Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Sind wir zur Geisel des Verbrechens geworden?

Aus der Juni 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ist Unsere Gesellschaft zur Geisel des Verbrechens geworden? Sind Sie es? Viele Menschen haben Angst, abends noch aus dem Haus zu gehen. In manchen Gegenden wagen sich die Menschen nicht einmal mehr am hellichten Tag auf die Straße. Früher war Kriminalität in erster Linie ein Problem der Großstädte; doch heute sind Gewaltverbrechen selbst in sogenannten „verschlafenen“ Kleinstädten nichts Ungewöhnliches mehr. Und Abhilfe scheint nicht in Sicht.

Was tun wir dagegen? Politiker versuchen, hart gegen das Verbrechen vorzugehen: mit noch mehr Polizeieinsatz, schärferer Strafverfolgung und empfindlichen Gefängnisstrafen. Doch wird das Problem damit gelöst? Natürlich muß Verbrechen bestraft werden — aber tun wir genug für Verbrechensvorbeugung?

Um das Verbrechen auszujäten, müssen wir es an der Wurzel packen. New Yorks Polizeichef Lee Brown, Doktor der Kriminologie, meint, daß eine landesweite Strategie zur Verbrechensvorbeugung damit beginnen muß, die Bedingungen zu bekämpfen, unter denen das Verbrechen gedeiht — so etwa Entfremdung, Frustration und die Armut in den Ballungszentren der großen Städte.

Können Sie und ich in dieser Hinsicht etwas tun? Natürlich! Wir können unser Teil dazu beitragen, daß Intoleranz und Rassismus verschwinden und daß es Arbeit für alle Bevölkerungsschichten gibt. Wir können die Familie stärken — diesen durch nichts zu ersetzenden Baustein der Gesellschaft. Wir können uns an Wachdiensten in unseren Wohngebieten beteiligen, und wir können enger mit der Polizei zusammenarbeiten. Und das wichtigste und wirksamste: wir können beten. Nicht vage und ohne Hoffnung zu einem unbekannten Gott flehen, sondern beten nach einer erprobten wissenschaftlichen Methode, die Ergebnisse bringt.

Eine Frau sah sich vor eine Situation gestellt, in der sie diese Art von Verbrechensvorbeugung durch Gebet praktizierte. Sie wohnte im Geschäftsviertel einer großen Stadt. An einem Sonnabend ging sie am Nachmittag mit ihren Eltern ins Theater. Sie wollte anschließend das Wochenende bei ihnen verbringen und ging daher noch einmal kurz in ihre Wohnung zurück, um eine Tasche mit ihren Sachen zu holen. Die Eltern warteten im Wagen auf sie, während sie hinauf in ihre Wohnung ging. Sie war gerade dabei, die verschiedenen Sicherheitsschlösser an ihrer Tür zu öffnen, als ein junger Mann ihr ein Messer an die Kehle setzte und sie zwang, die Wohnungstür zu öffnen.

Sie bot ihm Geld an, denn sie hoffte, er werde dann gehen. Er nahm, was sie hatte, doch er war offensichtlich nicht auf Geld aus. Er trieb sie mit dem Messer in ihr Schlafzimmer.

Jetzt geriet sie in Panik. In dem Augenblick betete sie nicht eigentlich. Sie versuchte lediglich, irgendein Mittel zu finden, die Vergewaltigung zu verhindern. Sie sprach mit dem Fremden. Aber das reizte ihn nur, und er versetzte ihr einen Kinnhaken. Er war sehr wütend.

Sie hatte einige Zeit vorher angefangen, die Christliche Wissenschaft zu studieren, und hatte schon gelernt, sich in bezug auf Heilung auf Gebet zu verlassen. In diesem Augenblick der Gefahr war ihr instinktiv klar, daß Gebet die Antwort war. Aber wie sollte sie in dieser Situation beten? Es blieb keine Zeit für viele Worte. Verzweifelt schrie sie in ihrem Herzen zu Gott: „Vater, hilf mir, diesen Mann geistig vollständig und vollkommen zu sehen.“ Sie dachte, wenn sie es irgendwie schaffen könnte, die geistige Natur des Menschen klarer zu erkennen, so würde der Alptraum enden. Im selben Moment war es ihr, als spräche eine Stimme: „Sag es ihm!“ Doch dann dachte sie: „Wozu soll das gut sein? Ich habe schon versucht, mit ihm zu reden.“ Aber der Gedanke kam zum zweiten Mal, diesmal nachdrücklicher: „Sag es ihm!“ Und so sagte sie zu ihm: „Du bist Gottes Kind, wirklich und wahrhaftig zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, da ging der Mann fort. Sie war unverletzt und — natürlich — unendlich dankbar für diesen Beweis von Gottes Schutz.

Wie kam es zu dieser dramatischen Wendung? Gab es einen Zauber in den wenigen Worten, die die Frau sprach? Nein. Doch ihr Gebet besaß Macht, da es von geistigem Verständnis getragen war. Sie sagte dem Mann, daß er zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen sei. So steht es im ersten Kapitel der Bibel über den Menschen. In der Bibel heißt es außerdem, daß Gott Liebe ist. Also muß der Mensch, den Gott geschaffen hat, — das Bild der Liebe — liebevoll und liebenswert sein, zufrieden und in Harmonie mit sich selbst und anderen. Gottes Gleichnis kann nicht unehrlich oder aggressiv sein. Wenn Gott Liebe ist, dann muß der Mensch der unmittelbare Gegenstand dieser Liebe sein, die Gott ist, und als solcher kann er unmöglich das Opfer eines Verbrechens werden.

Um wirklich Liebe zu sein, muß Liebe ausgedrückt werden. Der Mensch, das Bild der Liebe, spiegelt diese Liebe wider und bringt sie zum Ausdruck. Überlegen wir doch einmal: Wie kann der Ausdruck der Liebe je ein Verbrechen begehen? Der Mensch, wie Gott ihn sieht, ist weder Opfer noch Täter eines Verbrechens. Der Mensch, der Gegenstand der göttlichen Liebe, ist sicher, ist unverletzlich. Der Mensch, das Bild der göttlichen Liebe, ist rein und unschuldig. Diese geistigen Wahrheiten waren ehrliche Überzeugungen, die dem Gebet der jungen Frau zugrunde lagen. Sie sagte nicht einfach kindische Worte.

Als Christliche Wissenschafterin hatte sie gelernt, jeden Tag mit einem solchen Gebet zu beginnen. Ja, die meisten Christlichen Wissenschafter beginnen ihren Tag damit, daß sie eine Bibellektion studieren, die aus Stellen aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit besteht, diesem wunderbaren Begleitbuch zur Bibel, das von Mary Baker Eddy, der Gründerin der Kirche Christi, Wissenschafter,Church of Christ, Scientist geschrieben wurde. Im Laufe der Jahre haben viele Menschen erfahren, daß diese Lektion ihnen die geistige Nahrung gibt, die sie für ihren Tag brauchen.

Auch diesen Tag hatte die junge Frau mit solchem Gebet und Studium begonnen. Sie hatte ihren Tag mit Gott begonnen, und dieses Morgengebet hatte ihr die Gewißheit gegeben, daß sie den ganzen Tag über in der Gegenwart Gottes sein würde. Und in jenem kritischen Augenblick baute ihr Gebet auf dem Gebet und Studium vom frühen Morgen auf und bekräftigte es.

Was den Gebeten dieser Frau zusätzlich Macht gab, war, daß sie sich bemühte, ihre gottverliehene Reinheit und Unschuld zu leben. Mit anderen Worten, sie lebte in Übereinstimmung mit ihren Gebeten. Und diese gelebte geistige Unschuld war eine machtvolle Abschreckung für den Vergewaltiger. (Aber dies bedeutet nicht, daß jemand, der sexuell angegriffen wird, unreine Gedanken gehegt hat oder nicht unschuldig ist!) Doch wenn unsere Gebete wirksam sein sollen, muß unser Leben mehr und mehr ein Beweis für ihre Aufrichtigkeit sein. Das heißt, daß wir uns ständig ehrlich bemühen müssen, über unsere Gedanken Wache zu halten und konsequent ein christliches Leben zu führen. Das kann unter Umständen bedeuten, daß wir unseren Lebensstil radikal ändern und uns neue Prioritäten setzen müssen. Wenn wir die Macht von Gottes schützendem Gesetz erleben wollen, müssen wir Materialismus, Sinnlichkeit, Selbstsucht, Groll und Ungeduld ablegen. Sie sind kein Teil Gottes oder Seines Menschen.

Wir müssen uns ständig — Tag für Tag — bemühen, uns selbst und andere so zu sehen, wie Gott es tut. Wenn nun Gott den Menschen als Sein eigenes Gleichnis sieht, geistig und vollkommen, dann sollten wir uns gewiß auch Mühe geben, uns selbst und jeden, mit dem wir in Berührung kommen, so zu sehen — als Bild der Liebe und des Geistes. Jeden! Ohne Ausnahme! Auch den sogenannten Kriminellen.

Das bedeutet nicht, daß wir das Böse ignorieren oder den Motiven und Handlungen anderer naiv und weltfremd gegenüberstehen. Es kommt vielmehr darauf an, hinter die äußere Fassade zu schauen. Es geht darum, nach etwas auszuschauen, statt auf etwas zu schauen. Statt auf einen Verbrecher zu schauen oder auch auf jemanden, der uns lästig ist, schauen wir nach dem Mensehen aus, den Gott sieht. Vielleicht müssen wir ziemlich lange hinschauen — doch dieser Mensch ist da. Und selbst wenn es nur wenig Anzeichen für sein Vorhandensein gibt: unser geistiger Sinn kann für ihn Zeugnis ablegen.

Christus Jesus war als Freund der Zöllner und Sünder bekannt. Er forderte von uns sogar, daß wir unsere Feinde lieben. Wir kennen dieses Gebot — doch wie gut befolgen wir es? Ist es überhaupt möglich, einen Feind zu lieben? Nein, das ist unmöglich — es sei denn, wir können den anderen so sehen, wie Gott ihn sieht. Und es gibt nur eine Möglichkeit, das zu erreichen: Gebet! Durch Gebet lernen wir verstehen, daß der geistige, von Gott zu Seinem Gleichnis geschaffene Mensch keine kriminellen Veranlagungen hat. Er ist kein Vergewaltiger, kein Ehebrecher, kein Mörder, kein Sadist und kein Dieb. Er ist Gottes liebevolles Gleichnis. Den Menschen als das Bild der Liebe zu sehen heißt allerdings nicht, daß Gewalt und Verbrechen auf uns herumtrampeln können oder daß wir das Verbrechen widerspruchslos hinnehmen. Ganz im Gegenteil! In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy, die die Christliche Wissenschaft entdeckte, daß diejenigen, die diese Wissenschaft verstehen, „das Verbrechen im Zaum halten“ und „Gesetz und Ordnung aufrechterhalten" Wissenschaft und Gesundheit, S. 97. werden.

Wir tun das, wenn wir verstehen, daß Gott, der gut ist, nicht der Urheber von Bösem oder Verbrechen sein kann. Verbrechen ist kein Teil Gottes oder Seiner Schöpfung. In Gottes Wirklichkeit hat es keine Daseinsberechtigung. Gottes Gesetz schließt Verbrechen aus. Es gibt nicht nur kein Verbrechen in Gottes Wirklichkeit, es gibt auch nichts, dessen sich das Böse, welcher Art auch immer es sein mag, bedienen könnte, um Gott oder Seinen Ausdruck, den Menschen, zu bedrohen. Wenn wir an diesen Tatsachen über Gottes wahre Schöpfung festhalten, verändern unsere Gebete unsere Erfahrung. Dann können wir ohne Angst leben und auch unseren Mitmenschen dazu verhelfen.

Jeder von uns kann etwas bewegen. Wir müssen die Arbeit derer unterstützen, die Recht und Ordnung aufrechterhalten, doch darüber hinaus können wir auf das Denken der Menschen einwirken. Was Sie und ich in unserem Wirkungskreis denken und tun, das beeinflußt das Denken der ganzen Welt. Wir können dem Materialismus mit seinen Verbrechen, seiner Sinnlichkeit, seinem Haß und seiner Habgier entgegenwirken durch Gedanken, die erheben, heilen, reinigen und läutern.

Jeder von uns ist ein Hüter des göttlichen Gesetzes, und wir sind immer im Dienst.

Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist,
der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, seinen Gott, der
Recht schafft denen, die Gewalt leiden, der die Hungrigen speiset.
Der Herr macht die Gefangen frei. Der Herr macht
die Blinden sehend. Der Herr richtet auf,
die niedergeschlagen sind. Der Herr
liebt die Gerechten.

Psalm 146:5, 7, 8

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1993

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.