„Wenn Man Doch aus diesem Teufelskreis ausbrechen könnte!“ Diese Worte aus einem Frühprogramm im Radio berührten mich tief. Das Thema der Sendung war Kindesmißhandlung, und die Sprecherin berichtete darüber, daß Menschen, die in der Kindheit unter Mißhandlungen gelitten haben häufig auch ihre eigenen Kinder mißhandeln. Aber wir müssen das nicht einfach als unvermeidlich hinnehmen und glauben, das Böse besitze die Macht, sich immer weiter fortzupflanzen! Am liebsten hätt ich diese Kinderexpertin angerufen und ihr von dem Kreislauf des geistig Guten erzählt, von dem mein Leben erfüllt ist.
Gott ist gut und immer gegenwärtig. Daher ist das Gute allmächtig und kennt keinen Widerstand; die Unendlichkeit des Guten, Gottes, schließt die Existenz des Bösen aus. Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes: „Der Kreislauf des Guten schaltet den Nebenkreislauf des Bösen aus.“ Verschiedenes, S. 270. Dieser Kreislauf des Guten beruht auf der Wahrheit, daß Gott ein liebender Vater ist, ein Vater, der zärtlich für Seine geliebten Kinder sorgt und sie beschützt.
Christus Jesus sprach immer wieder von Gott als seinem Vater. Und im Gebet des Herrn schloß er jeden einzelnen von uns mit den Worten „unser Vater“ in diese Beziehung mit ein. Niemand wird außen vor gelassen.
Jesus liebte Kinder. Das Markusevangelium berichtet, wie sich die Jünger einmal den Tadel ihres Meisters zuzogen, als sie die Kinder wegschickten, die zu ihm gebracht wurden. Jesus aber rief die Kinder zu sich, und — wie die Bibel sagt —: „Er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.“ Mk 10:16. Mit dieser Liebestat rügte er das Verhalten seiner Jünger und wies uns den Weg zu liebevoller Fürsorge für alle Kinder.
So wenig wie die Jünger können wir es uns leisten, die Kinder wegzuschicken. Wenn wir unsere wahre Identität als Gottes Kind kennen- und liebenlernen, werden wir erleben, wie wunderbar sich alles um uns herum verändert. Und wenn wir wissen und darauf vertrauen, daß wir die geliebten und vollkommen geistigen Kinder Gottes sind, dann können wir auch andere in diesem Licht sehen. Auf diese Weise offenbart sich uns der immerwährend wirkende Kreislauf des Guten.
Nach meiner Scheidung fiel mir die Aufgabe zu, unsere beiden Kinder allein zu erziehen — und manchmal meinte ich, diese Last sei zu schwer für mich! Besonders in dem Jahr, in dem mein Sohn sechzehn wurde, sah ich mich in meiner Elternrolle vor harte Probleme gestellt. Der Junge war der Ansicht, er sei nun alt genug, sein eigenes Leben zu leben, und er sträubte sich gegen jede elterliche Autorität. Ich fühlte mich den dauernden Provokationen und seinem Trotz nicht mehr gewachsen, und es gab Zeiten, wo ich nur zu gern wie die Jünger gehandelt und ihn weggeschickt hätte.
Ich mußte mich an Gott als Vater-Mutter von uns beiden wenden. Wenn es bei uns drunter und drüber ging, dann betete ich nur noch beharrlicher darum, meine eigene Beziehung zu Gott als Sein Kind besser zu verstehen. Ich wußte, daß mein Sohn niemals von seinem wahren Vater-Mutter Gott getrennt werden konnte. Gott, sein göttlicher Vater und seine göttliche Mutter, würde ihn führen und leiten, welchen Verlockungen des Bösen er auch ausgesetzt war. So fühlte ich mich geborgen und war voller Zuversicht, denn ich war gewiß, daß auch mein Sohn in Gottes Obhut geborgen war. Ich mußte ihn nicht zur Vernunft bringen.
Zu Weihnachten gab mir mein Sohn eine Karte, auf die er geschrieben hatte: „Wir haben’s geschafft, Mama!“ Damit hat er auf seine Art die Gegenwart Gottes in diesem schwierigen Jahr anerkannt und mir gesagt, daß unsere Beziehung wieder ganz harmonisch war.
Wir alle haben die Möglichkeit, zu erkennen und zu erleben, daß wir in den ununterbrochenen Kreislauf des Guten eingeschlossen sind. Seine allgegenwärtige Kraft zerstört das Böse und bringt des Menschen — unsere — wahre Identität als Kind Gottes ans Licht. Wenn wir uns auf unsere nie unterbrochene Beziehung zu Gott, dem Guten, berufen, können wir beweisen, daß das Böse überhaupt keinen Kreislauf hat und es somit keinen Teufelskreis gibt. Welche Form das Böse in unserem Leben auch angenommen hat, es kann beendet werden, denn wir sind eins mit dem Guten.