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Von der Vernunft zur Offenbarung

Aus der Oktober 1994-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vernunft Ist Ein bißchen wie eine Straße, die man in beiden Richtungen befahren kann. Je nach der Richtung, die man einschlägt, führt sie entweder zu Gott oder zum Irdischen. Im günstigsten Fall kann die Vernunft uns etwas lehren, die Kräfte mobilisieren, die in uns stecken, und uns Schritt für Schritt zum Geist hin leiten. Im schlimmsten Fall jedoch kann das Analysieren und Folgern vom menschlichen Standpunkt aus uns verwirren, uns der Inspiration berauben und in uns das Gefühl aufkommen lassen, als hätten wir Gott ganz und gar verloren.

Wie können Sie wissen, in welcher Richtung Sie auf der Straße der Vernunft unterwegs sind? Die mentalen Wegweiser am Wegesrand werden es Ihnen ganz unmißverständlich sagen. Hat die Vernunft Sie zu Gott hingeleitet und gründet sich diese Vernunft auf wahre Liebe zu Gott und allen Seinen Söhnen und Töchtern, dann werden Sie einfach ein gutes Gefühl haben, was die Richtung Ihres Lebens, Ihre berufliche Laufbahn und Ihre Beziehungen zu anderen Menschen betrifft. Sie werden den Christus immer klarer erkennen — den Einfluß der göttlichen Güte, die in jedem Menschen, dem Sie begegnen oder mit dem Sie ins Gespräch kommen, am Werk ist. Sie werden entdecken, daß Sie Ihr Leben so führen möchten, wie Jesus es tat: den Menschen helfen, sie heilen, in ihnen frohe Hoffnung wecken, indem Sie ihnen zeigen, daß sie die Kinder Gottes sind. Und Sie werden merken, daß Sie viel weniger Zeit damit verbringen, die Dinge nur auf einer rein intellektuellen Ebene zu ergründen, und mehr Zeit damit, auf Gott zu lauschen. Weniger Zeit mit dem bloßen Versuch, sich zu Gott hinzubewegen, und mehr Zeit damit, sich bewußt zu sein, daß Sie bereits bei Gott sind.

Irregeleitete Vernunft hingegen konzentriert sich meist mehr auf uns selbst als auf Gott. Sie gipfelt in Überlegungen, die allein auf dem Zeugnis der fünf Sinne beruhen, — in Willenskraft, die zu internen Machtkämpfen und Elitedenken führt. Ihre komplizierte, auf die Materie gegründete Logik ist das absolute Gegenteil von Inspiration und Offenbarung. Darum widersetzt sich diese Art des logischen Denkens dem Christus, wie es auch schon zu Jesu Zeit der Fall war.

Die Schriftgelehrten, die Pharisäer und manchmal sogar die Jünger Jesu, die sein ganzes Vertrauen besaßen, argumentierten gegen die furchtlose Geistigkeit dessen, was der Meister verkündete. Aber intuitiv „erkannte [er] in seinem Geist, daß sie so bei sich selbst dachten“, und rüttelte ihr materielles Denken auf — manchmal durch Zurechtweisung, manchmal durch Heilung. So fragte Jesus zum Beispiel einmal die Schriftgelehrten und Pharisäer, die ihn kritisierten, weil er einem Gelähmten seine Sünde vergeben hatte: „Was denkt ihr solches in euren Herzen?“ Und dann heilte er den Kranken augenblicklich. Siehe Mk 2:3–12.

Noch immer stellt sich rein vernunftbestimmtes, materielles Denken dem Christus entgegen. Mary Baker Eddy schreibt: „...ich sehe, daß der Wille oder die sinnliche Vernunft des menschlichen Gemüts dem göttlichen Gemüt, wie es durch die göttliche Wissenschaft zum Ausdruck kommt, widerstreitet.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 111.

Manchmal aber begab sich Christus Jesus auch auf die Ebene menschlicher Vernunft, auf der seine Zuhörer standen, und erhob die Menschen zur Offenbarung. Als er gerade zwölf war, „verwunderten“ sich die hochangesehenen Rabbiner im Tempel über seinen geistigen Scharfsinn, mit dem er sie in Frage und Antwort erstaunlich schnell und direkt an die Quelle allen wahren Intellekts heranführte. Siehe Lk 2:42–49.

Durch geistigen Scharfsinn gewann auch Paulus widerstrebende Herzen. Wie in der Apostelgeschichte berichtet wird, lehrte er „in der Synagoge an allen Sabbaten und überzeugte Juden und Griechen.“ Apg 18:4.

Aber die menschliche Vernunft hat ihre Grenzen, auch wenn sie edelste Ziele erstrebt. Sie kann uns nur bis zu einem gewisssen Grade zum Verständnis unseres Einsseins mit Gott führen. Letztlich muß Offenbarung die Verstandeskraft mit der reinen Wahrheit des Seins durchdringen. Mrs. Eddy zeigt uns sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen der Vernunft, wenn sie in Wissenschaft und Gesundheit schreibt: „Wenn die Vernunft richtig geleitet wird, dient sie dazu, die Irrtümer des körperlichen Sinnes zu berichtigen; doch werden Sünde, Krankheit und Tod wirklich scheinen (geradeso wie die Erfahrungen des Traums im Schlafe wirklich scheinen), bis die Wissenschaft von der ewigen Harmonie des Menschen die Illusion von Sünde, Krankheit und Tod durch die unverletzte Wirklichkeit des wissenschaftlichen Seins zerstört.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 494.

Vor ein paar Jahren spürte ich eines Abends ganz akut die Grenzen meiner Verstandeskraft. Ich lehrte an einer großen staatlichen Universität im Süden Floridas. Seit Wochen schon hatte es zwischen der Verwaltung und den Hochschullehrern intensive Verhandlungen über neue Gehalts- und Sozialleistungsverträge gegeben, und ich hatte als Redakteurin des Mitteilungsblattes für Universitätslehrer versprochen, die angestrebte Vereinbarung in einem Artikel für die nächste Ausgabe zu erläutern.

Das Schlimme war nur, daß mir der interne Bericht über die Verhandlungen, den ich als Information bekommen hatte, völlig unverständlich war. Er war ein einziges Durcheinander von Tabellen, graphischen Darstellungen und Fachausdrücken. Ich hatte ein Mitglied des Verhandlungsteams gebeten, diesen Artikel zu schreiben, aber er sagte in letzter Minute ab mit der Begründung, er sei selbst nicht sicher, ob er den Bericht richtig verstanden habe.

So saß ich denn am Tag vor Redaktionsschluß gegen Mitternacht am Schreibtisch, studierte die Seiten des Berichts zum x-ten Mal und war ziemlich verzweifelt. Alles, was ich noch denken konnte, war, daß ich ganz schlicht und einfach zu dumm sei.

Doch dann erinnerte ich mich plötzlich an Gott, an die unendliche, alles-begreifende Intelligenz, die das gesamte Universum regiert. Mit dieser Inspiration kam die Erkenntnis, daß das göttliche Gemüt der grenzenlose Ursprung aller Intelligenz ist, also ganz sicher auch meiner Intelligenz. Meine eigenen Verstandeskräfte hatten mich offensichtlich im Stich gelassen, aber das göttliche Gemüt würde das niemals tun.

Still dachte ich ein paar Minuten lang über diese Tatsache nach. Dann ging ich wieder an den Bericht und stellte fest, daß ich bei nochmaliger Durchsicht einiger Tabellen einen Schimmer ihrer Bedeutung erfaßte. So schrieb ich eine Einleitung und erklärte diesen ersten Punkt. Danach ging ich zu Bett und war sicher, daß das Gemüt, das mir diesen Geistesblitz gesandt hatte, auch alles andere offenbaren würde, was ich für meinen Artikel noch brauchte.

Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit fuhr, kamen mir noch einige grundsätzliche Gedanken zu dem Bericht in den Sinn. Und die schrieb ich dann nieder, sobald ich im Büro angekommen war. Alles zusammen ergab nun einen annehmbaren Artikel — und das rechtzeitig vor dem Abgabetermin.

Am späten Nachmittag, als das Mitteilungsblatt (mit meinem Artikel darin) in der Universität verteilt worden war, bekam ich am laufenden Band Anrufe von Mitgliedern des Lehrkörpers, von Verwaltungsbeamten und sogar von Mitgliedern des Verhandlungsteams, die mir sagten, wie froh sie seien, daß endlich jemand die Vereinbarungen so einfach erklärt hatte, daß man sie begreifen konnte. Ein Verwaltungsbeamter sagte: „Nie hätte ich gedacht, daß ein Mitglied des Lehrkörpers derartig fair und objektiv über Gehaltsfragen schreiben könnte.“ Glauben Sie mir: ich auch nicht!

Ich hatte in der Nacht zuvor nur ein paar Augenblicke gebraucht, um mich von der sinnlosen Quälerei meines Verstands der göttlichen Offenbarung zuzuwenden. Und die Ergebnisse waren überraschend und unvergeßlich. Ich konnte in gewisser Weise nachempfinden, was Mrs. Eddy empfunden haben mochte, als sie folgende Worte über ihre Entdeckung der Christlichen Wissenschaft niederschrieb: „Die Heilige Schrift wurde mir erleuchtet; Vernunft und Offenbarung wurden versöhnt, und späterhin wurde die Wahrheit der Christlichen Wissenschaft demonstriert.“ Ebd., S. 110.

Auch Sie werden dann und wann entdecken, daß sie auf der Straße der Vernunft in der falschen Richtung unterwegs sind. Wenn das passiert, dann machen Sie ohne Scheu eine Kehrtwendung um 180 Grad. Haben Sie keine Angst, sich geradewegs in Richtung Gott auf den Weg zu machen! Und wundern Sie sich nicht, wenn der Weg sofort sehr viel ebener und die Gesellschaft besser wird. Und natürlich gibt es nichts Besseres als Ihre neue Fahrtrichtung — den Weg der Offenbarung!

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