Oft Fängt Es so an: Du lernst jemand kennen, mit dem du ganz besonders gern zusammen bist. Ihr macht lange Spaziergänge, vertraut euch eure geheimsten Gedanken an und genießt die Augenblicke, die euch ganz allein gehören. Und ihr denkt fast die ganze Zeit aneinander — liebevoll und zärtlich.
Aber mit der Zeit genügen euch gemeinsames Spazierengehen, Kino oder Disco nicht mehr. Ihr wollt euer Innerstes teilen — und vielleicht gar euer ganzes Leben. Mit einem Wort: ihr entdeckt, daß ihr verliebt seid. Und daß ihr eines Tages vielleicht heiraten möchtet. Ja, manchmal kommt es euch fast so vor, als wärt ihr schon verheiratet.
Tatsache ist aber, daß ihr noch nicht verheiratet seid. Und daß es gute Gründe dafür gibt, daß ihr einfach jetzt noch nicht heiraten könnt. Ihr seid vielleicht noch zu jung oder habt eure Ausbildung noch nicht abgeschlossen.
Und damit stellen sich euch einige wichtige Fragen. So zum Beispiel: Wie können wir einander zeigen, was wir füreinander empfinden? Wie können wir unsere Liebe zueinander stärken und erhalten? Werden wir uns näherkommen, wenn wir körperlich miteinander intim werden? Und macht es wirklich einen Unterschied, ob wir jetzt schon sexuelle Beziehungen miteinander haben oder nicht, wo wir doch sowieso später heiraten werden?
Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, hilft es euch vielleicht, wenn ihr folgendes überlegt: Was war es denn, das euch zu Anfang zueinander gezogen hat? Was liebt ihr aneinander wirklich? Warum möchtet ihr euer Leben miteinander teilen?
Bei den meisten von uns liegen die Antworten auf solche Fragen weit tiefer als das, was wir mit den fünf körperlichen Sinnen erfassen — sie gehen weit hinaus über Haarfarbe, Größe, Gewicht und ähnliches. Überlegt doch einmal: Worauf kommt es euch an bei den Menschen, die euch wirklich etwas bedeuten — zum Beispiel bei eurer Mutter, eurem Vater oder eurem besten Freund oder eben auch bei dem Menschen, den ihr heiraten wollt? Wie würdet ihr diese Menschen jemandem beschreiben, der sie nicht kennt?
Ihr würdet wahrscheinlich von ihrer Intelligenz erzählen, ihrem Sinn für Humor oder ihren Talenten. Und vielleicht würdet ihr auch über tiefere Dinge sprechen — wie etwa darüber, daß diese Menschen sich als echte Freunde erwiesen haben. Daß sie euch geholfen haben, als ihr Hilfe brauchtet. Oder auch, daß sie immer das richtige Wort finden, damit ihr euch geliebt und glücklich fühlt.
Mit anderen Worten, worauf es dir und mir bei anderen Menschen am meisten ankommt, ist nicht ihre körperliche Erscheinung. Ihre geistigen, ihre gottähnlichen Eigenschaften sind es, die wir lieben — alles, was gut ist an ihnen, was ihr wahres Wesen als Söhne und Töchter Gottes ausdrückt. Und natürlich sollten wir das auch an uns schätzen! Was uns zu anderen so unwiderstehlich hinzieht, ist die liebevolle Art, wie sie uns behandeln, die Wärme und Schönheit unserer Freundschaft mit ihnen. Mary Baker Eddy beschrieb das Gefühl, das wir unseren liebsten Menschen gegenüber empfinden, einmal so: „Es würde uns sonderbar vorkommen, wenn ein Freund uns je anders als schön erschiene.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 248.
Wenn wir also mit einem Freund (und besonders mit dem Menschen, in den wir gerade verliebt sind) auf einer rein körperlichen Basis verkehren — übersehen wir dann nicht gerade das, was wir wirklich an ihm lieben? Lassen wir nicht die gottgegebenen Eigenschaften außer acht, die uns ursprünglich zu ihm hingezogen haben? Und kann es nicht passieren, daß uns die Körperlichkeit des anderen so ausschließlich wichtig wird, daß wir die geistige Mitte verlieren, die doch letzten Endes unsere Beziehung zusammenhält? Der materielle Aspekt kann den geistigen Aspekt — das, was unsere Liebe gerade so lebendig erhält — sogar völlig ersticken. Die Bibel lehrt uns, wie wir die Güte Gottes im Umgang miteinander zum Ausdruck bringen können. Durch ihre Lehren und durch das Licht, das die Christliche Wissenschaft auf sie wirft, können wir erkennen, wie richtig, wie natürlich — und wie sicher — es ist, unsere Beziehungen auf eine reine, eine geistige Grundlage zu stellen und bis nach der Eheschließung damit zu warten, unsere Liebe in der intimsten, persönlichsten Weise auszudrücken.
Hast du dir schon einmal überlegt, was eigentlich wahre Intimität ist? Die meisten Wörterbücher bezeichnen Intimität als Kommunikation in der tiefsten, aufrichtigsten Form. Es ist eine „gegenseitige Wertschätzung und Hingabe“, die das „innerste, das wahre Selbst“ berührt. Siehe Webster’s Third New International Dictionary. Doch die meisten von uns werden zugeben, daß physische, sexuelle Beziehungen an sich unser tiefstes, wahrstes, innerstes Selbst nicht wirklich berühren. Warum? Weil wir in Wahrheit geistig sind, nicht körperlich.
Vielleicht beschreibt der Dichter aus dem Hohenlied der Bibel diese wahre Geistigkeit wirklicher Liebe in gewisser Weise, wenn er sagt, daß „auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen.“ Hld 8:7.
Die Gute Nachricht, die Bibel in heutigem Deutsch bringt diese Stelle so: „Kein Wasser kann die Glut der Liebe löschen, und keine Sturzflut schwemmt sie je hinweg. Wer meint, er könne solche Liebe kaufen, der ist ein Narr, er hat sie nie gekannt.“ Und wenn wir geistige Liebe nicht mit materiellen Mitteln kaufen können, dann kann sie auch nicht auf rein materielle Weise ausgedrückt werden.
Nun denkst du vielleicht: „Na gut — aber was hilft mir das? Ich sehe es ja alles ein, aber ich denke, ich bin schon zu weit gegangen. Ich habe meinem Freund/meiner Freundin meine Zuneigung schon körperlich ziemlich eindeutig gezeigt. Ist es nicht zu spät, noch umzukehren?“
Ganz und gar nicht! Ich möchte dir von einem Bekannten von mir erzählen. Er hatte im Laufe der Jahre verschiedene Liebesbeziehungen, bei denen der Schwerpunkt ganz eindeutig auf körperlicher Liebe lag. Er fühlte sich im Grunde nie recht wohl dabei — und irgendwie wußte er auch, daß diese Dinge im Gegensatz standen zu dem, was er durch die Christliche Wissenschaft über die Reinheit des Menschen als das geistige Kind Gottes gelernt hatte. Und fast alle diese Bekanntschaften endeten unglücklich.
Schließlich bat der junge Mann einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft, mit ihm zu beten und ihm zu helfen, eine feste neue Grundlage für sein künftiges Leben als Ehemann und Vater zu finden. Der Grundton ihres gemeinsamen Gebets war der Gedanke aus Wissenschaft und Gesundheit: „ ... der Eckstein allen geistigen Bauens ist Reinheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 241. Der junge Mann machte es sich zur obersten Pflicht, der Wahrheit dieser Worte gemäß zu leben.
Und das Ergebnis? Er selbst faßte es folgendermaßen zusammen: „Ich weiß und ich fühle, daß ich endgültig von der Sinnlichkeit geheilt bin. Ich bin so dankbar, daß wir diese wundervolle Wissenschaft haben, die uns lehrt, wie und warum wir geheilt werden können. ... Es ist ein großartiger Schutz für jede Beziehung und eine Kraft zum Guten in der Welt — für den einzelnen und für alle —, wenn wir die körperliche Anziehung richtig einordnen lernen. Dieses Problem hat mich früher immer wieder daran gehindert, auf anderen Gebieten Fortschritte zu machen — vor allem im Geistigen.“
Dieser junge Mann hat sicherlich etwas von der Wahrheit der Worte Jesu erfaßt: „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.“ Mt 5:8.
Wenn er eines Tages heiratet, werden er und seine Frau ganz bestimmt die künftigen Kapitel ihrer Liebesgeschichte von einer soliden Basis aus weiterschreiben. Und bis dahin festigt er in sich die Wahrheiten einer geistigen Liebe, die nicht gleich vom ersten Sturm davongeweht wird. Dies ist eine Liebe, die unschuldig ist, denn sie beruht auf der allertiefsten Intimität — der Gemeinschaft mit Gott. Und diese Liebe können auch „viele Wasser“ niemals auslöschen.