Im vorigen Monat brachte der Herold den ersten Teil eines Interviews mit
und über den Zweck, Inhalt, Wert und die Segnungen des Klassenunterrichts in der Christlichen Wissenschaft.Frau Hebenstreit und Herr Thorneloe waren beide Lehrer in dem von Mary Baker Eddy gegründeten Unterrichtsrat, der alle drei Jahre eine Lehrerbildungsklasse abhält, um neue Lehrer der Christlichen Wissenschaft auszubilden. Die Absolventen der Lehrerbildungsklasse tragen den Titel C.S.B. und halten einmal jährlich Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft ab. Die Namen der autorisierten deutschsprachigen Lehrer der Christlichen Wissenschaft befinden sich im Verzeichnis im hinteren Teil dieser Zeitschrift.
Dies ist der zweite und letzte Teil des Interviews.
Wie können sich die Schüler auf den Klassenunterricht vorbereiten?
Thorneloe: Die vorletzte Frage im Kapitel „Zusammenfassung“ in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift lautet: „Wie kann ich am schnellsten im Verständnis der Christlichen Wissenschaft vorwärtskommen?“ Und Mrs. Eddys Antwort darauf beginnt mit der Aufforderung: „Studiere den Buchstaben gründlich, und nimm den Geist in dich auf.“Wissenschaft und Gesundheit, S. 495. In ihren Schriften sagt sie, daß die Schüler die im Unterricht behandelten Stellen aus der „Zusammenfassung“ im voraus studieren sollen. Da jeder Lehrer der Christlichen Wissenschaft das Kapitel als Grundlage für seinen Unterricht verwendet, sollte der Schüler natürlich als Vorbereitung auf den Unterricht dieses Kapitel in Wissenschaft und Gesundheit studieren. Jeder Lehrer entscheidet selber, was er seinen Schülern sonst noch „aufgibt“. Ich empfehle ihnen immer, außer der Bergpredigt und den zehn Geboten in der Bibel auch das Kapitel „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft” durchzuarbeiten. Die Lektionspredigt, von der, wie Mrs. Eddy sagt, „die Wohlfahrt der Christlichen Wissenschaft in hohem Grade abhängt“Handbuch Der Mutterkirche, Art. III Abschn. 1., gehört unbedingt zur Vorbereitung, denn sie hilft uns, unseren Pastor, die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, kennenzulernen.
Manchmal melden sich nur sehr wenige Personen für den Klassenunterricht an. Worauf sollte man in dem Fall achten?
Thorneloe: Jede Idee Gottes ist vollständig, und Sein unantastbares Gesetz bewirkt Entfaltung. Nichts kann verhindern, was Gott gewollt hat. Das können wir nicht nur über uns selbst wissen, sondern auch für alle Lehrer der Christlichen Wissenschaft.
Hebenstreit: Die Annahme, daß kein großes Interesse am Klassenunterricht bestehe, beruht wie jede andere falsche Annahme auf dem Glauben an Begrenzung. Es ist ein Versuch des tierischen Magnetismus, der christlich-wissenschaftlichen Bewegung Steine in den Weg zu legen. In der Bibel steht: „Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Laß los, die du mit Unrecht gebunden hast, laß ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg!“ Jes 58:6. Alle Lehrer haben dieses Fasten erwählt — die Fesseln der Trägheit, der Verzögerung, des Desinteresses und der Selbstzufriedenheit zu lösen und sich allein auf Gottes Gesetz der Anziehung zu verlassen, das die Menschheit regiert. Gottes Gesetz der „Adhäsion, Kohäsion und Anziehungskraft“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 124. bricht jeden Widerstand des Anti-Christ gegen das von Mrs. Eddy eingerichtete, göttlich veranlaßte Erziehungsund Kommunikationssytem. Der Lehrer muß sich metaphysisch mit dem auseinandersetzen, worauf Mrs. Eddy aufmerksam macht, wenn sie in bezug auf zukünftige Schüler schreibt: „Schüler, die für diesen Schritt bereit sind, sollten sich vor dem Netz hüten, das geschickt ausgelegt und schlau getarnt ist, um ihren Fortschritt in dieser Richtung zu verhindern.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 241. Der künftige Schüler sollte sich ganz natürlich alles zunutze machen können, was Gott für seinen geistigen Fortschritt, seine Bereicherung — und seine Freude — vorgesehen hat.
Thorneloe: Der Meister erzählt das Gleichnis von den Hochzeitsgästen. Jeder hatte eine Entschuldigung, warum er nicht kommen konnte! Die Lehrer können wissen, daß es keine Macht gibt, die jemanden daran hindern kann, am rechten Platz zu sein, denn der Mensch wird von Wahrheit immerdar im Zustand der absoluten Vollkommenheit erhalten. Unbegründete Zweifel des Schülers, ob er für den Klassenunterricht bereit sei — „kann ich das schaffen?“ —, können nicht vereiteln, was richtig ist. Jeder kann die ihm von Gott gegebene Aufgabe erfüllen. Argumente wie „Ich kann mir die Zeit für den Klassenunterricht nicht nehmen“ oder „Ich habe kein Geld dafür“ sind nichts als Ablenkungsmanöver, die die Gedanken nicht beeinflussen noch geistiges Wachstum verhindern können. „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen“ Joh 12:32., sagte der Meister im Johannesevangelium. Das bezieht sich nicht auf den Lehrer persönlich, sondern es ist eine unwandelbare Tatsache, daß der Christus anzieht. Und diese Anziehungskraft kann nicht umgekehrt werden.
Warum ist der Klassenunterricht so wichtig?
Thorneloe: Weil unsere Führerin das in Wissenschaft und Gesundheit sagt! Eine der 24 Fragen, die Mrs. Eddy in der „Zusammenfassung“ stellt, lautet: „Willst du Krankheit erklären und zeigen, wie sie geheilt werden kann?“ In der Antwort darauf erklärt sie unter anderem: „Eine erschöpfende Antwort auf obige Frage bedingt Lehren, das den Heiler befähigt, das Prinzip und die Regel der Christlichen Wissenschaft oder des metaphysischen Heilens zu demonstrieren und sich selbst zu beweisen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 493. Der Klassenunterricht gibt dem Schüler eine feste Grundlage für den Fortschritt in der Ausübung geistigen bzw. christlichen Heilens.
Hebenstreit: Mrs. Eddy sagt, daß die Satzungen im Kirchenhandbuch von einer Macht veranlaßt wurden, die sie nicht ihr eigen nennen kann. Siehe Vermischte Schriften, S. 148. Wir verdanken es also einem göttlichen Impuls, daß wir die Einrichtung des Klassenunterrichts haben, ein hilfreiches Mittel, mehr über Gott und den Menschen zu lernen. Der Klassenunterricht ist göttlich ermächtigt, Fortschritt, geistige Erleuchtung und Wachstum zu bringen. Und daher kann man die Segnungen, die er dem Schüler und seiner Umgebung bringt, gar nicht hoch genug einschätzen.
Thorneloe: Unsere Führerin widmet ein ganzes Kapitel in Wissenschaft und Gesundheit und einen Abschnitt im Kirchenhandbuch dem „Lehren der Christlichen Wissenschaft“. Ferner finden wir im Kirchenhandbuch einen ganzen Abschnitt unter der Überschrift „Unterrichtsrat“. All das zeigt, welch großen Wert Mrs. Eddy auf den Klassenunterricht legt. Die gottinspirierte Einrichtung des Unterrichts beweist, wie sehr unsere Führerin uns liebt und wie sehr ihr unser beständiger geistiger Fortschritt am Herzen lag.
Ist es naiv, wenn ein Schüler meint, er werde sofort nach dem Klassenunterricht heilen können?
Thorneloe: Überhaupt nicht! In Biographien über Mrs. Eddy wird berichtet, daß sie die Schüler ihrer Klassen aufforderte, einen Patienten anzunehmen und zu heilen. Die meisten taten das auch. Sie berichteten über eindeutige geistige Heilungen. Und das geschah sogar schon vor Abschluß des Unterrichts. Auch heute gibt es Schüler, die anderen schon vor und während des Klassenunterrichts geholfen haben.
Hebenstreit: Es ist absolut nicht naiv, wenn Schüler erwarten, daß sie vor, während und nach dem Klassenunterricht heilen können. Aber die Arbeit in der Klasse sollte sie befähigen, schneller zu heilen, und sie zu der Erkenntnis führen, daß sie Herrschaft über alle Aspekte und Suggestionen des tierischen Magnetismus haben. Wie Sie sicherlich wissen, trägt der letzte Abschnitt im Kapitel „Das Lehren der Christlichen Wissenschaft“ im Lehrbuch die Randüberschrift „Der rechte Beweggrund und sein Lohn“. Der Lohn — der Segen, den der Klassenunterricht mit sich bringt — ist das größere Heilvermögen.
Thorneloe: Ganz richtig. Ich erinnere mich: Ich hatte einmal in einer meiner Klassen eine hochbetagte Schülerin. Sie wünschte sich so sehr, anderen helfen zu können. Und sie erwies sich als das jugendlichste Klassenmitglied! Wenige Monate später wurde ihr Antrag auf eine Ausüberanzeige im Christian Science Journal angenommen, und sie verbrachte viele Jahre mit der erfolgreichen Ausübung der Wissenschaft des christlichen Heilens.
Hebenstreit: Der Lehrer hilft dem Schüler, durch das Studium der Bibel und des Lehrbuchs zu erkennen, daß die Ausübung der Christlichen Wissenschaft für jeden möglich ist. Allein die Freude dieser Heilarbeit erleben zu können macht die öffentliche Ausübung so unvergleichlich anziehend. Der Lehrer, der ja selbst in der Praxis steht, kann dem Schüler das Gefühl der Erfüllung vermitteln, das man erlebt, wenn man in die Fußtapfen Christi Jesu tritt.
Thorneloe: Es war der sehnliche Wunsch unserer Führerin, daß alle Christlichen Wissenschafter zum Wohle anderer das praktizieren, was sie verstehen. Schließlich sind wir eine Bewegung von Ausübern, nicht von Patienten! Christus ist das Licht der Seele, die offenbar gewordene Kraft der Wahrheit. Daher können wir völlig sicher sein, daß es keine Macht gibt, die auf irgendeine Weise verhindern kann, daß das geistige Heilen in unserem Herzen erblüht.
Hebenstreit: Ich bin überzeugt, daß jeder, dem die unvergleichliche Gabe der Christlichen Wissenschaft verliehen wurde, auch imstande ist, sie anzuwenden und zu heilen. Die Heilarbeit ist durchaus nicht auf diejenigen beschränkt, die im Herold und im Christian Science Journal eingetragen sind. Die Anweisungen des Lehrbuchs richten sich an jeden einzelnen Menschen. Es ist die größte Freude aller, die das Wesen des Christentums so erfaßt haben, wie es die Christliche Wissenschaft definiert, daß sie es für sich selbst und andere anwenden und damit die Wirklichkeiten des Geistes und der Schöpfung des Geistes erschauen können.
Wozu gibt es die jährlichen Schülerversammlungen?
Thorneloe: Sie sind ein wichtiges Element in der weiteren geistigen Erziehung, die unsere Führerin für uns alle vorgesehen hat: Bibellektionen, Sonntagsschule, Klassenunterricht, Schülerversammlungen usw.
Hebenstreit: Die Schülerversammlungen sind Fortbildungsarbeit, ein weiterführender Unterrichtstag, ein Tag, an dem man unter dem Gesetz des unendlichen Fortschritts voranschreitet.
Thorneloe: Auf den Schülerversammlungen kann ein bestimmtes Thema tiefer erforscht werden. Sie bringen geistige Bereicherung in einer Atmosphäre herzlicher Einheit und des Gebets. Sie vertiefen unsere Hingabe an die Kirche unserer Führerin und an die Praxis. Eine Schülerin schrieb nach der Schülerversammlung einen Dankesbrief an ihren Lehrer und sagte, sie habe am Ende des Nachmittags nicht auf ihrem Stuhl sitzen bleiben können — sie habe einfach hinausgehen und das Gelernte in die Praxis umsetzen müssen.
Hebenstreit: Die Schülerversammlung ist nicht, wie sie manchmal genannt wird, ein „Auffrischungskurs“. Der Schüler kann sich selbst erund auffrischen. Die Schülerversammlung führt weiter, sie ist ein ständiger Marsch vorwärts. Schülerversammlungen sollen lehren, inspirieren, erheben, geistig erziehen und das Wachstum eines jeden Anwesenden fördern. Sie unterstützen unser Wachstum in der Liebe, wie wir sie in der Christlichen Wissenschaft kennengelernt haben; und diese Liebe überwindet alles, was sich ihr entgegenstellt.
Welche Verantwortung hat der Lehrer der Christlichen Wissenschaft seinen Schülern gegenüber?
Hebenstreit: Die Antwort finden wir im Kirchenhandbuch. Dort heißt es: „Ein Lehrer darf sich keine persönliche Kontrolle über seine Schüler anmaßen, noch darf er sie zu beherrschen suchen, aber er soll sich moralisch verpflichtet fühlen, ihren Fortschritt in dem Verständnis des göttlichen Prinzips zu fördern, und zwar nicht nur während der Zeit des Klassenunterrichts, sondern auch später, und er soll darüber wachen, daß sie eine gute Gesinnung an den Tag legen und ein praktisches Verständnis von der Christlichen Wissenschaft beweisen.“ Handb., Art. XXVI Abschn. 2. Die Richtlinie, daß ein Lehrer nicht versuchen darf, einen Schüler persönlich zu beherrschen oder Kontrolle über ihn auszuüben, ist für Lehrer wie Schüler sehr wichtig! Aber unsere Führerin sagt auch ausdrücklich, daß der Lehrer in dauernder, positiver Beziehung zu seinen Schülern steht, daß er ein offenes Ohr für ihre Anliegen hat und immer für sie da ist.
Thorneloe: So ist es. Mrs. Eddy erwartete, daß das Interesse des Lehrers an seinen Schülern nicht nach den zwölf Tagen des Unterrichts erlischt. Der Lehrer ist wie ein Hirte: Er zeigt liebevolles Interesse; er freut sich über das geistige Wachstum jedes einzelnen Schülers. Wenn wir uns ansehen, wie unsere Führerin unterrichtete, erkennen wir: Als Lehrerin der Christlichen Wissenschaft demonstrierte sie, daß das göttliche Gemüt der einzige Lehrer ist. Sie legte jedes suchende Herz in die Arme der göttlichen Liebe, doch gleichzeitig war sie unermüdlich in ihrer Fürsorge für ihre eigenen Schüler. Die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist einzigartig — wirklich etwas ganz Besonderes.