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Eine Kirche, die sich auf Offenbarung gründet

Aus der Oktober 1994-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Jesu Nachfolger anfingen, das Evangelium zu predigen, hatten sie keine Tempel. Sie versammelten sich in Häusern oder im Freien. Das zeigt, daß wir den wahren Begriff von Kirche, den Christus Jesus uns gegeben hat, überallhin mitnehmen können — eine Kirche nämlich, die sich auf Offenbarung gründet.

Seine Kirche, in der er die wunderbarsten Lehren des Christentums verkündete, wurde meist im Freien abgehalten — denken wir nur an die Bergpredigt. Diese Kirche hatte weder Mauern noch Vorhänge. In ihr sprach Jesus manchmal zu Tausenden. Er brauchte keinen elektronischen Verstärker, um gehört zu werden. Hier offenbarte sich der Christus dem menschlichen Bewußtsein und brachte der Welt den Balsam des Heilens.

Christus Jesus machte sehr klar, was seine Mission war, als er einmal seine Jünger fragte, für wen sie ihn hielten. Nachdem schon einige Antworten gekommen waren, sagte Simon Petrus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ Nach dieser richtigen Antwort sprach der Meister zu ihm: „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“  Mt 16:16, 18.

In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mrs. Eddy: „Bis dahin war der ungestüme Jünger nur bei seinem gewöhnlichen Namen genannt worden, Simon Bar-jona oder Sohn des Jona; nun aber gab ihm der Meister mit folgenden Worten einen neuen Namen:, Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen [die Bedeutung des griechischen Wortes petros oder Stein] will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle [des Hades, der Unterwelt oder des Grabes] sollen sie nicht überwältigen.‘ Mit anderen Worten, Jesus beabsichtigte nicht, seine Gemeinde auf den persönlichen Petrus als auf einen Sterblichen zu gründen, sondern auf die Gotteskraft, die Petri Bekenntnis des wahren Messias zugrunde lag.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 137.

Schon vorher hatten Johannes der Täufer und andere im Meister einen besonderen Boten Gottes erkannt. Petrus jedoch beendete mit seiner Aussage jede Spekulation darüber, ob Jesus ein politischer Befreier oder Messias sei. Die geistige Wahrheit, die Jesus lehrte, wurde zur Grundlage einer neuen Religion. Diese Religion sollte den Menschen zeigen, wie sie in dauerhafter Gemeinschaft mit Gott leben können — und zwar nicht durch Rituale oder Dogmen, sondern durch die Offenbarung des Messias oder Christus im menschlichen Bewußtsein. Diese Religion hilft uns, unsere geistige Identität als Söhne und Töchter Gottes zu verstehen.

Die Lehren unseres Meisters fordern von uns, daß wir die Annahme aufgeben, der Mensch sei materiell, und statt dessen die Geistigkeit des Menschen als grundlegende Tatsache akzeptieren. Sie verlangen, daß Vertrauen uns ganz auf Gott verlassen. Durch die volle Erkenntnis, daß Vertrauen auf das Göttliche die menschliche Erfahrung segnen und umwandeln kann, wurde zur Zeit Jesu eine Revolution in Gang gesetzt, die noch heute andauert.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich jedoch die Bedeutung des Wortes Gemeinde bzw. Kirche so gewandelt, daß wir heute unter Kirche meist nur eine Institution oder ein Gebäude verstehen, wo alte und neue Rituale zelebriert werden. Der Bezug zur Einheit von Gott und Mensch, die Jesus lehrte, ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Selbst die aktiven Kirchenmitglieder unter uns verbinden mit der Kirche oft eine menschliche Organisation oder eigene Ansichten und Tätigkeiten. So erkennen wir nicht immer den wahren Begriff, der uns inspirieren und stärken sollte. Durch Gebet — und manchmal unter Kämpfen und Tränen — können wir wieder Klarheit darüber gewinnen, was die wahre Kirche ist. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.

Vor vielen Jahren war ich Schatzmeister und Mitglied des Vorstands einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter. Meine Aufgabe war es, den jährlichen Finanzbericht zunächst dem Vorstand und danach auf der Jahresversammlung unserer Kirche den Mitgliedern vorzulegen. Dazu gehörte auch ein Bericht über den Bücherbestand in unserem Leseraum, der vom Bibliothekar durch eine Inventur ermittelt wurde. Am Tag der Inventur ging ich in den Leseraum, um bei der Arbeit dabei zu sein, die von mehreren Mitgliedern vorgenommen werden sollte. Aber die Zeit verging, und niemand kam. Also beschloß ich, mich selbst an die Arbeit zu machen.

Als nach Stunden immer noch keine Helfer erschienen waren, kamen mir viele negative, niedergeschlagene Gedanken. Ich schimpfte innerlich über den Mangel an Interesse bei den Mitgliedern und daß ihnen jeder Sinn für Zusammenarbeit abgehe. Ich fragte mich, warum ich anderer Leute Arbeit machte. Wen interessierte das schon? Wer würde überhaupt merken, wieviel Zeit und Kraft ich opferte? Was bedeuteten schon die vielen Stunden der Verwaltungsarbeit in den Augen der Mitglieder? Mich widerte „meine Kirchenarbeit“ geradezu an. Verschwendete ich nicht meine kostbare Zeit im Leseraum, anstatt mich um meine wichtige Berufsarbeit zu kümmern? In diesem Ton ging es weiter.

Doch dann geschah etwas. Das Mitglied, das im Verkaufsraum Dienst tat, kam mit einer Dame aus einer anderen Stadt herein. Diese Dame wollte Mrs. Eddys Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit kaufen. Sie berichtete von ihren Erfahrungen und von der entscheidenden Umwandlung, die die Christliche Wissenschaft in ihrem Leben bewirkt hatte. Und weil Wissenschaft und Gesundheit sie geheilt hatte, wollte sie jetzt das Buch für eine Freundin kaufen, die in großer Not war. Sie war sehr dankbar, als sie den Leseraum verließ.

Als ich dieser Frau zuhörte, die Wissenschaft und Gesundheit so sehr liebte, daß sie es einer Freundin schenken wollte, erkannte ich, das Gott mir eine Lektion darüber erteilte, was die Kirche wirklich ist.

„Es ist doch unglaublich“, dachte ich, „daß ich in einem Kirchengebäude bin doch so blind gegenüber der wahren Kirche sein kann, der Kirche, die sich auf die Offenbarung des Christus gründet. Wie konnte ich mich der geistigen Wirklichkeit so verschließen?“ Dann dankte ich Gott, weil Er mir die wahre geistige Grundlage der Kirchenarbeit offenbart hatte. Ich begriff nun auch besser, was Mrs. Eddy meinte, als sie in Wissenschaft und Gesundheit schrieb: „Jesus gründete seine Kirche und behauptete seine Mission auf der geistigen Grundlage des Christus-Heilens.“  Ebd., S. 136.

Ich dachte darüber nach, wie demütig jeder seine Arbeit tun muß. Und dann fing ich an, für alle Kirchenmitglieder dankbar zu sein. Es war eine heilige Stunde.

Diese Erfahrung lehrte mich etliches über die Kirche und darüber, wie wir uns immer ihrer geistigen Grundlage und ihres geistigen Ziels bewußt bleiben können. Vor allem erkannte ich, daß wir unser eigenes menschliches Ich nicht zu wichtig nehmen dürfen — das, was „wir“ tun und wie wir glauben, daß „die anderen“ sich verhalten sollten. Andere zu verurteilen hilft weder ihnen noch uns. Wir müssen sie lieben.

Wir erwecken unsere Kirche buchstäblich zum Leben, wenn wir bereit sind, demütig die Füße derer zu waschen, mit denen wir zusammenarbeiten. Durch eine solche geistige Entwicklung — und nicht durch Verlaß auf menschliche Willenskraft — können sowohl wir als auch unsere Kirche wachsen.

Wie oft verhüllen Sinnlichkeit, Furcht, übertriebener Ehrgeiz, Selbstmitleid, Entmutigung und Eigenwille mit ihrem Schleier des Irrtums die offene Tür der Offenbarung! Doch wir können uns wie kleine Kinder im Gebet an unseren Vater-Mutter Gott wenden, damit unsere Augen geöffnet und wir in einer geistigen Taufe gereinigt werden. Dann werden wir erkennen, wie diese Kirche Erlösung und Heilung bringt und warum sie keine Rituale braucht, sondern nur Mitgefühl und aufopfernde Liebe.

Wir können die Eigenschaften, die zur Kirche gehören, überall zum Ausdruck bringen — auf einem Berg oder in einem Tal, in einer einfachen Hütte oder einem großen Tempel, in der Wüste oder auf dem Meer. Wenn wir dies tun, demonstrieren wir die Universalität und den Triumph der Kirche, wo immer wir sind.

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