Die Meisten Schüler und Studenten möchten in ihren Fächern gute Leistungen erzielen. Dieses anerkennenswerte Ziel ist jedoch wegen der damit verbundenen Prüfungsängste oft nur schwer zu verwirklichen. Angst hindert uns am klaren Denken. Es ist nicht verwunderlich, daß verwirrtes, furchterfülltes Denken schlechte Noten zur Folge haben kann.
Gebet ist ein wirksames Mittel gegen Angst. Im Gebet — zu dem einen Gott, der Seine Kinder liebt — kann an die Stelle von Angst Zuversicht treten, eine Zuversicht, die darin begründet liegt, daß der Mensch als geistiges Kind Gottes in immerwährender Harmonie lebt.
Ich habe oft gebetet, um der Verwirrung Herr zu werden, die durch Angst entsteht. Hier ein Beispiel: Als ich eine Aufnahmeprüfung fürs College machte, nachdem ich bereits zwölf Jahre zuvor von der Oberschule abgegangen war, beunruhigte mich der Gedanke, wie ich abschneiden würde. In einem Prüfungsteil, der zeitlich vorgegeben war, bereiteten mir die Aufgaben so große Schwierigkeiten, daß ich nicht weiterarbeiten konnte. Die Zeit lief mir davon, und so viel hing für mich von den Ergebnissen dieser Prüfung ab. Ich wandte mich von allem ab und betete. Ich mußte mir meine Identität als Kind Gottes vergegenwärtigen, und Gott als die Quelle der Intelligenz anerkennen. Ich machte mir klar, daß die Intelligenz, die Er mir, seinem Bild und Gleichnis, verleiht, auf jede Situation anwendbar ist.
Dieses Gebet hatte zwei wesentliche Wirkungen: Es beruhigte mich; an die Stelle der Angst trat Zuversicht. Und ich empfing die göttliche Führung, die ich brauchte, um die Prüfung erfolgreich abzuschließen. Nachdem ich frei von der Angst war, sah ich, wie ich an die Prüfungsaufgaben herangehen konnte. Am College war man von meiner Leistung beeindruckt; ich brauchte keinerlei vorbereitende Kurse zu belegen.
Um das Denken für die segnende Allmacht Gottes zu öffnen, müssen wir uns aus einer völlig neuen Perspektive sehen. Wir müssen uns als geistige Ideen betrachten anstatt als rein materielle Sterbliche. Der Mensch bringt als geistige Idee des göttlichen Gemüts ganz natürlich jede göttliche Eigenschaft zum Ausdruck, so auch Zuversicht und Intelligenz. Als Gottes Kind können wir nicht von unserem Ursprung getrennt werden; und wenn wir das verstehen, können wir Harmonie erlangen.
Angst und Besorgnis möchten uns von der Tatsache ablenken, daß sich der Mensch einer ständig intakten Beziehung zu Gott erfreut. Es ist wichtig, furchterfüllten Gedanken entgegenzutreten, weil unsere Handlungen normalerweise von unserem Denken bestimmt werden. Die Christliche Wissenschaft verleiht uns das nötige Verständnis, um furchterfüllte Gedanken durch solche zu ersetzen, die auf geistige Ideen gegründet sind. Diese geistige Art zu denken wird durch die Lehren Christi Jesu unterstützt, und sie bestärkt uns in der Erkenntnis, daß im Wesen des Menschen kein Mangel eingeschlossen ist, der sich etwa in Versagen, fehlenden Fähigkeiten oder fehlendem Sachverstand äußern könnte.
Prüfungen geben uns die Gelegenheit, göttliche Intelligenz zum Ausdruck zu bringen. So betrachtet, können uns Prüfungsaufgaben die Möglichkeit bieten, Gott zu verherrlichen — deutlich werden zu lassen, daß wir die Fähigkeit haben, unsere gottgegebene Intelligenz zum Ausdruck zu bringen. Gott gibt allen Seinen Kindern die Fähigkeit, Hervorragendes zu leisten. Da Gott das unendliche Gute ist, leidet niemand an mangelnder Leistungsfahigkeit oder Intelligenz. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott alles ist und daß das Gute die beherrschende und einzige Macht ist. In Wirklichkeit gibt es keinen Raum für das Gegenteil des Guten, da die Allheit keinen Platz für irgend etwas ihr Unähnliches läßt.
Dadurch, daß wir die Fähigkeiten des Gemüts zum Ausdruck bringen, können wir Zuversicht und Sicherheit im Prüfungsraum empfinden. Gute Examensnoten sind ein konkreter Beweis für unsere Fähigkeit, die göttlich verliehenen Gaben in unserer Alltagserfahrung widerzuspiegeln. Geistige Eigenschaften sind nicht abstrakt. Wenn sie es wären, könnten sie nicht in die Praxis umgesetzt und auf Probleme im Alltag angewandt werden. Eigenschaften wie Weisheit und Verständnis vermitteln uns Einsichten, die uns durch jede Situation hindurchführen. Wir können uns dieser Führung in jeder Lage anvertrauen; sie ist unfehlbar.
Die Erkenntnis, daß der Mensch geistig ist, erhebt unser Denken über die menschliche Situation zu unserem wahren Wesen als Kinder Gottes. Mrs. Eddy schreibt dazu in Wissenschaft und Gesundheit: „Halte das Denken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet, dann wirst du das Dauernde, das Gute und das Wahre in dem Verhältnis erleben, wie es deine Gedanken beschäftigt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 261. Wenn wir auf diese Weise gerüstet sind, können wir der Prüfungsangst wirksam entgegentreten, wie der folgende Vorfall zeigt.
Als ich an der Universität studierte, mußte ich in meinem Hauptfach eine Abschlußprüfung ablegen. Ich machte mir Sorgen darüber, wie die Prüfungsaufgaben aussehen würden und wie gut ich abschneiden würde. Bevor ich den Prüfungsraum betrat, betete ich — doch nicht einfach, um gute Noten zu bekommen, sondern um göttliche Intelligenz widerzuspiegeln. Ich spürte, daß dieses Gebet alles Notwendige umfaßte. Wichtiger als eine hohe Punktzahl war für mich, daß ich die mir eigene Fähigkeit, Gott widerzuspiegeln, demonstrieren würde. Für mich hatte die Prüfung nur den Zweck, mein Einssein mit Gott zum Ausdruck zu bringen.
Die Prüfung hatte es in sich, aber ich fühlte mich nicht überfordert. Als ich mit den Prüfungsaufgaben fertig war, überflog ich sie kurz und wollte sie schon abgeben und gehen. Doch bevor ich meinen Platz verlassen konnte, kam mir der Gedanke, meine Antworten zu prüfen. Zunächst widerstrebte mir das, dann aber kam mir der Gedanke, daß ich ja darum gebetet hatte, göttliche Intelligenz zum Ausdruck zu bringen. Ich sah die Prüfungsarbeit nochmals durch und entdeckte mehrere Antworten, die sich verbessern ließen. Nachdem ich die Arbeit geprüft hatte, wollte ich wieder den Raum verlassen; aber noch mal kam mir der Gedanke, die Prüfungsarbeit durchzusehen. Ich erkannte an, daß diese Eingebungen Engelsbotschaften von Gott waren, die mich durch die Prüfungsaufgaben hindurchführten. Und wieder war es mir möglich, einige Antworten noch zu verbessern. Zu diesem Zeitpunkt war ich der einzige Student, der sich noch im Prüfungszimmer befand.
Ich dankte Gott für Seine Führung. Ich war dankbar, daß diese Engelsbotschaften mir klarmachten, was richtig und wichtig war, und daß ich dadurch, daß ich sie befolgte, eine innere Ruhe gewann, die jeglichen Angstgedanken zerstörte — sowohl während der Prüfung als auch während der Tage des Wartens bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse. Ich hatte die Prüfung gut bestanden.
Im zweiten Brief des Paulus an Timotheus heißt es: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt.“ 2. Tim 2:15. Das sind keine leeren Worte. Jedes Bemühen unsererseits, Gott und Seine Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen, macht den Weg frei für Fortschritt, denn es stärkt unseren Begriff von uns selbst als geistigen Ideen, immer eins mit Gott, unserem Schöpfer. Vielleicht erzielen wir nicht gleich beim ersten Versuch gute Noten; vielleicht können wir auch unsere gesamten Prüfungsängste nicht sofort überwinden. Wenn wir uns aber darum bemühen, uns stets als geistig und vollkommen zu betrachten, so wie Gott uns sieht, werden wir uns unserem Ziel immer mehr nähern.