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Wie wir neuen Sinn in unserer Arbeit finden

Aus der Januar 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie Oft Wir auch schon einen Sonnenaufgang beobachtet haben — dieses Geschehen erfüllt uns jedesmal wieder mit Ehrfurcht. Der rote Ball erhebt sich am Horizont zu einem neuen Anfang. Bei diesem prachtvollen Anblick schwindet völlig — jedenfalls für kurze Zeit — Gedanke, daß wieder der gleiche altgewohnte Tag vor uns liegt.

Geistige Inspiration kommt oft wie die Morgendämmerung. Aber während das intensive Gefühl des Neuen, mit dem die ersten Sonnenstrahlen des Tages einen vertrauten Raum oder eine bekannte Landschaft erfüllen, schnell wieder verfliegt, bleibt die geistige Inspiration bestehen. Sie erweitert und läutert unser Verständnis vom Menschen und vom Dasein, weckt viel Gutes in unserem Bewußtsein und läßt uns besser erkennen, was wirklich ist und wer wir tatsächlich sind.

Kürzlich dachte ich über meinen Beruf nach und fragte mich, warum ich denn überhaupt arbeite. Und da „erwachte" auch ich zu einer solchen geistigen Morgendämmerung.

Der Beruf spielt in der heutigen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Was wir tun, für wen wir arbeiten, wieviel wir verdienen, welche gesellschaftliche Stellung und welches Prestige mit unserem Beruf verbunden sind — das alles kann mit der Zeit das Bild prägen, das wir von uns und unserer Aufgabe im Leben haben. Aber dann wechseln wir vielleicht den Arbeitsplatz oder bekommen einen neuen Chef, und schon können wir das Gefühl haben, als sei etwas verlorengegangen oder als habe sich unwiderruflich etwas verändert — und nicht unbedingt zum Besseren! Und kommt der Wechsel zu schnell oder ist er zu gravierend, kann es zu Verwirrung führen oder zu Unklarheit darüber, welche Rolle wir am Arbeitsplatz innehaben — und sogar, wer wir sind.

Ich sollte einen neuen Arbeitsbereich übertragen bekommen. Ja, es wurde davon gesprochen, daß ich in eine weit entfernte und mir gänzlich unbekannte Stadt versetzt werden sollte. Eigentlich hatte ich gegen beides nichts einzuwenden, aber einige Bedenken ließen mir keine Ruhe. Sie hörten sich etwa so an: Wieder einmal würde ich mich „beweisen" müssen — vor neuen Vorgesetzten und anderen Geschäftsleuten außerhalb der Organisation. Und ich hörte schon den Kommentar von Familienmitgliedern und Freunden: „Was, du ziehst schon wieder um?"

Ich war in meinem Leben öfters umgezogen. Und dreimal hatte ich kurzfristig einen anderen Beruf ergriffen — ich fragte mich, ob andere überhaupt noch mitkamen und wußten, wer ich sei. Ich bezweifelte, daß die anderen zu schätzen wußten, was ich in meinem Leben geleistet hatte. Und nun sollte ich wieder einmal meinen Platz im Beruf behaupten.

Zunächst war es nur ein ungutes Gefühl über die Versetzung gewesen, aber meine Bedenken wurden bald so stark, daß ich an der Weisheit der Entscheidung zu zweifeln begann, die meine Vorgesetzten über mich getroffen hatten. In mir breitete sich eine tiefe Müdigkeit aus, das Gefühl, diesmal würde ich den neuen Wechsel mental nicht verkraften. Mir schien der Sinn und Zweck meiner Arbeit, wie ich ihn bisher gekannt hatte, in meinem Leben am Untergehen zu sein — wie die Sonne am Ende eines Tages. In dem, was ich als geistiges Zwielicht betrachtete, dachte ich halbherzig daran, daß ich ja „den guten Kampf kämpfen" sollte. Früher hatte ich eine neue Stellung immer als ein Abenteuer angesehen und mich darauf gefreut, doch nun fand ich mich einfach nur mit den Veränderungen ab — ich nahm nicht mit aktivem Interesse daran teil.

Doch dann las ich in der Bibel die Geschichte von Josef (der in die Sklaverei verkauft worden war und schließlich nur noch den König von Ägypten über sich hatte Siehe 1. Mose 37:1 bis 41:41.), und da erkannte ich plötzlich mit Schrecken, welche logischen Schlußfolgerungen sich aus meiner Haltung zu den beruflichen Veränderungen ergaben. Zu resignieren bedeutete ja aufzugeben — das Leben selbst aufzugeben. Ich dachte daran, daß ich eine Arbeit — selbst kurzfristige Anstellungen — noch nie für belanglos gehalten hatte. Als Jugendlicher hatte ich die Überzeugung gewonnen, daß Gott immer gegenwärtig ist und mein Leben regiert. Ich hatte gelernt, daß alles, was ich tat, eine Bedeutung hatte, wenn ich es von einer geistigen Warte aus betrachtete. Und als ich nun über Josefs Erfahrung nachdachte, erlangte ich die tiefe Gewißheit, daß Gott mir eine Aufgabe im Leben übertragen hatte und ich diese Aufgabe besser verstehen lernen würde.

Obwohl es offensichtlich ungerecht war, was Josef widerfuhr (angesichts seines Elends erschien mir meine bevorstehende Versetzung geradezu unwichtig!), gehorchte der Patriarch denen, die Gewalt über ihn hatten, solange er dabei nicht der höheren Autorität Gottes ungehorsam werden mußte. Sein Fleiß und sein Gehorsam — die fest im Dienste Gottes verankert waren — führten dazu, daß seine Vorgesetzten wertvolle Eigenschaften in ihm erkannten. So stieg er im Laufe seines langen Lebens zu immer höheren Stellungen auf, bis er zuletzt der „zweite Mann" nach dem Pharao war.

Ich dachte sehr ernsthaft darüber nach, was Josef eigentlich dazu befähigt hatte, das ägyptische Volk und seine Brüder vor einer sieben Jahre währenden Hungersnot zu retten — dieselben Brüder, die ihn in die Sklaverei verkauft hatten. Mir wurde klar, daß seine Einstellung zu der Arbeit, die man ihm aufgetragen hatte, untrennbar war von seiner Beziehung zu Gott. Trotz seiner Verlassenheit und Sklaverei wußte er, daß nichts ihn von Gott trennen konnte, daß Gott bei ihm war, was auch mit ihm geschah und wo immer er war. Was er auch tat — solange er seinem höchsten Verständnis von Gottes Gesetz treu blieb, würde Gott ihm zeigen, was zu tun war, und ihm helfen, es auszuführen.

Daß Josef niemals vor dem Bösen resignierte, erfüllte mich mit Demut. Seine Standhaftigkeit war mir ein Vorbild und half mir zu erkennen, wo die Ursachen für meine Verwirrung und die Unzufriedenheit mit meiner Arbeit lagen. Und das geistige Licht, das mit dieser Einsicht kam, verflog nicht.

Im Buch Jeremia las ich: „Der Herr ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." Jer 31:3 Ich hörte auf, mich für einen Sterblichen zu halten, der sich in einem bestimmten Beruf abmüht, und erkannte an, daß der Mensch in Wahrheit der gegenwärtige, dauernde und vollständige Ausdruck Gottes ist — daß er alles Gute ausdrückt, alles Leben, alle Wahrheit und alle Liebe. Keine Arbeit und kein Vorgesetzter konnte Josef dazu bringen zu vergessen, daß ihm seine wirkliche Arbeit von Gott aufgetragen worden war. Genausowenig gab es auch für mich eine Arbeit, bei der es nicht meine Aufgabe gewesen wäre, Gott zu dienen, und die mich und andere nicht dadurch gesegnet hätte, daß ich diese Aufgabe erfüllte. Ich erfaßte klarer als je zuvor, daß zwischen Arbeit und Gott eine Verbindung besteht, eine absolute und dauerhafte Beziehung, in der es keine Sinnlosigkeit und keine Rückschläge gibt.

Ich bemühte mich sofort, zu demonstrieren, was ich über mein wahres, geistiges Selbst lernte, und ein geistiges Zielbewußtsein zu pflegen.

Als ich besser verstanden hatte, daß der eine allgegenwärtige Gott immer beim Menschen ist und ihn regiert, freute ich mich auf mein künftiges Aufgabengebiet. Ich sah es als Gelegenheit, dem Beispiel Christi Jesu zu folgen und Gott zu dienen, indem ich Seine Liebe umfassender zum Ausdruck brachte. Ich bemühte mich sofort, zu demonstrieren, was ich in der Christlichen Wissenschaft über mein wahres, geistiges Selbst lernte, und ein geistiges Zielbewußtsein zu pflegen. Außerdem strebte ich danach, die Liebe als den Brennpunkt aller Arbeit zu sehen und immer besser zu erkennen, daß das göttliche Gute sich dort entfaltete, wo ich war.

Was sich dann entwickelte, hätte ich nie voraussehen können. Mir wurde eine alternative Stellung angeboten (die ich schließlich annahm) — auf einem Arbeitsgebiet, an das ich nie gedacht hatte, das sich aber ganz natürlich aus meinen früheren Tätigkeiten ergab.

Aus dem Reichtum ihrer Erfahrung und ihres geistigen Verständnisses heraus schrieb Mrs. Eddy in ihrem Buch Die Einheit des Guten: „Das holde und heilige Bewußtsein von der ununterbrochenen Einheit des Menschen mit seinem Schöpfer kann unser gegenwärtiges Sein mit einer immerwährenden Gegenwart und Macht des Guten erleuchten, indem es das Tor vom Tode zum Leben weit öffnet; und wenn dieses Leben erscheinen wird„ werden. .. wir Ihm gleich sein', und wir werden zum Vater gehen, nicht durch den Tod, sondern durch Leben; nicht durch den Irrtum, sondern durch Wahrheit." Einb., S. 41.

In dem geistigen Universum, das Gott vollkommen geschaffen hat und in Vollkommenheit erhält, gibt es keine Sonnenuntergänge. Und dieses Universum ist der einzige Ort, wo wir wahrhaft existieren und tätig sind. In dem Maße, wie sich das geistige Verständnis unserer wahren Identität wie eine ewige Morgendämmerung entfaltet, erkennen wir, daß das göttliche Gute in jedem Augenblick gegenwärtig ist und daß es unsere Aufgabe ist, für dieses Gute Zeugnis abzulegen, indem wir das göttliche Wesen in allem zum Ausdruck bringen, was wir im Dienst unseres Schöpfers tun.

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