Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die Regierung Der Mutterkirche

Aus der Mai 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Sentinel


Anmerkung der Redaktion: Herr Peterson ist Ausüber und Lehrer der Christlichen Wissenschaft. Er war auch Präsident Der Ersten Kirche Christi, WissenschafterThe First Chruch of Christ, Scientist, und Leiter ihrer Rechtsabteilung. Zum Thema „Kirchenregierung“ hat er schon einmal einen Artikel geschrieben, und zwar im Christian Science Journal vom Januar 1992 und in der im Dezember 1991 veröffentlichten Sonderausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft über das Kirchenhandbuch.

Gehorsam Gegenüber Dem Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy bringt immer Segen und Freude mit sich. Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt: „Davon bin ich überzeugt, daß jede Regel und Satzung dieses Kirchenhandbuchs die Geistigkeit dessen, der sie befolgt, erhöhen und seine Fähigkeit, die Kranken zu heilen, die Leidtragenden zu trösten und die Sünder wachzurütteln, stärken wird.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 230.

Alles Heilen in der Christlichen Wissenschaft ist eine unmittelbare Offenbarwerdung der heilenden Gegenwart und Wirksamkeit Gottes. Doch wieso bringt Gehorsam gegen eine Bestimmung des Kirchenhandbuchs das Denken so in Übereinstimmung mit Gottes heilender Gegenwart und Macht, daß Sünde, Krankheit und Verletzung einer aktiven, von Freude geprägten Gesundheit, Harmonie und innerem Frieden weichen — manchmal langsam, schrittweise, doch oft auch schnell oder sogar augenblicklich?

Weil jede Bestimmung in den Satzungen Ausdruck einer Demonstration von Wahrheit und Leben, von Prinzip und Liebe ist, die Mrs. Eddy in ihrer Demonstration von Kirche erbrachte. Die ganze Menschheit schuldet ihr unendlichen Dank für ihre Entdeckung der göttlichen Wissenschaft, des Trösters, dessen Kommen Jesus vorhersagte — und dafür, daß sie Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, gründete, um die Reinheit und Vollständigkeit dieser Offenbarung zu bewahren und zu schützen. Doch ihre junge Kirche sah sich vielen Herausforderungen gegenüber, und Mrs. Eddy erkannte, daß viel hingebungsvolles Gebet nötig war, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Sie drückte das so aus: „Regeln waren notwendig, und ich stellte Satzungen auf, aber jede einzelne entsprach der Erfahrung und war das Ergebnis von Gebet.“ Ebd., S. 343.

An anderer Stelle sagt sie über diese Satzungen: „Sie wurden von einer Macht veranlaßt, die man nicht sein eigen nennen kann...“ Vermischte Schriften, S. 148. Das ist nur zu wahr, denn sie sind ein Ausdruck des göttlichen Gesetzes, wie es sich Mrs. Eddy offenbarte. Das menschliche Gesetz hat nicht die Macht zu heilen. Das göttliche Gesetz heilt. Das menschliche Gesetz ist ohne jeden Wert, wenn es nicht von rechten Beweggründen getragen und in der richtigen Weise ausgelegt und angewandt wird. Das göttliche Gesetz legt sich selbst aus, verschafft sich selbst Geltung und ist immer richtig. Durch die Kraft des Gebets wird das Kirchenhandbuch, wie Mrs. Eddy es schrieb, geistig ausgelegt und verschafft sich auf geistige Weise Geltung, aber nicht dadurch, daß wir zu menschlichen Mitteln und Wegen Zuflucht nehmen.

Das ist notwendig und angemessen, denn das Kirchenhandbuch ist Ausdruck der Demonstration, die Mrs. Eddy bei ihrer Gründung der Kirche machte. Wir können zu Recht von ihrer Demonstration von Kirche sprechen, wenn wir den ersten Absatz der Definition von Kirche im Glossarium des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, betrachten: „Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583. Das Kirchenhandbuch ist eine menschlich sichtbare Manifestation des „Baus der Wahrheit und Liebe“. Viele Jahre lang habe ich mich gefragt, was genau Mrs. Eddy mit der Verwendung des Wortes Bau (structure) in dieser Definition von Kirche gemeint haben könnte. Dieses Wort hilft mir zu erkennen, daß das Kirchenhandbuch die Struktur unserer Kirche sichtbar macht. Das ist ein Beweis für das Göttliche, das das Menschliche umschließt. Und als Ausdruck des göttlichen Gesetzes „beruht“ jede einzelne Bestimmung des Kirchenhandbuchs „auf dem göttlichen Prinzip und [geht] von ihm aus“.

Und deshalb muß das Kirchenhandbuch auch durch Gebet ausgelegt und angewandt werden, durch Berufung auf das göttliche Gesetz, nicht das menschliche Gesetz. Mit den Worten Mrs. Eddys: „Das menschliche Gesetz ist nur insoweit richtig, als es dem göttlichen nachgebildet ist.“ Verschiedenes, S. 283. Und es ist wichtig zu erkennen, daß das menschliche Gesetz weiter nichts kann, als das göttliche nachzubilden; es kann es nicht beherrschen, auslegen und ihm keine Geltung verschaffen. Menschengemachte Gesetze können uns keine verläßliche Auskunft darüber geben, was Gottes Botschaft war, als Er Mrs. Eddy in ihren Demonstrationen Seiner heilenden Macht bei der Gründung der Kirche Sein Gesetz offenbarte.

Mrs. Eddy übertrug dem Vorstand der Christlichen Wissenschaft die grundlegende geistige Verantwortung und Amtsgewalt bezüglich der Verwaltung und der korrekten Anwendung der Satzungen. In Artikel I Abschnitt 6 heißt es: „Die Geschäfte Der Mutterkirche sollen von dem Vorstand der Christlichen Wissenschaft erledigt werden.“ Das ist das allerwichtigste bei allen Geschäften der Kirche.

Aber Mrs. Eddy weist uns ausdrücklich auf folgendes hin: „Der feste Vorsatz, Geist im Bann der Materie zu halten, ist der Verfolger von Wahrheit und Liebe.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 28. Dies erwies sich nur als allzu wahr bei ihrer ersten Kirche, die sie im Jahr 1879 gegründet hatte. Die Anwälte sagten ihr, die Kirche müsse auf der Basis einer Gründungsurkunde des Staates Massachusetts organisiert werden. Unter dieser Organisationsform hatten die Mitglieder Stimmrecht und besaßen die Kontrolle über alle Kirchenangelegenheiten.

Die äußerst unharmonischen Erfahrungen dieser kleinen Kirche, die in Robert Peels dreibändiger Biographie von Mary Baker Eddy ausführlich beschrieben werden, machten deutlich, daß das geistig wenig geschulte menschliche Denken nicht zum Hüter der Offenbarung der göttlichen Wissenschaft taugte. Die Mitglieder, obwohl überwiegend gute, ehrbare, wohlmeinende Leute, begriffen nicht wirklich das Wesen des Widerstands des Antichrist, der zu seiner Zeit den Meisterchristen Christus Jesus gekreuzigt hatte und auch weiterhin versuchen würde, alles, was das Kommen des Christus zur heutigen Menschheit authentisch verkörperte, zu kreuzigen.

Die wohlmeinenden Rabbiner hatten sich zu Jesu Zeiten mit den römischen Machthabern in einem zerbrechlichen Gleichgewicht arrangiert, das es den Juden gestattete — unter stillschweigender Duldung der Besatzer —, ihre Religion auszuüben. Die radikalen Lehren Jesu rührten die Menschen auf, und in bester Absicht, doch in Unkenntnis des boshaften Antichrist, der sich ihrer bediente, schrien die Juden: „Kreuzige! Kreuzige!... Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben..." Joh 19:6, 7.

Und zu Mrs. Eddys Zeiten hätte dieser selbe wohlmeinende Versuch, durch politisches Taktieren und menschliche Mittel und Wege mit Problemen fertig zu werden, ihre kleine Kirche zerstört. Sie hielt es für nötig, diese Kirche aufzulösen, und sie wartete drei Jahre, bis sie sich sicher war, was Gott von ihr verlangte. Mit großer Klarheit kam ihr der Gedanke, daß sie ihre Kirche neu organisieren sollte, aber nicht als Körperschaft. Die Anwälte sagten, dies sei nicht möglich. Doch schließlich fand sie einen Anwalt, der auf ihr Drängen hin die gesetzlichen Bestimmungen durchforstete, bis er auf das Gesetz stieß, dessen Existenz sie sich — wie sie ihm gesagt hatte — ganz sicher gewesen war und das ihr erlaubte, ihre Kirche durch eigene Verfügung mittels eines Treuhandvertrags zu gründen. Dies wurde vom Gesetz als verbindlich anerkannt, doch da es sich nicht um eine Körperschaft handelte, war es im juristischen Sinne kein durch ein Gesetz geschaffenes Gebilde und konnte daher nicht von den gesetzgebenden Körperschaften verändert werden, die sonst die Macht haben, Satzungsbestimmungen zu erlassen und zu ändern. Es sollte sich herausstellen, daß dies ein entscheidender Punkt war, der es ermöglichte, die unter dem Kirchenhandbuch geschaffene Form der Regierung und Organisation der Kirche aufrechtzuerhalten.

Als Mary Baker Eddy die Kirche Christi, Wissenschafter, im Jahre 1892 neu organisierte, hielt sie es zuerst für richtig, einigen der Mitglieder ein — sehr begrenztes — Mitspracherecht einzuräumen. Doch schon bald darauf hob sie auch das auf, so daß ihre Kirche nicht vom menschlichen Gemüt, seinen Meinungen, Beschlüssen und politischen Machenschaften abhängig war.

Sie wurde auch dazu geführt, im Handbuch Der Mutterkirche keine Bestimmung vorzusehen für einen der üblichen kirchlichen Untersuchungsausschüsse, die gerichtliche Gewalt besitzen, Gutachten erstellen und sich mit Einsprüchen gegen Entscheidungen von Kirchenbeamten oder Kirchengremien befassen. In der Kongreßbibliothek der Vereinigten Staaten gibt es eine kaum noch überschaubare Anzahl von Bücherregalen, voll von schweren Bänden, die das Kirchenrecht der verschiedenen Religionsgemeinschaften enthalten — stille Zeugen der gutgemeinten Bemühungen des menschlichen Gemüts, sein Gesetz durch immer komplexere und detailliertere Ausführungen gerechter und auf die verschiedenen Umstände, die auftreten können, anwendbar zu machen.

Die von Mary Baker Eddy gegründete Erste Kirche Christi, Wissenschafter, wird von einem einzigen schmalen kleinen Handbuch von 138 Seiten regiert; und darin sind schon alle Anhänge enthalten. Der Vorstand der Christlichen Wissenschaft läßt sich bei der Ausführung und Anwendung der in diesem Handbuch enthaltenen Bestimmungen durch Gebet leiten.

Das menschliche Gemüt war mit der Art und Weise, wie sich das göttliche Gesetz unserer Führerin offenbarte, oft nicht einverstanden. In Robert Peels Biographie von Mrs. Eddy wird von mehreren Fällen berichtet, in denen Anwälte Einwände erhoben und Mrs. Eddys Anweisungen nur widerstrebend folgten, nur um später zugeben zu müssen, daß sie recht gehabt hatte und sie, die Anwälte, unrecht.

„Setzt mehr Vertrauen auf Gott und Seine geistigen Mittel und Wege als auf den Menschen und seine materielle Art und Weise, die Sache der Christlichen Wissenschaft aufzurichten.“ Vermischte Schriften, S. 152. Das war Mrs. Eddys Rat an ihre frühen Mitarbeiter, und er gilt auch für uns heute. Es spielt keine Rolle, wie überzeugt das menschliche Gemüt davon sein mag, daß Mrs. Eddy eine Möglichkeit hätte vorsehen sollen, die Entscheidungen — die Demonstrationen — des Vorstands der Christlichen Wissenschaft unter dem Kirchenhandbuch anzufechten. Sie tat es nicht, und jeder Versuch, solche Entscheidungen durch ein Zivilgericht überprüfen zu lassen und zu verlangen, daß die inneren Angelegenheiten der Kirche von einem Gericht überwacht werden, ist ein Versuch, die von Mrs. Eddy geschaffene Form der Kirchenregierung zu ändern.

Ist es sinnvoll zu versuchen, das Kirchenhandbuch der Überprüfung und Auslegung durch einen Richter zu unterwerfen, der keinerlei demonstrierbare Kenntnis der Christlichen Wissenschaft besitzt und von dem folglich nicht erwartet werden kann, daß er die religiösen Ziele und Implikationen versteht, um die es geht?

Mrs. Eddy drückt es folgendermaßen aus: „Wer die Christliche Wissenschaft versteht, kann die Kranken durch das göttliche Prinzip der Christlichen Wissenschaft heilen, und dieser praktische Beweis ist der einzig mögliche augenscheinliche Beweis dafür, daß man diese Wissenschaft versteht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 345. Es wäre nicht sinnvoll zu erwarten, daß ein Richter diese Anforderungen erfüllen kann. Sollte daher ein Richter gebeten werden, über Fragen zu urteilen, die nur durch die Anwendung der Christlichen Wissenschaft beantwortet werden können? Die Auslegung der Satzungen ist eine zutiefst religiöse Angelegenheit, die die eigentliche Struktur der Kirche berührt, den Kern dessen, was hinsichtlich der Gründung und Führung der Kirche — und das war Mrs. Eddys tiefste Überzeugung — Gottes Offenbarung Seines Gesetzes war.

Doch reicht es wirklich aus, sich auf Gebet zu verlassen, wenn wir eine Entscheidung der Kirche für falsch, ja für sehr falsch halten? Das menschliche Gemüt sagt normalerweise: „Nein, das ist wirklichkeitsfremd. Tu etwas! Tu, was du tun mußt. Zieh vor Gericht. Dafür sind die Gerichte da.“ Doch in der Christlichen Wissenschaft machen wir die Erfahrung, daß Gebet tatsächlich wirkt, daß wir mehr bewirken, wenn wir beten, als wenn wir uns der Schulmedizin oder anderen materiellen Heilmethoden zuwenden, und daß Gebet auch in jedem anderen Bereich des menschlichen Lebens — Kirchenangelegenheiten eingeschlossen — die besten Resultate erzielt.

Wenn Mrs. Eddy von uns verlangt, daß wir uns, was die Regierung unserer Kirche betrifft, auf Gebet verlassen statt auf die Macht der Wahlurne oder auf die Entscheidung eines Gerichts, fordert sie damit nicht auch, daß wir Rechenschaft geben über die Hoffnung, die in uns ist? Siehe 1. Petr 3:15. Daß wir, wenn es am meisten darauf ankommt, tatsächlich auf Gebet setzen, auf Gott und nicht auf menschliche Mittel und Wege? Wenn es hart auf hart geht, sind wir dann wirklich bereit zu beten, statt hart zuzuschlagen?

Ist dies nicht die grundlegende Lektion, die wir alle in der „Vorschule der Erde“ Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 486. lernen müssen, wie Mrs. Eddy dieses menschliche Dasein nennt? Wir lernen aus Erfahrung und — wenn wir weise genug sind — durch die Wissenschaft, daß wir unsere Probleme durch menschliche Anstrengungen nicht wirklich lösen können, daß wir uns an Gott wenden müssen und alles durch den tun müssen, der uns „mächtig macht“ Siehe Phil 4:13., nämlich Christus.

Läuft es so, wie von Mrs. Eddy vorgesehen? Ziemlich genau hundert Jahre lang hat ihr Kirchenhandbuch die Kirche mit Erfolg regiert, in den schwierigen Zeiten der jüngsten Vergangenheit ebenso wie in den Jahrzehnten davor.

Gebet wirkt tatsächlich. Und es wirkt in der Weise, die die Gründerin der Kirche Christi, Wissenschafter, im Sinn hatte; es regiert die Kirche durch Vertrauen auf das göttliche Gesetz und auf die göttliche Liebe und nicht durch Kreuzigung im Rahmen des menschlichen Gesetzes.

Im Hebräerbrief heißt es so treffend: „Denn das Gesetz brachte nichts zur Vollendung, doch die Herbeiführung einer besseren Hoffnung tat es, durch die wir uns zu Gott nahen.“ Hebr 7:19 (nach der englischen King-James-Bibel).

Der englische Originaltext ist im Christian Science Sentinel

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Mai 1995

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.