Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die umwandelnde Macht der Heiligen Schrift

Diese illustrierte Bibelserie im Herold schildert die dramatische Entwicklung der heiligen Schriften in der Welt über Jahrtausende hinweg. Im Mittelpunkt stehen die großen Reformer, die die Bibel geschrieben und übersetzt haben. Viele von ihnen opferten ihr Leben, um die Bibel und ihren umwandelnden Einfluß allen Menschen zugänglich zu machen. Die Serie erscheint monatlich.

Die Bibel kommt wieder ans Licht

Aus der Januar 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im England des 14. Jahrhunderts zeigte sich sehr klar, daß es unmöglich ist, die Botschaft der Bibel zu unterdrücken. Gegen Ende jenes Jahrhunderts wurde statt Französisch wieder Englisch zur Sprache der oberen Bevölkerungsschichten, und Teile der Bibel wurden ins Englische übersetzt.

Aber zur selben Zeit war es den breiten Massen noch immer verboten, eine Bibel zu besitzen; zudem konnten nur sehr wenige Menschen lesen. Einige Gelehrte und Kleriker begannen jedoch, kirchliche Doktrinen und Gepflogenheiten zu kritisieren, denn sie waren der Ansicht, daß die Kirche sich von der eigentlichen Botschaft der Bibel mehr und mehr entfernte.

Einer der großen Reformatoren jener Zeit war John Wycliffe (oder Wyclif). Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er an der Universität Oxford. Er engagierte sich leidenschaftlich bei den Konflikten zwischen Kirche und Staat, in denen es um die Privilegien der Kirche und die Abgrenzung der beiderseitigen Machtbefugnisse ging. Für die kirchliche Hierarchie war Wycliffe ein sehr unbequemer Kontrahent. Als sich der Streit zuspitzte, berief er sich kühn auf die Autorität der Heiligen Schrift als höchste Instanz. Das führte ihn zu dem Plan, die Bibel zu übersetzen und eine Gruppe von Predigern um sich zu scharen, die den Menschen die biblische Botschaft unmittelbar verkünden sollten. Im Jahre 1381 verließ er Oxford und kehrte in seine Pfarrei Lutterworth in Leicestershire zurück. Hier begann die Übersetzungsarbeit.

Es ist nicht bekannt, wer der tatsächliche Übersetzer war, ob Wycliffe selbst oder einer seiner Assistenten, etwa Nicholas von Hereford oder John Purvey. Aber Wycliffes schriftliche Predigten enthielten eine Fülle von Zitaten aus den Evangelien, die dem Text der später veröffentlichten Bibel sehr ähnelten. Es gab zwei Ausgaben der Wycliffe-Bibel: die erste erschien 1382, die zweite erst einige Zeit nach seinem Tode — zwischen 1388 und 1395.

Wycliffe war eine beliebte und bekannte Persönlichkeit, aber die Kirche stand seiner Arbeit äußerst feindselig gegenüber. Einige Jahre nach Wycliffes Tod schrieb Erzbischof Arundel an den damaligen Papst Johannes XXIII.: „Dieser verderbliche, erbärmliche John Wyclif, verflucht sei sein Angedenken! Dieser Sohn der alten Schlange. .. versuchte mit allen Mitteln, den Glauben und die geheiligten Lehren der Heiligen Kirche anzugreifen und plante — um das Maß seiner Bosheit voll zu machen — zu diesem Zweck eine neue Übersetzung der Heiligen Schrift in die Muttersprache" (The Cambridge History of the Bible, Bd. 2, Hrsg. G. W. H. Lampe [Cambridge University Press, 1980], S. 387).

Handschriftliche Exemplare dieser Bibel waren in ganz England verbreiter. Im Jahre 1408 wurde die englische Übersetzung der Bibel verboten, und mehr als hundert Jahre lang geschah auf diesem Gebiet nichts weiter.


Wycliffes Ideen schlugen aber feste Wurzeln in Prag und im Wirken des Jan Hus. Der Gedanke der Vorrangstellung der biblischen Autorität, den Wycliffe vertrat, fand hier bereitwillig Aufnahme in einer Zeit, in der die Kirche von einem nie dagewesenen Konflikt erschüttert wurde: Es gab zwei rivalisierende Päpste, und das führte zu Parteienbildung und offener Kritik an den Mißständen innerhalb des Klerus. Hus bewunderte Wycliffe sehr, wenngleich er nicht allen seinen Lehren zustimmte. Doch begann er, in der Bethlehemskapelle in Prag regelmäßig auf Tschechisch zu predigen statt auf Lateinisch. Seine aufrüttelnden Predigten, die die Unmoral der Geistlichen anprangerten, fanden im Volk ein starkes Echo, brachten ihm aber auch die bittere Feindschaft seiner Amtsbrüder ein. Die enge Verbindung mit Wycliffes Lehren führte schließlich zur Exkommunikation und zum Tod des tschechischen Reformators. 1415 wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Hus wird heute als das bedeutendste Bindeglied angesehen zwischen dem Werk Wycliffes und dem Luthers, der ein Jahrhundert später lebte.

Die Redakteurin Mary Trammell ist Bibelgelebrte, und der Redakteur für besondere Aufgaben William Dawley war als Journalist tätig.

Für die Christlichen Wissenschafter ist Wycliffes Werk von besonderer Bedeutung. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für 1902 schrieb Mary Baker Eddy:

„Sechs Wochen wartete ich darauf, daß Gott mir einen Namen für das Buch, das ich geschrieben hatte, eingeben würde. Der Titel, Wissenschaft und Gesundheit' kam mir in der Stille der Nacht, als die beständigen Sterne über der Welt Wache hielten — als der Schlummer geflohen war —, und ich erhob mich und zeichnete die geheiligte Eingebung auf.. .. Für mich war es das, stille, sanfte Sausen', wie es zu Elia nach dem Erdbeben und dem Feuer kam. Sechs Monate später brachte mir Fräulein Dorcas Rawson aus Lynn Wyclifs Übersetzung des Neuen Testaments und wies auf jenen gleichlautenden Ausdruck, Wissenschaft und Gesundheit' hin, der in der autorisierten Bibelübersetzung mit, Erkenntnis des Heils' wiedergegeben ist. Dies war das erstemal, daß ich von Wyclifs Verwendung jener Wortkombination oder ihrer Wiedergabe erfuhr" (S. 15).

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1995

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.