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Wichtige Losungsworte

Aus der Juni 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jana wohnte gleich nebenan, und wir waren die allerbesten Freundinnen. Wir hatten einen Geheimklub — nur Jana und ich und unsere Stoffpuppen Anni und Polly. Janas Vater hatte uns erlaubt, einen leeren Hühnerstall als „Klubhaus“ zu benutzen. Um hineinzukommen, mußte man dreimal klopfen und dann ein Losungswort sagen. Diese Losung sagte dem Wächter, ob ein Freund oder ein Feind draußen stand. Wenn man das richtige Wort sagte, durfte man eintreten.

Jana und ich verbrachten viel Zeit damit, uns immer neue Losungen auszudenken, weil mein Zwillingsbruder uns dauernd nachspionierte. Und wenn er unsere Losung herausbekam, dann überfiel er uns mit seinen Freunden und ärgerte uns. Es kam schließlich soweit, daß wir uns jeden Tag ein neues Losungswort ausdachten.

Dann fuhr Jana in den Ferien fort. Während ihrer Abwesenheit machte ich eine lange Liste von Losungen. Jeden Abend vor dem Einschlafen schrieb ich neue dazu. Die Liste versteckte ich unter meinem Kopfkissen, damit mein Bruder sie nicht erwischte. Ich konnte es kaum abwarten, daß Jana zurückkam, damit ich ihr die Riesenliste zeigen konnte.

Am Tag vor Janas Rückkehr regnete es. Ich langweilte mich schrecklich, und außerdem hatte ich schlechte Laune. (Meine Mutter sagte, ich sei ungenießbar.) Nach dem Mittagessen war ich sehr wütend auf meinen Bruder, und ich brüllte so laut ich konnte. (Zuhauen durften wir nicht.) Mein Bruder stürmte zur Hintertür hinaus und knallte sie so hart zu, daß das Türfenster zerbrach.

Mutti kam ins Haus und war natürlich alles andere als erfreut über uns. Sie schickte mich in mein Zimmer. „Du mußt dich erst einmal gründlich besinnen, meine Liebe“, sagte sie, „dann kannst du wieder rauskommen — eher nicht.“

„Gründlich besinnen“ — so nannte es Mutti immer, aber ich wußte, sie meinte beten. Sie merkte es immer sofort, wenn meine Gedanken weit weg von Gott waren. Aber an diesem Tag versuchte ich nicht einmal, darauf zu hören, was Gott mir sagte, sondern blieb in ganz miesen Gedanken stecken. So etwa, daß ich doch allen Grund hätte, sauer zu sein, was es für eine Plage sei, einen Bruder zu haben, und daß niemand mich versteht, ja mich nicht einmal verstehen wollte.

Ich ging auf mein Zimmer. Von Zeit zu Zeit rief meine Mutter herauf und fragte, ob ich mich schon besonnen hätte. „Nein“, knurrte ich nur und bedauerte mich weiter — und kratzte mich, weil ich plötzlich überall dicke rote Flecken hatte.

Als ich mich endlich ein bißchen beruhigt hatte, kam Mutti zu mir. Ohne ein Wort zu sagen, schloß sie mich in die Arme und wusch mir das verweinte Gesicht. Dann legte sie mir den Arm um die Schulter und begann über Losungsworte zu reden. Sie sagte, sie habe bemerkt, wie sorgfältig ich die Tür unseres Klubhauses bewachte. Und genauso aufmerksam müsse ich die Tür meines Denkens bewachen.

„Du willst doch keine Räuber in deinem Klubhaus haben“, sagte sie, „also laß sie auch nicht in dein Denken. Schlechte Gedanken — haßerfüllte, kranke, gemeine, ängstliche, selbstsüchtige — sind Räuber. Sie kommen nicht von Gott, dem Guten. Räubergedanken sind auch nicht unsere Gedanken, weil wir ja Sein Bild sind und Ihn widerspiegeln. Du denkst vielleicht, sie kämen aus dir, weil sie sich als deine Gedanken maskiert haben. Aber in Wirklichkeit sind es nicht deine. Du mußt dich immer an das halten, was Gott, das Gute, über dich weiß, dann kannst du sofort jeden Eindringling erkennen, der dir den Frieden, die Freude und die Gesundheit stehlen will.“

„Schau mal“, sagte Mutti, „diese Losungsworte werden dir helfen.“ Sie schrieb zwei Worte auf einen Zettel und gab ihn mir. Ich las laut, was da stand: Wahrheit und Liebe.

Ich hatte in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelernt, daß diese Worte, wenn die Anfangsbuchstaben fettgedruckt sind, Gott bedeuten. Und ich hatte auch gelernt, daß nur das wahr ist, was von der Wahrheit kommt, und daß alles, was von der Liebe kommt, gut ist.

Mutti gebrauchte noch ein anderes Synonym für Gott, als sie mir nämlich erklärte, daß Er in Wirklichkeit das einzige Gemüt ist, das es gibt. Daher sind nur Seine Gedanken — gute und liebevolle — auch wirklich meine Gedanken. Und Er — Wahrheit und Liebe — ist immer bei mir und zeigt mir, welche Gedanken Freunde und welche Feinde sind.

„Benutz also deine Losungsworte“, sagte Mutti. „Wenn du dir nicht sicher bist, ob ein Gedanke, der dir kommt, von Gott ist, dann setz einfach im stillen dazu:, ... sagt Gott'. Wenn der Gedanke nicht zu dem paßt, was du über Gott, über Wahrheit und Liebe weißt, wenn er also nicht gut, liebevoll und weise ist, dann übe dein Wächteramt aus, und laß ihn nicht in dein Denken ein.“

Mutti sagte, ich solle die Bibel, die immer auf meinem Nachttisch lag, bei den Psalmen aufschlagen. Ich las einen Vers laut vor: „Herr, behüte meinen Mund und bewahre meine Lippen“ (141:3). Dann ging meine Mutter wieder, damit ich noch einmal gründlich darüber nachdenken konnte — und diesmal tat ich das auch.

Ich nahm mir den Tip zu Herzen, den mir Mutti gegeben hatte, und setzte zu allen Gedanken, die mir kamen, „. .. sagt Gott“ hinzu. Das war eine große Hilfe. Kann man sich vorstellen, daß Gott sagt: „Ich bin krank“ oder: „Niemand mag mich“ oder: „Laß mich in Ruhe“? Absolut nicht! Alle Seine Gedanken sind gut, und nur Seine Gedanken sind wirklich und haben Macht. Sie sind immer rein, harmonisch und intelligent.

Als ich mit meinem Gebet fertig war, war es Zeit zum Abendbrot. Ich war nicht mehr wütend oder traurig. Und auch all die roten Flecken waren weg und kamen nie wieder.

An diesem Tag habe ich etwas sehr Wichtiges über das Bewachen meiner Gedanken gelernt. Lange Zeit hatte ich Muttis Zettel in der Tasche — nicht, weil ich sonst die Worte vergessen hätte, sondern weil ich nie vergessen wollte, sie zu benutzen!

Noch heute gebrauche ich die beiden Losungsworte — Wahrheit und Liebe — ständig. Wenn ich die Tür meines Denkens aufmerksam bewache, fühle ich mich ruhiger und glücklicher.

Nach meiner Unterhaltung mit Mutti fand ich einen Satz von Mary Baker Eddy, der Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit, der in ihrem Buch Vermischte Schriften (S. 135) steht. Er fängt so an: „Unsere Losungsworte sind Wahrheit und Liebe, und wenn wir in diesen beharren, werden sie uns ganz erfüllen.. .“ (Vielleicht hatte Mutti ihre Idee daher.) Auf jeden Fall bin ich wirklich dankbar, daß sie mir diese Losungsworte gegeben hat!

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