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„Gott ist Alles-in-allem“ für mich

Für die Rubrik „Familienthemen“ geschrieben

Aus der Juni 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Freundin Zog sich für ein Konzert an, aber sie gefiel sich nicht so recht in ihrem schlichten schwarzen Kleid. Ich sah zu, wie sie in ihrem Schmuckkästchen kramte und eine runde silberne Brosche herausnahm. Sie steckte sie an ihr Kleid und sagte: „So, jetzt sieht das schon ganz anders aus.“ Und das stimmte.

Auch bei wichtigeren Fragen geben oft verhältnismäßig kleine Dinge den Ausschlag. Ich erinnerte meine Freundin daran, wie einmal zwei Wörter, die einer vertrauten Aussage hinzugefügt wurden, mit zu einer Heilung beigetragen hatten.

Das geschah vor ein paar Jahren, als ich mich entsetzlich einsam und verlassen fühlte. Zum ersten Mal in meinem Leben stand ich allein da, weit weg von meiner Familie und meinen Freunden. Es war mir damals klar, daß es für meine berufliche Weiterentwicklung gut war, auf mich selbst gestellt zu sein, aber ich fand es einfach schrecklich, daß ich überall fremd war, wohin ich auch kam. Ich wollte unabhängig sein, aber nicht isoliert. Ich brauchte Arbeit, aber auch nur ruhig darüber nachzudenken fiel mir schwer.

Es vergingen Monate, in denen ich jeden Tag betete, ohne viel Fortschritt zu machen. Doch dann kam ein Morgen, an dem sich etwas in meinem Denken wandelte. Eine sanfte, beglückende Gewißheit stieg in mir auf, daß mich mein Vater-Mutter Gott von meinem großen Kummer befreien würde, wenn ich nur nicht aufhörte, mich an Ihn zu wenden. Bete weiter, sagte meine innere Überzeugung, denn „Gott ist Alles-in-allem“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 113.. (Diese Worte stammen aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy.)

Ich betete also weiter, und beim Studieren der Bibel stieß ich auf die Geschichte, in der Christus Jesus einen blinden Mann (Bartimäus), der ihn um Hilfe bat, fragte: „Was willst du, daß ich für dich tun soll?“ Bartimäus wußte, was er brauchte: „Rabbuni, daß ich sehend werde.“ Jesus antwortete: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen.“ Mk 10:51, 52. Und der Mann war geheilt.

Ich erkannte sofort, daß ich diese Geschichte auf meine eigene Situation anwenden konnte. Meine „Blindheit“ bestand darin, daß ich Sicherheit und Anerkennung immer nur in meinen Beziehungen zu anderen — besonders zu meiner Familie — zu finden erwartete. Brauchte ich wirklich jetzt unbedingt die Familie? Mußte ich mein Glück wirklich so sehr von Menschen abhängig machen? Oder brauchte ich nicht vielmehr ein besseres Verständnis davon, daß Gott mein Alles-in-allem ist? Ich erforschte mich ehrlich und fragte: Was erwartest du, daß Gott für dich tun soll?

Antworten sprossen wie Frühlingsblumen, die eine ganze Wiese schnell in einen einzigen Blütenteppich verwandeln. Ich liebte meine Beziehung zu meinem göttlichen Vater, und ich sah immer mehr, wie Seine Liebe und Fürsorge alles umschließt. Wenn ich Gott liebte, dann konnte nichts mich von guten, gottgegebenen Eigenschaften und Lebensbedingungen ausschließen.

Und hier nun machten die zwei kleinen Wörter den Riesenunterschied aus. Wenn Gott Alles-in-allem ist, so überlegte ich, mußte das bedeuten, daß Er für Sein Kind, nämlich für mich, alles ist. Liebe, Wahrheit, Geist — diese großen Namen für Gott sind keine abstrakten Begriffe, sondern sie bezeichnen Gottes wahres Wesen, und das mußte in meinem täglichen Leben sichtbar werden. Ich begriff, daß es möglich war, alles, wonach ich mich sehnte — Zuneigung, Zielbewußtsein, Aktivität, Trost, ein Zugehörigkeitsgefühl —, als sichtbaren Beweis der Fülle Gottes zu erleben.

Es fiel mir immer mehr dazu ein, daß Beziehungen zu anderen ja deshalb möglich sind, weil unser Vater für jeden von uns Alles ist. Selbstverständlich verändern sich menschliche Beziehungen und Bedürfnisse; das gehört zum Erwachsenwerden. Eltern müssen ihre erwachsenen Kinder ziehen lassen, aber auch Kinder müssen lernen, ihre Eltern als eigenständige Persönlichkeiten anzusehen und nicht nur als Mami und Papi, die für sie zu sorgen haben. Wenn wir unsere Beziehung zu Gott akzeptieren und lieben, wenn wir Seine Liebe Alles-in-allem sein lassen, dann erleben wir, daß sich unsere Beziehungen zu anderen in der richtigen Weise entwickeln. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch ist immer vollständig und vollkommen, deshalb können wir erwarten, daß unsere wachsenden und sich verändernden menschlichen Beziehungen keine schmerzlichen Trennungen, sondern stetige Entfaltung bringen.

Schließlich erkannte ich auch — allerdings nicht mühelos oder schnell, sondern nach viel Gebet —, daß wir geheilt werden, wenn wir die Liebe zu unserem Vater-Mutter Gott an die erste Stelle setzen. Die Gewißheit, daß alles Gute, das Gott gibt, für Seine Kinder — also für mich — wirklich und greifbar ist, war einfach überwältigend für mich. Mrs. Eddys Worte aus der Einheit des Guten faßten es gewissermaßen zusammen: „Gott ist Alles-in-allem. Daher ist Er nur in Seiner eigenen Selbstheit, in Seiner eigenen Natur und Wesensart, und Er ist vollkommenes Sein oder Bewußtsein.“ Und sie fährt fort: „Nun, dieser selbe Gott ist unser Helfer... Er ist denen nahe, die Ihn anbeten.“ Einh., S. 3.

Jetzt ging ich ganz anders an jeden Tag heran. Ich konnte meine Furcht vor dem Alleinsein überwinden, indem ich beständig auf die geistigen Ideen über Gott und den Menschen lauschte. Ich erklärte oftmals Gottes Allmacht und wußte in meinem Herzen, daß das Überzeugtsein von dieser Wahrheit mir ganz praktisch helfen würde — jeden Tag und in jeder Lebenslage.

Diese Einsichten führten bald zu positiven Veränderungen. Ich wurde selbstbewußter, freute mich über Neues und Unerwartetes und zog mich nicht länger von den Menschen zurück. Die schreckliche Einsamkeit war vorbei. Eine „alte“ Freundin stand plötzlich vor meiner Tür, ich schloß neue Freundschaften. Arbeitsmöglichkeiten ergaben sich. Später gab es wunderschöne Familientreffen mit weniger problematischen Emotionen beim Kommen und Gehen.

Am wichtigsten aber ist, daß die innere Überzeugung, die damals den Anstoß zu dieser Heilung gab, geblieben ist: Mein Vater-Mutter Gott ist Alles-in-allem für mich.

Gottes unsichtbares Wesen,
das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit
der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken,
wenn man sie wahrnimmt.

Römer 1:20

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