Der Unterricht Hervorragender Lehrer ist durch einen besonderen Geist geprägt. Dieser befähigt sie, die Schüler zum Lernen zu motivieren, nährt in den Schülern den Wunsch, sich zu engagieren, und die Bereitschaft, anderen mit Liebe und Verständnis zu begegnen. Manchmal geschieht das in einem Umfeld, in dem es sonst kaum Anregungen dieser Art gibt — in dem Erziehungsangebote weitgehend fehlen. Die Erfolge dieser Erzieher weisen auf eine Form der Unterstützung hin, die jeder von uns den Schulen und den jungen Menschen zukommen lassen kann — unabhängig davon, welchen Beruf wir ausüben. Es ist an der Zeit, daß wir in unserem eigenen Interesse und im Interesse des Gemeinwesens unsere Wertschätzung und unseren Einsatz für wahre Bildung und Erziehung durch Gebet vertiefen.
Viele von uns haben zumindest etwas von dieser echten Bildung erfahren, wenn Lehrer oder Erzieher ebensoviel Einfluß auf unser Leben gehabt, wie sie uns Wissensstoff vermittelt haben. Müßten wir in Worte fassen, was diese Menschen uns gegeben haben, würden wir vielleicht sagen, daß wir viel durch die Liebe und Integrität, die sie uns vorlebten, gelernt haben — durch die Art und Weise, wie sie mit uns umgingen, wie sie uns halfen, unsere wahren Möglichkeiten, unsere wahre Aufgabe im Leben zu erkennen. Diese Eigenschaften beziehen ihre Macht vom göttlichen Geist, von Gott. Und wir helfen unseren Schulen am besten, wenn wir anerkennen, daß solche Eigenschaften Ausdruck des wahren Wesens des Menschen als Gottes Bild und Gleichnis sind und daher von Schülern wie Lehrern gleichermaßen beansprucht werden können.
Werden diese Eigenschaften gepflegt, führen sie im Leben des einzelnen Veränderungen herbei. Sie deuten auf die Tätigkeit des Christus hin, den Geist der Wahrheit und Liebe. Dieser Geist findet im Leben Christi Jesu den höchsten Ausdruck. Jesu Lehre ist von einzigartiger Macht und Autorität; er wandelte die Menschen um und heilte ihre Krankheiten. Doch er ließ niemanden darüber im unklaren, woher diese Macht stammte. Seinen Kritikern hielt er entgegen: „Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich.“ Joh 8:28.
Dem, was er hier sagt, folgen die bekannten Worte an seine Anhänger und Nachfolger: Ihr „werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh 8:32. Jesus verwies die Menschen konsequent zurück an Gott, die Wahrheit selbst, als einzig wahre Quelle der Intelligenz.
Durch sein Beispiel zeigte [Jesus], daß es nicht persönliche Brillanz, nicht der Intellekt oder Willenskraft ist, die lehrt, sondern Wahrheit, die direkt zum individuellen Bewußtsein spricht und uns die Augen für die geistige Natur des Menschen und seine Beziehung zu Gott öffnet.
Durch sein Beispiel zeigte er, daß es nicht persönliche Brillanz, nicht der Inteilekt oder Willenskraft ist, die lehrt, sondern Wahrheit, die direkt zum individuellen Bewußtsein spricht und uns die Augen für die geistige Natur des Menschen und seine Beziehung zu Gott öffnet. Die Fähigkeit, diese geistige Intelligenz zu vernehmen — diese Stimme der Wahrheit, die uns lehrt und umwandelt —, muß gepflegt werden. Denn daraus erwachsen die Lektionen, die uns und unsere jungen Leute am nachhaltigsten prägen. Wenn wir es uns selbst zur Gewohnheit machen, geistig zu lauschen, werden wir immer neue Gelegenheiten finden, hierzu einen Beitrag zu leisten.
Klingt dies mehr nach Sonntagsschule als nach öffentlicher Schule? Dann denken Sie daran, was Mary Baker Eddy sagt, die sich als Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft intensiv mit den Auswirkungen von Erziehung und Bildung auf die Gesundheit und das Wohl der Menschen befaßte. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt sie: „Akademische Bildung rechter Art ist vonnöten. Beobachtung, Erfindung, Studium und schöpferisches Denken erweitern den Horizont; sie sollten dazu beitragen, daß das sterbliche Gemüt über sich selbst hinauswächst, über alles, was sterblich ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 195.
Auf dem Feld der „Bildung rechter Art“ gibt es überraschende Möglichkeiten, aus einer beschränkten, persönlichen Auffassung von Intelligenz herauszuwachsen. Und es beginnt mit geistigem Lauschen. Vielleicht kann ein kleines Beispiel diesen Punkt erläutern.
Die Schule, die ich besuchte, bot in meinem Abschlußjahr einen Literaturleistungskurs an. Bedingung zur Aufnahme in diesen Kurs war die Teilnahme an einem stadt- und landesweiten Aufsatzwettbewerb. Mir lag viel an diesem Kurs. Ich fühlte mich den Diskussionsrunden durchaus gewachsen; doch meine ganze Schulzeit hindurch hatte ich mich im Aufsatzschreiben nicht besonders hervorgetan. Aber in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft hatte ich immer besser gelernt, wie man angesichts von Herausforderungen betet. So beschloß ich, meine Probleme beim Abfassen dieses Aufsatzes im Gebet anzugehen. Dabei kamen mir mehrere gute Einfälle. Ich arbeitete mit den Ideen, die mir kamen, und schrieb den Aufsatz.
Ich wäre schon glücklich gewesen, nur in den Kurs aufgenommen zu werden. Doch mein Aufsatz gewann den ersten Platz in unserer Stadt und den zweiten im ganzen Land. Als Preis erhielt ich ein Stipendium, das meine Hochschulausbildung mitfinanzierte. Niemand war überraschter als ich.
Dieses kleine Erlebnis war für mich ähnlich entscheidend wie für Mose die Begegnung mit dem brennenden Busch, der nicht verzehrt wurde. Siehe 2. Mose, Kap. 3. In der Bibel wird berichtet, daß Mose näher trat, um herauszufinden, was vor sich ging, und daß er die Stimme Gottes hörte. Das Erlebnis lehrte ihn zeitlose Lektionen über die göttliche Natur und über seine Fähigkeit, Gott auszudrücken.
Was meinen „brennenden Busch“ angeht, so bin ich nicht über Nacht erneuert worden — weder als Schülerin noch als Autorin. Ich mußte mich viele Male an dieses Erlebnis erinnern, um das, was Gott mich lehrte, besser zu verstehen. Während meines Hochschulstudiums und in meiner beruflichen Laufbahn habe ich jedoch die Lehren aus dieser Erfahrung weiter vertiefen können. Sie halfen mir bei Prüfungen, und da besonders einmal, als die Versuchung zu schummeln sehr groß war. Ich konnte auf sie zurückgreifen, wenn ich unter großem Termindruck stand. Und sie brachten Klarheit, wenn ich nur begrenzte Mittel zu haben schien, um Konflikte zu lösen oder finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.
Wahre Erziehung und Bildung bedeutet, daß wir den Glauben an persönliche Begabung und Intelligenz aufgeben und dafür die Fähigkeit des Menschen, Gott auszudrücken, beanspruchen.
Durch diese Lehren wurde mir zweierlei klar. Wahre Erziehung und Bildung bedeutet, daß wir den Glauben an persönliche Begabung und Intelligenz aufgeben und dafür die Fähigkeit des Menschen, Gott auszudrücken, beanspruchen. Wahre Bildung heißt ferner, daß wir selbstlose Ziele verfolgen, frei von Selbstgefälligkeit und Selbstverherrlichung. Wahres Lernen setzt uns in die Lage, nach den zwei großen Geboten der Bibel zu leben: Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt zu lieben und unseren Nächsten wie uns selbst. Siehe Mt 22:35–40.
Unser stilles, lauschendes Gebet schafft die Bedingungen, unter denen wir von der Wahrheit gelehrt werden können, und so lernen wir mehr von der unbegrenzten, alles umfassenden Natur wahrer Intelligenz. „Laßt das Gemüt in euch sein, das auch in Christus Jesus war“, ermahnt uns Paulus im Philipperbrief. Phil 2:5 (nach der engl. King-James-Bibel). Als Jesus sagte, er könne nichts von sich selber tun, ging es ihm darum, daß Gott die Quelle seiner Intelligenz war. Was ihn führte, prägte und in seinem Leben Ausdruck fand, war Gott, das göttliche Gemüt.
Je mehr wir Gemüt, Wahrheit, zu unserem Lehrer machen, desto mehr erleben wir, daß wir keine hilflosen, unfähigen oder nur mäßig begabten Menschen sind, die vom göttlichen Gemüt Hilfe erbitten. Wir erkennen, daß wir tatsächlich der geistige Ausdruck des Gemüts sind. Wir leben, um Zeugnis davon abzulegen und offenkundig zu machen, was das göttliche Gemüt ist. Geistige Intelligenz auszudrücken, das ist der Sinn und Zweck unseres Lebens.
Welch unbegrenztes Potential in diesem Lebenszweck liegt, wird uns klar, wenn wir die wahre Beziehung von Gott und Mensch besser verstehen lernen. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es dazu: „Gott bringt im Menschen die unendliche Idee zum Ausdruck, die sich immerdar entwickelt, sich erweitert und von einer grenzenlosen Basis aus höher und höher steigt. Gemüt offenbart alles, was in der Unendlichkeit der Wahrheit existiert.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 258.
Wenn wir Kontakte zu einer Schule haben, können unsere Bemühungen, mehr Liebe zum Menschen als der Idee des einen Gemüts zum Ausdruck zu bringen, unser Vorgehen auf Elternabenden, Schüler-Lehrer-Begegnungen und Konferenzen tiefgreifend verändern. Dabei hat das, was wir sagen, nicht annähernd soviel Einfluß auf die Qualität des Unterrichts wie das, was wir an uns und an anderen lieben. Und ob wir nun im Erziehungsfeld tätig oder lediglich interessierte Bürger sind, unser Gebet und unsere christliche Liebe können dazu beitragen, die Schule und das Bildungswesen zu reformieren, denn diese Liebe fördert die Anerkennung wahrer Männlichkeit und Weiblichkeit. Sie erschließt dem Denken neue Wege, gibt bestehenden Bildungsinstitutionen neue Impulse. Sie gibt die Disziplin, Selbstachtung und Hoffnung, die nötig sind. All unsere Kontake — in und außerhalb der Schule — sollten von diesem Geist geprägt sein. Wir alle haben die Möglichkeit, auf diese Weise hervorragende Lehrer und Erzieher zu sein.
