„Ethnische Säuberung“ — eine heute oft gehörte schönfärberische Umschreibung für den Versuch, bestimmte Bevölkerungsgruppen auszurotten — ist ein Verbrechen. Es wird niemals Konflikte lösen, und es kann sich nicht durchsetzen, denn in der Welt ist etwas Mächtigeres am Werk als Vorurteile und Haß, und das ist das Gewissen.
Das Gewissen — die Fähigkeit, das Rechte zu erkennen und danach zu handeln — liegt aller mitmenschlichen Hilfe und allem konstruktiven Handeln in der Welt zugrunde. Das Gewissen ist der Impuls für Menschenliebe, Anstand und Reform. Das Gewissen hält uns bei der Wahrheit; es ist die innere Stimme, die uns keine Ruhe läßt, wenn sie einer Lüge gewahr wird. Ein Gewissen, das von Gott, der göttlichen Wahrheit, geleitet wird, verdammt nicht nur „ethnische Säuberung“ — es macht ihr ein Ende.
Vor mehr als einem Jahrhundert war Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr'istjen s'aiens), eine entschiedene Vorkämpferin für die natürlichen geistigen Rechte des Menschen. Ihr Bibelstudium brachte sie zu folgender Überzeugung, die sie in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift niederschrieb: „Gott hat dem Menschen unveräußerliche Rechte verliehen, unter anderem Selbstregierung, Vernunft und Gewissen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 106.
Diesen Satz las ich vor kurzem wieder, als mir bei dem Gedanken an die Greueltaten in der Welt das Herz sehr schwer war. Ein Wort fiel mir besonders auf: Gewissen. Und auf einmal erkannte ich, warum Gewissen hier als „unveräußerliches Recht“ bezeichnet wird. Es ist kein Sonderrecht, es ist nicht nur für ein paar Auserwählte da, sondern Gott hat es allen Seinen Kindern gegeben, ob sie sich nun Christen oder Juden, Moslems, Hindus, Agnostiker oder Atheisten nennen.
Und dann wurde mir plötzlich klar, daß die Unterdrücker der Menschheit in Wirklichkeit bedauernswerte Opfer sind: Sie verstehen nicht, daß sie wie alle anderen für Gottes reine Wahrheit empfänglich sein können. Sie sind sozusagen eingefroren in kalten Haß, in Rache und Vorurteile. Diese Erkenntnis zeigte mir, wie ich beten mußte. Denn der Ursprung jeder „ethnischen Säuberung“ — ja, alles Bösen — ist mental. Und die schärfste und mächtigste Waffe, die wir haben, um unsere Welt von solchem Unrecht zu säubern, ist Gebet. Gebet lehrt uns, was wirklich richtig und gut ist — was ganz und gar mit Gottes Gesetz in Übereinstimmung steht. Wenn unser eigenes Gewissen durch eine tiefere Erkenntnis Gottes, der göttlichen Wahrheit, gereinigt und erneuert worden ist, dann wird Wahrheit uns zeigen, was getan werden muß, um über „ethnische Säuberung“ oder jede andere Form von Haß zu siegen.
Als ich weiterbetete, sah ich deutlich, daß das Böse nirgendwo auf der Welt einen rechtmäßigen Platz hat. Es ist negativ, aller geistigen Wirklichkeit bar. Es geht notwendigerweise seiner eigenen Zerstörung entgegen, wie wir es heute schon im Zusammenbruch tyrannischer Herrschaftssysteme und in der größeren Freiheit in aller Welt erleben.
Mein Gebet ging in zwei Richtungen: Erstens dankte ich Gott für alles, was Er tut, um uns zur Erkenntnis unserer „unveräußerlichen Rechte“ auf das Gute, und nur das Gute, zu erwecken und uns von Vorurteilen und Haß zu reinigen. Zweitens mußte ich mein Gebet in die Tat umsetzen. Ich begann also, Vorurteile gegen Menschen anderer Völker und Rassen aus meinem eigenen Denken und Verhalten auszumerzen. Wenn ich etwa in unserer Lokalzeitung einen kritischen, ausländerfeindlichen Brief las, antwortete ich konstruktiv und mit heilenden Gedanken.
Fordert nicht genau das die Nachfolge Christi Jesu, des großen Verkünders der göttlichen Rechte des Menschen, von uns? Im Johannesevangelium wird berichtet, daß er zu seinen Jüngern sagte: „Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.“ Joh 15:11. Es ist eine große Freude, Gottes Gesetz zu kennen und ihm zu gehorchen. Wohlergehen ist die Folge, wie ich selbst erlebt habe, als ich mich bemühte, in voller Übereinstimmung mit dem zu leben, was uns die Bibel — besonders die Zehn Gebote und die Bergpredigt — als das Rechte lehren. Wenn wir uns in unserem Alltag beständig von der Wahrheit leiten lassen, werden wir in aller Welt mehr Anzeichen eines guten Gewissens sehen.