Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die Menge speisen — zu Hause

Aus der April 1994-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Lila Von der Schulbushaltestelle nach Hause lief, wirbelte sie mit ihren Füßen die Blätter auf, die sich am Rande der schmalen Straße angehäuft hatten. Sie war so aufgeregt. Es war nur noch eine Woche bis Thanksgiving (einem amerikanischen Feiertag). In der Schule hatte Frau Fenstermacher sie alle angeregt, bei einer Thanksgiving-Hilfsaktion mitzumachen. Jeder, der etwas geben konnte, sollte ein Lebensmittelpaket von daheim mitbringen. Und alles, was so zusammenkäme, wollten sie einer Familie in ihrem Ort bringen.

Nachdem Frau Fenstermacher das alles erklärt hatte, las sie eine Geschichte über die Pilgerväter vor, die ersten Siedler, die sich an der Nordostküste der heutigen Vereinigten Staaten niedergelassen hatten. Sie waren auf den strengen Winter in Massachusetts nicht vorbereitet, aber die Indianer brachten ihnen Mais und anderes Gemüse, so daß sie etwas zu essen hatten. Frau Fenstermacher sagte, sie sollten sich vorstellen, sie seien die Indianer, die einer Familie der Pilgerväter in ihrer Stadt etwas zu essen bringen.

Lila malte sich gern etwas aus. Sie ließ ihre Gedanken oft wandern, besonders seit ihr Papa im letzten Sommer gestorben war. Sie stellte sich sogar manchmal vor, daß er abends wieder von der Arbeit nach Hause käme oder daß er nach der Sonntagsschule vor der Tür auf sie wartete. Das tröstete sie immer ein bißchen — wenigstens für kurze Zeit. Sie hatte zwar sieben Geschwister, aber trotzdem kam es ihr jetzt zu Hause oft schrecklich still vor.

Doch als sie heute heimrannte, war sie glücklich. Thanksgiving war immer eine Zeit, in der zu Hause viel gelacht wurde. Als sie in die Küche kam, waren Wayde und Ricky schon dabei, ihrer Mama von der Hilfsaktion zu erzählen. Und gerade kam auch Susan, Lilas ältere Schwester, von der Oberschule nach Hause. Als sie hörte, worüber sie sprachen, schickte sie Lila, Ricky und Wayde zum Spielen ins Nebenzimmer — sie müßte etwas mit Mama besprechen.

Lila ging zwar ins Eßzimmer, aber sie horchte. Susan fragte ihre Mutter, was sie nun tun wolle. Sie wußte, daß im Küchenschrank nur noch ein paar Dosen und Gläser mit Lebensmitteln standen — und die Zahlungen der Sozialhilfe würden erst in sechs Wochen beginnen. Susans Stimme klang ärgerlich. Doch ihre Mutter hörte sich überhaupt nicht ärgerlich an. Susan sagte: „Du solltest dich lieber darum kümmern, daß deine eigenen Kinder satt werden, bevor du daran denkst, anderen armen Leuten in der Nachbarschaft zu helfen. Wenn du den Kleinen die Dosen im Schrank mitgibst, dann haben wir absolut nichts mehr für unser eigenes Thanksgiving.” Susan polterte aus dem Zimmer, und Lila wußte genau, daß Mama jetzt ihre Bibel aus dem Küchenregal nahm und darin zu lesen anfing.

Später an diesem Abend sprach Mama mit den Kindern darüber, wie Christus Jesus die Menge mit nur fünf Broten und zwei Fischen gespeist hatte. Siehe Mt 14:15–21. Zuerst hatte er seine Jünger gefragt, was sie zu essen dabei hätten; dann segnete er, was da war, und gab es den Jüngern zurück, damit sie es den Leuten austeilten. Mama glaubte, Jesus wußte, daß es für die Jünger wichtig war, etwas geben zu können. Und sie glaubte, daß es auch für Lila, Ricky und Wayde wichtig war, eine Gelegenheit zum Geben zu haben. Jesus hatte sich keine Sorgen darüber gemacht, daß die Jünger hungrig bleiben könnten, weil er ja auf Gottes Fürsorge vertraute. Also brauchte sich die Mutter auch keine Sorgen um ihre Kinder zu machen.

Lila wußte, daß Susan immer noch Angst hatte, doch Lila freute sich riesig, als sie erfuhr, daß auch sie — genau wie alle anderen Kinder — etwas geben durfte. Und auch auf der Glückwunschkarte für die Familie durfte sie mit unterschreiben.

Als es soweit war, half die Mutter jedem der Kinder, ein Lebensmittelpaket für die Hilfsaktion zusammenzupacken. In der Schule war Lila stolz, daß sie auch etwas in den Geschenkkorb legen konnte. Ob es den Jüngern wohl auch so viel Freude gemacht hatte, von ihrem Essen abzugeben?

Am Abend vor Thanksgiving holte die Mutter alle in die Küche und ließ sie sich um den großen runden Tisch setzen. Susan und Nancy begannen zu maulen. Sie fanden das Ganze überhaupt nicht lustig. Sie wollten Kuchen backen, Truthahnfülle und Preiselbeersauce machen und Lieder singen, so wie sie es immer getan hatten, als ihr Vater noch bei ihnen war. Aber Mutter schaute die beiden mit einem solchen Blick an, daß sie sich still hinsetzten.

Mutter nahm ihre Bibel und das Buch Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy aus dem Küchenregal. Sie sagte, daß sie sich in diesem Jahr ein bißchen anders als sonst auf Thanksgiving vorbereiten würden.

Dann schlug sie im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft die Danksagungslektion auf. Sie ließ die Kinder abwechselnd aus den Büchern lesen (bis auf die Zwillinge, die erst eineinhalb Jahre alt waren). Sogar Lila mußte ein paar Sätze aus der Bibel lesen, und Linda half ihr. Nach der Lektion sagte die Mutter, jedes der Kinder sollte sich etwas überlegen, wofür es dankbar war.

Ricky sagte, er sei dankbar für sein Fahrrad. Doch die Mutter sagte, sie sollten versuchen, an etwas zu denken, was sie nicht sehen oder anfassen könnten. Lila dachte lange nach. Sie erinnerte sich, daß sie das Gebet des Herrn, das Vaterunser, gelernt hatte und es ihrer Sonntagsschullehrerin aufsagen wollte. Sie sagte, sie wäre sehr dankbar für das Gebet.

Das sei etwas, wofür sie alle dankbar sein könnten, sagte die Mutter. „Jetzt sagen wir gemeinsam das Gebet des Herrn.” So faßten sich denn Lila, ihre Brüder und Schwestern und ihre Mutter rings um den Tisch an den Händen und begannen das Gebet zu sprechen:

„Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.. .” Siehe Mt 6:9–13.

Genau in dem Moment, als sie an die Stelle mit dem täglichen Brot gekommen waren, klingelte es an der Tür. Ehe die Mutter auch nur aufstehen konnte, waren die Kinder schon aus der Küche und rannten den langen Flur hinunter zur Eingangstür. Nancy erreichte die Tür als erste, und als sie aufmachte, standen mindestens zwanzig Eltern, Kinder und Lehrer von der Grundschule davor — auch Frau Fenstermacher. Lila war völlig baff. Alle waren mit Schachteln und Paketen beladen, in denen Lebensmittel waren. Und da war auch die Karte, die Lila, Ricky und Wayde mit unterschrieben hatten. Mamas Gesicht strahlte vor Freude, und sie hatte Tränen in den Augen. Natürlich bat sie alle herein.

Als Mutter später Milch aufsetzte, um Kakao zu kochen (denn auch der war unter den Geschenken gewesen), rief sie Susan zu sich. Lila ging auch mit, weil sie nachsehen wollte, ob Marshmallows in den Paketen waren. Die Mama bat Susan, Wissenschaft und Gesundheit zu holen und an der Stelle, wo sie ein Stück Papier als Buchzeichen eingelegt hatte, den angestrichenen Abschnitt zu lesen. Susan las laut: „Geben im Dienst unseres Schöpfers macht uns nicht arm, ebensowenig bereichert uns Zurückhalten.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 79. Mama erklärte, sie sei davon überzeugt, daß sie Gott am besten dienen kann, wenn sie Seiner unendlichen Fürsorge vertraut — nicht nur für ihre eigene Familie, sondern für alle Familien. Susan fiel Mama um den Hals, und dann half sie Lila, die Marshmallows zu finden, die sie in die heiße Schokolade tun wollten.

Mama hatte ja so recht! Und die Lebensmittel, die die Familie an diesem Abend vor Thanksgiving bekam, reichten, bis sechs Wochen später die Zahlungen der Sozialhilfe begannen.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / April 1994

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.