht uns Seine Allmacht und Allgegenwart, Seinen Charakter und Sein Wesen bewußt. Durch dieses Bewußtsein wird unser Leben zwangsläufig neu orientiert — weg vom Bewußtsein des Bösen und hin zu der großen Wirklichkeit des Guten. Und das führt stets zu geistiger Erneuerung und Heilung.

Die lapidare Aussage „Das Böse ist unwirklich“ ist weitgehend unverständlich, bis wir etwas von der Herrlichkeit, der einzigartigen Allheit Gottes, des Guten, erfassen. Wenn wir ehrlichen Herzens zugeben, daß Gott gut und Alles ist, strömen Güte und Liebe in unser Leben ein. In dem Maße, wie wir diese Wahrheit fühlen, die Wirklichkeit dieser Tatsache erfassen, erfahren wir die Unwirklichkeit des Bösen, anstatt nur darüber zu reden.

Das Demonstrieren der Unwirklichkeit des Bösen ist der Kern des Christentums. Jesus bewies die Machtlosigkeit und die eigentliche Nichtsheit des Bösen. Er besiegte es in jeder Hinsicht. Die Art, wie er dies für uns bewies, macht die Wirklichkeit und absolute Macht der göttlichen Liebe deutlich.

Die Habsucht, der Haß, der Neid, die Gleichgültigkeit, die ihn am Kreuz töten wollten, hatten eindeutig keinen Erfolg. Er bewies, daß Haß und Böses nicht die endgültige Wirklichkeit sind. Die endgültige Wirklichkeit ist Leben. Die Kraft unauslöschlicher Liebe ist wirklich. Gottes Wille für den Menschen — Gesundheit, Reinheit, Güte, Frieden — ist wirklich. Als das Werk Gottes — vollkommen und gut — ist der Mensch wirklich.

Durch Logik oder intellektuelles Folgern kann man die Unwirklichkeit des Bösen nur schwer verstehen. Nur dann wird sie für uns offensichtlich und unbestreitbar, wenn wir auch wirklich danach streben, von der gleichen geistigen Basis aus zu leben wie der Meister. Obgleich es entmutigend zu sein scheint, die Wirklichkeit des Bösen Tag für Tag zu leugnen, bringt es uns doch in innige Gemeinschaft mit Jesus, und wir lernen seine Mission für die Menschheit verstehen. Es erschließt uns die Tiefe der Liebe, die er der notleidenden Welt entgegenbrachte. Es befähigt uns, Gott zu verstehen, an Ihn zu glauben und Ihm zu dienen. Es gibt dem Christentum seine Vitalität und die heilende Kraft, die Welt umzuwandeln.

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