Die Bibel Berichtet uns von vielen Heilungen, vor allem von jenen, die durch Christus Jesus geschahen. Blinde wurden sehend, Taube hörend, Aussätzige gesund, Krüppel konnten gehen, und Tote standen auf. Siehe Mt 11:4–6. Doch wie hoch diese Heilungen auch über allen traditionellen Erklärungen stehen, so sind sie doch keine Wunder im herkömmlichen Sinn. Sie erfüllen vielmehr das Gesetz Gottes, indem sie die Wirklichkeit und Natürlichkeit der göttlichen Ordnung des Seins offenbaren.
Das Studium der Christlichen Wissenschaft entfaltet in uns ein geistiges Verständnis von der Bibel, so daß sich uns das göttliche Prinzip, Gott, enthüllt, das allen Heilungen zugrunde liegt. Wir lernen durch die Christliche Wissenschaft verstehen, weshalb es sich bei den Heilungen Jesu nicht um übernatürliche Vorgänge handelte. Es waren wissenschaftliche Beweise der Existenz des ewigen göttlichen Prinzips, das Liebe ist.
Jesus tat seine Werke nicht auf der Grundlage eines persönlichen Gemüts oder einer persönlichen Kraft. Er sagte: „Der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke.“ Joh 14:10. Gott, die universelle göttliche Liebe, offenbarte sich durch Jesu selbstloses Wesen, und in der Gegenwart der Liebe schmolzen Mißgunst, Neid, Stolz, Enttäuschung, Unwissenheit — die mentalen Ursachen von Krankheit — einfach dahin, was augenblicklich zu Heilungen führte.
Doch diese Werke geschahen nicht, um den Menschen ein bequemes Leben zu bescheren. Jesus heilte, um das menschliche Denken aus seiner dumpfen Ruhe aufzurütteln und es zum Erfassen der geistigen Wahrheit zu befähigen. Dies deutet auf den eigentlichen Sinn von Jesu Werken hin, nämlich die Sünde im sterblichen Denken zu zerstören und so das menschliche Bewußtsein für die geistige Wirklichkeit des Menschen, seine gottverliehene Vollkommenheit als Ebenbild seines Schöpfers, empfänglicher zu machen.
Wie uns das Studium des Neuen Testaments zeigt, hat Jesus die wissenschaftlichen Demonstrationen des göttlichen Prinzips weder auf sich selbst noch auf seine unmittelbaren Nachfolger beschränkt. In dem Verständnis, daß das göttliche Prinzip, Liebe, allem Sein zugrunde liegt, erklärte er seinen Zuhörern: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue.“ Joh 14:12.
Und diese Werke werden getan. Doch heute wie damals sind diese Heilungswerke nicht Ausdruck menschlicher Willenskraft, noch sind sie Auswirkungen von Autosuggestion oder anderen mentalen Einflüssen. Um sie zu vollbringen, bedarf es mehr als eines menschlichen Wissens über Jesu Lehre; es bedarf eines tiefen, geistigen Verständnisses von Gott und Seines Christus.
Christus Jesus kannte und lebte den Christus — Gottes geistige Idee — ganz und gar. Der Einfluß des Christus auf unser Denken soll unser Leben läutern und umwandeln und das wahre Wesen des Menschen als Ausdruck Gottes ans Licht bringen. Es ist Christus, Wahrheit, der unsere Krankheiten heilt.
Wie müssen wir beten, um solche Heilungen zu erfahren? Es genügt nicht, Gott um Hilfe anzuflehen oder Gott, Geist, um einen besseren materiellen Körper zu bitten. Auch sollte nicht die Angst vor einer Krankheit der ausschließliche Beweggrund zum Beten sein in der Hoffnung, daß Gott die Krankheit beseitige, damit wir weiterhin beruhigt an unserer alten Denkund Handlungsweise festhalten können.
Christlich-wissenschaftliche Gebete sind tiefe Bekräftigungen der göttlichen Wahrheit. Sie bekunden sich in einem stillen, ernsten Sehnen nach göttlicher Liebe. Sie sind gekennzeichnet durch Selbstvergessenheit und freudiges Anerkennen der Vollkommenheit von Gott und Seiner Schöpfung. Sie beinhalten die Bereitschaft, materielle Gesinnung, persönliche Überzeugungen und schlechte Gewohnheiten aufzugeben. Wenn wir auf diese Weise beten, berühren wir den Saum der göttlichen Wahrheit. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Durch die göttliche Wissenschaft vereinigt Geist, Gott, das Verständnis mit der ewigen Harmonie. Der ruhige und erhöhte Gedanke oder das geistige Erfassen hat Frieden. So dauert das Aufdämmern der Ideen fort und bildet jedes weitere Stadium des Fortschritts.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 506.
Auf diese Weise erleben wir Heilung. Wir spüren, wie Mißgunst, Neid, Stolz, Enttäuschung, Undank aus unserem Denken verschwinden und gottgegebene Eigenschaften wie Liebe, Harmonie, Freude und Barmherzigkeit unser Bewußtsein erfüllen. Hier erschauen wir etwas von unserer wahren Identität als Ausdruck Gottes, des höchsten Gutten, und finden die Selbstverständlichkeit, gesund zu sein.
In einem solchen hingebungsvollen Gebet zeigt sich auch, daß nicht persönliches Verdienst oder „richtiges Denken“ die Quelle der Heilung sind. Wir erfahren mit wissenschaftlicher Gewißheit, daß die heilende Wirkung des Gebets der göttlichen Wahrheit und Liebe entspringt.
Daß nicht eigenes Denken, sondern Gott die Heilung bewirkt, bestätigte sich auch bei einer eigenen Heilung von Stirnhöhlenentzündung. Starke Schmerzen und hohes Fieber schienen jegliches Gebet zu verhindern. Kein klarer Gedanke schien mehr möglich zu sein. Doch dann öffnete ein Bibelvers geradezu den Himmel. Als die Kinder Israel beim Auszug aus Ägypten vom Pharao verfolgt wurden und sich kein Ausweg zeigte, sagte ihnen Mose: „Fürchtet euch nicht, stehet fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird.“ 2. Mose 14:13.
Trotz der Krankheit kam mit diesem Bibelvers das unmittelbare Erwarten, eben die Selbstverständlichkeit, daß die göttliche Wahrheit und Liebe in diesem Augenblick heilten. Es war ein dankbares Anerkennen dieser geistigen Tatsache in meinem Bewußtsein, und die vollständige Heilung trat in wenigen Minuten ein.
Wissenschaftliche Gebete beweisen die Vollkommenheit der geistigen Schöpfung, einschließlich des Menschen, und schließen jeden Irrtum in Gottes Schöpfung aus, da das Böse nicht geistig oder die fundamentale Wirklichkeit oder Macht ist, die zu sein es vorgibt. Jeder, der bereit ist, in seinen selbstvergessenen und hingebungsvollen Gebeten die Wahrheit einzulassen, die durch die göttliche Wissenschaft zur Menschheit gekommen ist, wird dem Meister folgen und die Werke tun, die Jesus verheißen hat. Diese Möglichkeit steht uns allen offen.
Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis
hervorleuchten, der hat einen hellen Schein
in unsre Herzen gegeben, daß durch uns entstünde
die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes
in dem Angesicht Jesu Christi.
2. Korinther 4:6