Roter Sandstein. Haben Sie sich je gefragt, was dieser Begriff in der Definition von Adam im Glossarium des Buches Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, der Entdekkerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, zu suchen hat? Was hat eine Gesteinsformation mit einer Theorie über den Ursprung des Lebens zu tun, wie die Adam-Allegorie eine ist? Wie kann ein Verständnis dieses Zusammenhangs Heilung bewirken?
Gesteinsformationen wie der rote Sandstein werden normalerweise in der Wissenschaft der Geologie untersucht. Mitte des 19. Jahrhunderts war die Geologie die neue Wissenschaft. Die Entdeckung bestimmter physikalischer Prozesse und fossiler Lebensformen in der Geologie beschäftigte die Öffentlichkeit damals genauso, wie das heute die Informatik tut. The Old Red Sandstone (1841) von Hugh Miller aus Schottland wurde „einer der großen Klassiker der Geologie, ein Buch, das bis 1874 schon neunzehn Auflagen erlebt hatte und von Zigtausenden von Menschen gelesen wurde.“ Marshall Kay und Edwin H. Colbert, Stratigraphy and Life History (New York: John Wiley and Sons, 1965), S. 208. Das Buch wurde auf beiden Seiten des Atlantik veröffentlicht, und zu diesen „Zigtausenden“ gehörten auch viele Amerikaner, unter ihnen der weltbekannte Ichthyologe und Embryologe Louis Agassiz, der an der Harvarduniversität lehrte, ein Naturwissenschaftler, auf den in Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Bezug genommen wird.
Das besondere Merkmal der Roten-Sandstein-Formation ist, daß in ihr Versteinerungen von Fischen gefunden werden — den ersten Vertebrata, d.h. Wirbeltieren. Obwohl Miller ein geologisches Buch geschrieben hatte, befaßte er sich darin auch — und das war typisch für jene Zeit — mit theologischen Fragen. Die Entdeckung der Fischfossilien zerstreute die religiösen Zweifel, die viele Wissenschaftler, unter ihnen Agassiz, gehegt hatten. Diese Wissenschaftler waren der Ansicht, daß Gott durch die materielle Wissenschaft als Schöpfer bestätigt werden müsse. Die ältesten bekannten Formen des Stammes der Vertebrata wurden nun (vorübergehend) als gleichzeitig mit den anderen drei damals bekannten Stämmen organischen Lebens — Articulata (Gliedertiere), Mollusca (Weichtiere) und Radiata (Hohltiere) — entstanden betrachtet.
Agassiz zog dies als Beweis dafür heran, daß es einen Schöpfer gibt, indem er aufzeigte, daß der fünfte Tag oder die fünfte schöpferische Periode im biblischen Bericht der Genesis das Erscheinen aller Stämme des organischen Lebens umfaßte. Agassiz und seine Kollegen, wie Miller und der gemeinsame Freund, Pfarrer Adam Sedgewick (Charles Darwins Geologielehrer an der Universität von Cambridge), empfanden eine atheistische Interpretation der Schöpfung als Bedrohung. Sie waren von der Popularität des Buches The Vestiges of the Natural History of Creation (1844), dem Vorboten einer Schöpfungstheorie ohne Gott, zutiefst beunruhigt.Vestiges wurde anonym veröffentlicht. Die Identität des Autors Robert Chambers wurde erst 1884 aufgedeckt. Zu dieser Zeit war das Buch immer noch im Handel. Verdrängt wurde es von Darwins Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl, 1859. Der Konflikt in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts spielte sich nicht wie heute zwischen den Anhängern der Schöpfungstheorie und den Naturwissenschaftlern ab, sondern er wurde innerhalb der Gemeinschaft der Naturwissenschaftler ausgetragen.
Mrs. Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenschaft ließ diesen Konflikt in einem ganz besonderen Licht erscheinen. Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott als Geist nicht das Gegenteil des Geistes, die Materie, erschaffen konnte. Eine Schöpfungstheorie, die das Element der Materie enthielt, konnte also nicht Christliche Wissenschaft sein. Ob es sich nun um Agassiz' materielle Theologie und Embryologie handelte, um die Entwicklungslehre in Vestiges, die Evolution in Darwins Entstehung der Arten oder auch um die Lehre von der Erschaffung Adams, alle waren — auf die unterschiedlichste Weise — irrig, was Gott und die Schöpfung anging. Diese verschiedenen Theorien wurden von Mrs. Eddy als falsche Aussagen über Gott und über den Ursprung des Menschen als Teil der Schöpfung Gottes bezeichnet. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy zum Beispeil: „Das Forschen nach dem Ursprung des Menschen, der die Widerspiegelung Gottes ist, ist wie das Suchen nach dem Ursprung Gottes, des durch sich selbst Bestehenden und Ewigen. Nur der ohnmächtige Irrtum trachtet danach, Geist mit Materie, Gutes mit Bösem, Unsterblichkeit mit Sterblichkeit zu vereinigen und diese Trugeinheit Mensch zu nennen, als ob der Mensch der Sprößling von beidem wäre, von Gemüt und Materie, von beidem, von Gottheit und Menschheit. Die Schöpfung ruht auf einer geistigen Grundlage.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 555.
Mrs. Eddy, die konsequent von dem Standpunkt ausging, daß Gott als Geist nur ein geistiges Universum schaffen konnte, sah in dem ersten Kapitel des ersten Buches Mose die Beschreibung einer rein geistigen Schöpfung. Dieses Kapitel beschreibt, wie sie es sah, kein materielles Reich, sondern weist auf das Universum des Geistes hin, in dem der Mensch notwendigerweise geistig sein mußte. Sie erkannte, daß die Adam-Erzählung im zweiten Kapitel des ersten Buches Mose im Widerspruch zum ersten Kapitel steht. Die Geschichte von Adam wird in der Christlichen Wissenschaft als Allegorie verstanden. Sie erzählt von einer materiellen Schöpfung — und ist eine Geschichte über den menschlichen Ursprung.
Auch hier gilt: ob der Ursprung des Menschen nun von Agassiz' Embryologie beschrieben wird, von Darwins Evolutionslehre oder von einer Verbindung der beiden in Form der heutigen Genetik, es bleibt in allen Fällen eine Geschichte über die Menschheit. Sie mag sehr ausgefeilt sein, aber es ist trotz allem nur eine Geschichte. Die Tatsache, daß der Begriff roter Sandstein in der Definition von Adam in Wissenschaft und Gesundheit auftaucht, weist darauf hin, daß auch diese und ähnliche Theorien ausschließlich allegorischen Charakter haben.
Ein Gedicht von Mrs. Eddy enthält die folgenden Strophen:
Zu den Entwicklungslehren
drum sprechen wir hinfort:
Durch euch ist nichts gewonnen,
nichts anzubeten dort.
Meine Welt entsprang dem Geiste,
am Tag der Ewigkeit;
drum bin ich voller Rühmens,
zu großem Dank bereit.Vermischte Schriften, S. vii.
Mrs. Eddy studierte keine materiellen Formationen, um Erkenntnisse über Gott, Geist, zu gewinnen. Ihr eingehendes Studium der Bibel, und besonders der Lehren und der Heiltätigkeit Christi Jesu, ihre Gebete und ihre eigenen Beweise der heilenden Macht Gottes führten sie zu dem Schluß, daß Geist, Gott, Alles und daß Materie, das Gegenteil des Geistes, nichts ist.
... geistiges Erbe schließt... Herrschaft und Güte ein...
In der Christlichen Wissenschaft ist der Mensch daher nicht materiell. Seine Abstammung läßt sich nicht durch Evolution, Embryologie und Genetik auf die ersten Wirbeltiere, die Fische, zurückführen. Im Gegenteil, der Psalmist schreibt: „Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden.“ Ps 16:
Ein solches Anerkennen des geistigen Ursprungs des Menschen brachte unserer Tochter Heilung. Sie wurde mehr als einen Monat zu früh geboren, und die Ärzte wollten sie nicht aus dem Krankenhaus entlassen, weil sie glaubten, in ihrem Zustand bestehe die Gefahr, daß ihre geistigen Fähigkeiten Schaden nahmen. Wir machten uns jedoch klar, daß das Erbe unserer Tochter — ebenso wie unser eigenes — geistig ist, da Gott unser Schöpfer ist. Und unser geistiges Erbe schließt die Herrschaft und Güte ein, die im ersten Kapitel des ersten Buches Mose zum Ausdruck kommen. Gott ist vollkommen und kann nicht der Urheber von etwas Geringerem als Vollkommenheit sein. Meine Frau und ich konnten unsere Tochter als vollkommen und gesund sehen. Sie verkörperte das Gute und konnte nicht das Medium für Krankheit sein. Wir unterschrieben eine Erklärung, die das Krankenhaus seiner Verantwortlichkeit enthob, und nahmen das Kind gesund und in jeder Beziehung normal mit nach Hause.
Angesichts der medizinischen Prognose von möglicherweise eingeschränkten geistigen Fähigkeiten betete unsere Familie auch in den folgenden Jahren, um den geistigen Ursprung des Menschen besser zu verstehen. Wir erkannten, daß es sich bei dem „Fels, der dich gezeugt hat“ 5. Mose 32:18., nicht um ein physisches Stück Materie oder eine Theorie über die Materie handelte, sondern um etwas, was in einem Teil der Definition von Fels in Wissenschaft und Gesundheit offenbart wird: „Geistige Grundlage; Wahrheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 593. Als Eltern war es unsere Pflicht, danach zu streben, in jedem Bereich unseres täglichen Lebens für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. Wir suchten bei unserer Tochter nicht nach Begrenzungen oder Defiziten. Wann immer sich etwas in der Art zeigte, berichtigten wir die falschen Vorstellungen von Erbe und hielten im stillen daran fest, was Herrschaft wirklich ist. Auch bemühten wir uns selbst, mehr von der gottgegebenen Herrschaft des Menschen zum Ausdruck zu bringen. So bemühten wir uns, unserer Tochter und uns selbst gegenüber Geduld zu üben, weil Wahrheit unveränderlich ist, immer gegenwärtig und niemals an einem Punkt der Erschöpfung. Wir freuten uns immer, wenn unsere Tochter Herrschaft zum Ausdruck brachte. Die medizinische Prognose wurde widerlegt. Unsere Tochter durchlief die Schule erfolgreich und bestand ihre Abschlußprüfung mit Auszeichnung. Wir konnten mit Mose singen: „Er [Gott] ist ein Fels. Seine Werke sind vollkommen.“ 5. Mose 32:4.
Wenn man die Bibel aus der Sicht der Adam-Allegorie betrachtet, erhält man ein materielles Bild der Schöpfung. Embryologie und Evolution sind nur Weiterentwicklungen der „Adam-Sicht“. Sie führen die Geschichte einer materiellen Schöpfung fort. Die Christliche Wissenschaft bringt unser geistiges Erbe an Güte und Herrschaft ans Licht, das wir als Töchter und Söhne Gottes besitzen.