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Ein Pastor für die Welt

Aus der Januar 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sie Waren Liebenswert, die flauschigen und in der Regel weißen Schafe des alten Palästina. Aus ihrer Wolle wurden feine Stoffe gewoben, die warm und schön zugleich waren. Aber diese Schafe brauchten sehr sorgfältige Pflege. Nur wenn sie jemand täglich auf eine frische Weide und zu klarem Wasser führte, konnten sie in dem trokkenen, staubigen Klima überleben. Sonst wären sie fortgelaufen und hätten sich verirrt, oder sie wären Wölfen und Löwen zum Opfer gefallen.

Seit Abrahams Zeiten gab es daher kühne Israeliten — die „Hirten" —, die die Herden beschützten und weideten. (Im Lateinischen gebrauchte man den Ausdruck pastor, was wörtich etwa „Versorger der Schafe" bedeutet.) Diese Hirten sorgten mit der größten Liebe und Umsicht für ihre Schafe — sie leiteten sie mit langen Stäben, riefen jedes einzelne bei seinem Namen und achteten auf die schwächeren Tiere. Mehrmals am Tag zählten sie die Schafe, und wenn auch nur eines fehlte, suchte der Hirte die ganze Gegend ab, bis er es gefunden hatte.

Es ist also kein Wunder, daß die Hebräer im Laufe der Jahrhunderte Gott oft als unendlich gütigen Hirten bezeichneten. Sich selber sahen sie dabei in der Rolle der Schafe, die nichts so nötig hatten, wie Gott mit dem demütigen Vertrauen und der Liebe der Schafe zu folgen. In einem der beliebtesten Psalmen in der Bibel findet man das Bild vom Hirten und den Schafen: „Der Herr ist mein Hirte," schreibt der Psalmist, „mir wird nichts mangeln." Ps 23:1.

Auch Christus Jesus verglich seine Mission mit der eines Hirten. „Ich bin der gute Hirte", sagte er und fügte hinzu: „Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe." Joh 10:11.

Alexander Cruden weist in seiner Konkordanz zum Alten und Neuen Testament darauf hin, daß das Wort Hirte manchmal in einem anderen Sinn gebraucht wird: Es beschreibt einen Menschen, „. .. dem die Verantwortung für eine christliche Kirche übertragen worden ist, damit er für die geistige Wohlfahrt der Menschen sorge und ihre Seelen mit geistige Speise sättige." Complete Concordance to the Old and New Testaments (London: Lutterworth Press, 1985), Stichwort: „Pastor". Und in diesem Sinn wird das Wort Hirte oder Pastor noch heute von vielen Kirchen verwendet.

Als Mrs. Eddy die Kirche Christi, Wissenschafter, gründete, übernahm sie dieses traditionelle Hirtenamt zunächst selbst. Später beschrieb sie ihre Erfahrungen folgendermaßen: „Als ich Pastorin meiner Kirche war und jeden Sonntag auf der Kanzel stand, wuchs die Zahl ihrer Mitglieder, und ihr geistiges Wachstum hielt mit ihrer zunehmenden Beliebtheit Schritt; als ich aber infolge der sich an der Lehranstalt [dem, Massachusetts Metaphysical College' in Boston] häufenden Arbeit nur gelegentlich zu predigen vermochte, erwies sich zu jener Zeit kein Schüler als fähig, die Kirche in ihrer früheren Harmonie und Blüte zu erhalten." Rückblick und Einblick, S. 44.

Durch Gebet fand Mrs. Eddy eine Lösung für dieses Problem. Vor fast genau hundert Jahren — im Jahr 1894 — ordinierte sie für Die Mutterkirche einen neuen und einzigartigen Pastor, der völlig unabhängig von einer Person war. Dieser unpersönliche Pastor bestand aus zwei Büchern — den Büchern, denen sie selbst ihr ganzes Leben geweiht hatte. Das erste war die Bibel, das Buch, das sie von Kindheit an als Ratgeber für ihr Leben und für die Verehrung Gottes benutzt hatte. Das zweite war Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, die Frucht ihres lebenslangen Bibelstudiums und die vollständige Darlegung der Wissenschaft des Christentums, die sie in der Bibel gefunden hatte.

Im April 1895 bestimmte Mrs. Eddy diese beiden Bücher zum Pastor aller ihrer Zweigkirchen, nicht nur Der Mutterkirche. Sie schrieb später an Die Mutterkirche: „Euer zwiefacher und unpersönlicher Pastor, die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift', ist bei euch; und das Leben, das diese verleihen, die Wahrheit, die sie veranschaulichen, die Liebe, die sie kundtun, ist der große Hirte, der meine Herde weidet und sie, zum frischen Wasser führt'." Vermischte Schriften, S. 322.

Im Jahre 1903 erweiterte Mrs. Eddy die Vollmacht des „Pastors der Christlichen Wissenschaft" auf die ganze Welt. Sie schrieb im Handbuch Der Mutterkirche: „Ich, Mary Baker Eddy, ordiniere die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zum Pastor Der Mutterkirche — Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Mass. —, und sie werden fortfahren, dieser Kirche und der Welt zu predigen." Handbuch, Art. XIV Abschn. 1.

Warum zwei Bücher? Weist uns nicht allein schon die Bibel den Weg zum ewigen Leben? Ja, natürlich. Aber seit fast zweitausend Jahren besitzt die Menschheit die Bibel, ohne völlig zu verstehen, wie sie ihre Wahrheiten auf wissenschaftlich beweisbare Art anwenden kann, um die Menschen so zu heilen und wiederherzustellen, wie Christus Jesus es tat. Um zu diesem Verständnis zu gelangen, muß die Menschheit die Bibel tiefer und gründlicher verstehen lernen. Die Bibel muß sozusagen „aufgeschlossen" werden. Und es ist die Aufgabe des Buches Wissenschaft und Gesundheit, der ganzen Welt diesen „Schlüssel" zur Heiligen Schrift zu geben — ihre Schatzkammern zu öffnen und sie jedermann zum freien Gebrauch zugänglich zu machen.

Aber würde Wissenschaft und Gesundheit allein als Pastor für die Welt genügen? Nein. Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft ohne die Bibel wäre fast wie ein Schlüssel ohne die dazugehörige Tür, ein Haus ohne Fundament. Wissenschaft und Gesundheit fußt auf der Wahrheit der Heiligen Schrift. Mrs. Eddy entdeckte die Gesetze Gottes, die Wissenschaft, die Jesu Heilungswerk zugrundelag, in der Bibel. Und im Lehrbuch erklärt sie: „Die Bibel ist meine einzige Autorität gewesen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 126.

Wenn wir also nur die Bibel oder nur Wissenschaft und Gesundheit zum Studium heranzögen, würden wir uns um den Segen des „zwiefachen" Pastors der Christlichen Wissenschaft bringen. Die beiden Bücher ergänzen einander. Das eine wirft helle Strahlen geistigen Lichts auf das andere. Jedes braucht das andere. Und die „Schafe", denen sie gemeinsam predigen, brauchen alle beide.

Eine Bekannte von mir lernte, wie sie dem Pastor der Christlichen Wissenschaft mehr „wie ein Schaf" näherkommen konnte. Sie hatte eine ganze Menge Probleme — vor allem aber steckte sie in einem Knäuel finanzieller Schwierigkeiten.

Eines Abends lag sie auf dem Sofa und schaute geistesabwesend dem Schulfernsehprogramm zu, denn sie wartete auf die nachfolgende Nachrichtensendung, die sie sehr gern sah. Plötzlich merkte sie, daß die Moderatorin den Kindern etwas über Schafe erzählte — und zwar, daß sie ihrem Hirten unter allen Umständen folgen. Sie analysieren nichts, sie stellen nichts in Frage. Sie wissen intuitiv, daß es für sie am besten ist, einfach dem Hirten zu folgen. Und sie vertrauen darauf, daß der Hirte für sie sorgen wird.

Jetzt fragte sich die Frau zum ersten Mal, ob sie denn ihrem Hirten vertraute — dem Pastor der Christlichen Wissenschaft. Glaubte sie, ohne zu zweifeln, dem ewigen, heilenden Wort, das die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit so klar darlegen? Oder dachte sie statt dessen (und tief im Herzen wußte sie, daß sie das tat) an all die Unannehmlichkeiten ihrer schwierigen finanziellen Lage und machte sich Sorgen über ihre unbezahlten Rechnungen?

Sie dachte über Mrs. Eddys geistige Definition von Schafe in Wissenschaft und Gesundheit nach, die lautet: „Unschuld; Arglosigkeit; die, die ihrem Führer folgen." Ebd., S. 594. Und plötzlich wurde ihr klar, daß sie diese „Schaf-Eigenschaften" brauchte und nicht einfach mehr Geld. Sie mußte den Pastor der Christlichen Wissenschaft jeden ihrer Gedanken hüten lassen. Und dieser Pastor, das wußte sie, würde sie zu dem großen Hirten, Gott, führen, zu der unerschöpflichen Quelle alles dessen, was sie brauchte. Schließlich konnte ihr mit dem Herrn als Hirten einfach nichts „mangeln".

Allerdings fielen nun der Frau nach dieser geistigen Erleuchtung nicht etwa die Geldscheine wie Fallobst in den Schoß.Es kam ihr im Gegenteil manchmal so vor, als wären ihre Finanzen etwa so stabil wie eine Schüssel mit Wackelpudding. Aber sie begriff langsam, daß die Lösung ihrer Schwierigkeiten nicht im Scheckbuch oder auf dem Bankkonto zu finden war. So wandte sie sich von ganzem Herzen ihrem Pastor zu, um sich von ihm das Ausmaß von Gottes Güte und die Fülle Seiner geistigen Gaben zeigen zu lassen.

Anders ausgedrückt: diese Frau lernte, dem großen Hirten unser aller — Gott — zu vertrauen, dessen Macht und Liebe und Herrlichkeit das vielfältig variierte Leitmotiv der Bibel und von Wissenschaft und Gesundheit sind. Schritt für Schritt ordnete sich durch die Wahrheiten in diesen Büchern ihre wirtschaftliche Lage, ja ihr ganzes Leben.

Der Pastor der Welt ist für uns alle da. Sein Wort ist immer bereit, der ganzen Menschheit zu helfen — vierundzwanzig Stunden am Tag. Seine Wahrheit kennt weder nationale noch kulturelle oder geographische Grenzen. Von Nairobi bis New York bringt der Pastor Frieden und Heilung in jedes Herz, das demütig genug ist, seiner Botschaft zu folgen.

Jesus antwortete ihnen:
.. . Meine Schafe hören meine Stimme,
und ich kenne sie, und sie folgen mir;
und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Johannes 10:25, 27, 28

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