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Frieden verbreiten

Aus der Mai 1994-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Reihe Grosser, brauner Augen musterte uns neugierig, als wir die Stalltür öffneten. Mit ihren langen rosa Zungen leckten die Kälber sich ihre Mäuler und angelten sich hier und da einige Halme aus den Heuhaufen, die die Stallgasse bedeckten. Zuoberst auf einem Heuhaufen thronte die kleine Katze und schlief.

Wir begrüßten die Kühe, die uns, gelegentlich muhend, zur Kenntnis nahmen. Die gemächlichen Bewegungen ihrer behäbigen Leiber strahlten Gelassenheit aus, und überhaupt schien alles von Ruhe geprägt.

Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß von den Tieren eine gewisse Weisheit ausging. Hiob muß es ähnlich empfunden haben, als er seinen Ratgebern den Ratschlag gab: „Frage doch das Vieh, das wird dich’s lehren, und die Vögel unter dem Himmel, die werden dir’s sagen, oder die Sträucher der Erde, die werden dich’s lehren, und die Fische im Meer werden dir’s erzählen. Wer erkennte nicht an dem allen, daß des Herrn Hand das gemacht hat, daß in seiner Hand ist die Seele von allem, was lebt, und der Lebensodem aller Menschen?“ Hiob 12:7–10.

Meinte Hiob damit nicht, daß wir in der Natur — wenn wir sie richtig deuten — etwas über den Schöpfer und seine Schöpfung erfahren können? Das Miteinander von Mensch und Tier, die natürliche Produktivität, Gelassenheit, Geborgenheit und Friedlichkeit, die in dem Stall, den wir besuchten, herrschten, ließen einiges von der Harmonie des Lebens spürbar werden, die dem Gemüt, unserem Schöpfer, entspringt. Dieses schöpferische Gemüt, Gott, ist die Quelle aller harmonischen Tätigkeit. In Wissenschaft und Gesundheit beschreibt Mary Baker Eddy dies sehr anschaulich. Sie sagt: „Gott gestaltet alle Dinge nach Seinem Gleichnis. Leben spiegelt sich in Dasein wider, Wahrheit in Wahrhaftigkeit, Gott in Güte, die ihren eigenen Frieden und ihre eigene Fortdauer mitteilen.“ Weiterhin wird beschrieben, wie sich Gott als Liebe in Sanftmut und Schönheit ausdrückt, und dann heißt es: „Der zu Gottes Gleichnis geschaffene Mensch besitzt Gottes Herrschaft über die ganze Erde und spiegelt sie wider.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 516.

Wie können wir den Frieden und die Fortdauer des Guten erleben, das Gott uns mitteilt? Oft genug begegnet man doch Unfrieden, Unehrlichkeit und Schlechtigkeit, ja einem dauernden Gegeneinander, anstatt einem großen Miteinander. „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch” Joh 14:27., sagte Christus Jesus in bezug auf den Frieden Christi, die wahre Idee Gottes. Ein anderes Mal sprach er von dem Himmelreich, in dem gewiß Frieden herrscht, als inwendig in uns. Lukas gibt es folgendermaßen wieder: „Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man’s beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! oder: Da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Lk 17:20, 21 [Fußnote].

Daraus können wir schließen, daß der Frieden in unseren innersten Gedanken sein muß, bevor er sich äußerlich verwirklicht. Wir müssen selbst für den Frieden bereit sein, um ihn zu erleben. All die Eigenschaften und Gedankeninhalte, die dem inneren Frieden dienen und die man hegen soll, beschrieb Jesus in der Bergpredigt. Dann sagte er dort noch etwas, was für die Erfahrung des Friedens so grundlegend wichtig ist. Gleich zu Beginn des Gebets des Herrn spricht er von „unserem“ Vater, also dem Schöpfer von uns allen. Als Kinder eines Vaters und Schöpfers drücken die Menschen die unendliche Vielfalt dieses unendlichen Gemüts und zugleich auch seine Einheit aus. Das ist möglich, weil es nur einen Gott gibt, nur ein schöpferisches Gemüt, das sich als Mensch kundtut. Deshalb ist es möglich, daß alle Kinder oder Ideen Gottes ohne jegliche Rivalität, Reibung oder Feindseligkeit zusammenleben. Der Frieden, der ganz natürlich mit dieser geistigen Einheit verbunden ist, schließt ein lebendiges Zusammenspiel all der vielfältigen Individualitäten in sich, die zusammen die ganze Schöpfung ausmachen.

Von dieser Einheit der Schöpfung zu wissen und das Denken und Tun davon regieren zu lassen — dies bestimmt wesentlich das Maß an Frieden, das man erlebt. Wissenschaft und Gesundheit erklärt eingehend, daß die Christliche Wissenschaft uns die Augen öffnet, damit wir die harmonische Schöpfung sehen, die Ausdruck des einen Gottes oder Gemüts ist. Unter anderem heißt es dort: „Die Wissenschaft enthüllt, daß es nur ein Gemüt gibt, und dieses eine leuchtet durch sein eigenes Licht und regiert das Universum, einschließlich des Menschen, in vollkommener Harmonie.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 510.

Bei jeglicher Art von Unfrieden gilt es, unser Denken und unsere Motive erfüllt zu halten von dem Licht und Frieden, die von Gott kommen. Die grundlegende Tatsache ist, daß es nur ein Gemüt gibt, nicht zwei oder viele, die einander widerstreiten. Man muß bewußt und wachsam an dieser Wahrheit der Schöpfung festhalten und entsprechend handeln — dann wird man Einmütigkeit und Frieden erfahren.

Mir ging es so am Tag nach dem Stallbesuch. Ich stand in einer drängelnden Menge von Skifahrern, um wie alle anderen auch möglichst bald mit der Seilbahn in die verschneite Bergwelt zu gelangen. Als wir da wie eingepferchte Herdentiere warteten, machten Ungeduld, Rücksichtslosigkeit und Aggression die Situation sehr unangenehm. Da diese falschen Eigenschaften nicht dem einen Gemüt entsprangen, konnte ich sie als ein ungültiges Zerrbild der wirklichen, geistigen Schöpfung Gottes von mir weisen. Der Stall mit seinem Frieden, der mich am Vorabend so beeindruckt hatte, kam mir wieder in den Sinn. Beim Beten begriff ich, daß die Sanftmut und geduldige Bedachtsamkeit, die ich im Stall beobachtet hatte, Eigenschaften des einen Gemüts waren und daß sie nicht auf einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Zeit beschränkt waren. Ihr Erleben hing von der Bewußtwerdung der steten Gegenwart des liebevollen Vater-Gemüts ab. Ich versuchte von ganzem Herzen, mich auf diese geistige Tatsache auszurichten. Dieses Gebet war mehr als eine sehnsuchtsvolle Erinnerung an etwas Vergangenes. Vielmehr beanspruchte ich diesen Frieden jetzt als gegenwärtigen Ausdruck eines intelligenten Schöpfers. Bis wir die Seilbahn erreicht hatten, gab mir diese innere Wachsamkeit genügend Beschäftigung, und ich nahm sie mir auch für alle weiteren Wartezeiten vor.

Am nächsten Tag betete ich weiter. Die Warteschlange war noch länger, aber es wurde kaum noch gedrängelt. An den folgenden Tagen war die ganze Stimmung entspannter und freundlicher. Am Ende der Woche brachte die Lokalzeitung einen Leitartikel, der praktische Verbesserungsvorschläge zur Lösung des Massenandrangs enthielt. Ich spürte, daß das eine intelligente Gemüt in einem gewissen Grade kundgeworden war. Wir hatten mehr von der eigentlichen Natur des Menschen erlebt, die von Rücksicht und Friedlichkeit geprägt ist.

Immer dann, wenn wir unseren Blick von der menschlichen und oft chaotischen Situation, in der wir uns befinden, abwenden und uns die göttlichen Eigenschaften vergegenwärtigen, empfinden wir innere Freude, Freiheit und inneren Frieden. Auch wenn sich unsere Erkenntnis des einzigen schöpferischen Gemüts zuerst nur schwach und wenig wirksam ausnehmen mag angesichts überwältigender äußerer Eindrücke, so braucht uns das nicht zu entmutigen. Schon ein einziger klar erkannter Gedanke der göttlichen Wahrheit wird sich durchsetzen, denn er hat die gesamte Macht Gottes hinter sich.

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