Mit dem Beginn der Renaissance im 15. Jahrhundert und dem Wiederaufleben des allgemeinen Interesses an der griechischen Sprache begannen Gelehrte und Kirchenführer die Glaubwürdigkeit der Apokryphen erneut in Frage zu stellen. Besonders geschah das nach dem Fall von Konstantinopel, als die besten griechischen Gelehrten nach Westeuropa flohen und ihre alten Bibelmanuskripte mitbrachten. Das Bekanntwerden dieser Texte regte zu neuen, genaueren Bibelübersetzungen in die Landessprachen an, und das führte zwangsläufig auch zu einer erneuten kritischen Beschäftigung mit den Apokryphen.
Der Reformator Martin Luther vollendete im Jahre 1534 seine Übersetzung der gesamten Bibel — einschließlich der Apokryphen — in die deutsche Sprache. Allerdings stieß er die führenden Kirchenmänner vor den Kopf, als er in seinem Vorwort dazu erklärte, die apokryphen Bücher seien „der Heiligen Schrift nicht gleich gehalten, und doch nützlich und gut zu lesen“. Als in weiteren Bibelausgaben von protestantischer Seite nach dem Beispiel Luthers die Apokryphen vom übrigen Bibeltext abgesondert wurden, reagierte die römisch-katholische Kirche auf dem Konzil von Trient 1546 mit der harten Bestimmung, daß jeder, der die Bibel ohne die Apokryphen veröffentlichte, mit dem Kirchenbann belegt werden sollte.
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